Gerd Pfeiffer

Gerd Pfeiffer

Gerd Pfeiffer (* 22. Dezember 1919 in Striegau, Schlesien; † 1. Februar 2007 in Karlsruhe) war von 1977 bis 1987 Präsident des Bundesgerichtshofs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, in dessen Verlauf Pfeiffer fünfmal verwundet worden war, studierte er von 1945 bis 1948 an der Universität Erlangen Rechtswissenschaften; 1948 wurde er an der juristischen Fakultät zum Dr. iur. promoviert.

Nach dem Ablegen des zweiten juristischen Staatsexamens trat Pfeiffer in den Justizdienst des Landes Bayern ein. Von 1952 bis 1958 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Bundesverfassungsgericht abgeordnet, danach war er als Richter am Landgericht München I und am Oberlandesgericht München tätig.

Pfeiffers Ernennung zum Bundesrichter erfolgte am 7. April 1966. Das Präsidium wies ihn dem 1. Strafsenat des Gerichts zu, dessen Vorsitz als Senatspräsident er am 5. März 1970 übernahm. Am 3. November 1976 wurde er zum Vizepräsidenten des Bundesgerichtshofs und ein Jahr später, am 1. Oktober 1977 als Nachfolger von Dr. Robert Fischer zum Präsidenten des Gerichts ernannt. In dieser Funktion übernahm Pfeiffer den Vorsitz im Kartellsenat des Bundesgerichtshofs.

Im Jahr 1979 wurde er als Festredner für die Hundert-Jahr-Feier der Gründung des Reichsgerichts ausgewählt. In seinen Ausführungen gelang ihm ein bemerkenswerter Spagat. Er musste zum einen die konservative Rechtstradition bis 1933 gut heißen, zum anderen die faschistische Rechtsanwendung brandmarken und auf die Rechtsentwicklungen seit 1945 eingehen.[1]

Für seine juristische Kompetenz und Entschiedenheit im Strafrecht wurde er sehr geachtet. Diese Fähigkeiten brachte er auch als Vorsitzender der Ethik-Kommission in Freiburg auf, ebenso als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Ausstellung Justiz und Nationalsozialismus im Jahre 1989. Er wandte sich gegen Tendenzen, das Strafrecht unverhältnismäßig zu verschärfen. Auch gegen die Kronzeugenregelung trat er auf, die der damalige Innenminister Friedrich Zimmermann verfolgte.

Pfeiffer, Honorarprofessor an der Universität Hagen, trat am 31. Dezember 1987 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Walter Odersky. Pfeiffer war der erste Sozialdemokrat an der Spitze des Bundesgerichtshofs.

Von 1988 bis 1993 war er Vorsitzender des Trägervereins für das Rechtshistorische Museum Karlsruhe.

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Klaus Tiedemann, Otto Friedrich Frhr. von Gamm, Peter Raisch: Strafrecht, Unternehmensrecht, Anwaltsrecht. Festschrift für Gerd Pfeiffer. Zum Abschied aus dem Amt als Präsident des Bundesgerichtshofes. Heymann, Köln u. a. 1988, ISBN 3-452-20938-5.
  • Thomas Fischer: Gerd Pfeiffer † 1. Februar 2007. Nachruf. In: Journal der Juristischen Zeitgeschichte. 1. Jahrgang, Heft 3, 2007, ISSN 1863-9984, S. 101–103.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel. Heft 7, 2007

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfeiffer (Familienname) — Relative Häufigkeit des Familiennamens Pfeiffer in Deutschland (Stand: Mai 2010) Pfeiffer ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name Pfeiffer ist abgeleitet von der musikalischen Berufsbezeichnung des „Pfeifers“. Eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Bertram Pfeiffer — (* 8. Dezember 1797 in Neukirchen, heute Leverkusen; † 2. April 1872 in Bonn) war ein deutscher Politiker. Leben Bis zum 10. Oktober 1833 war Pfeiffer Generalintendant und Sekretär von Friedrich Wilhelm von Redern in Berlin. An diesem Tag wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pf — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • BGH — Dieser Artikel beschreibt den Bundesgerichtshof in Deutschland. Für den historischen Bundesgerichtshof in Österreich, siehe Bundesgerichtshof (Österreich). Bundesgerichtshof Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde …   Deutsch Wikipedia

  • Bgh — Dieser Artikel beschreibt den Bundesgerichtshof in Deutschland. Für den historischen Bundesgerichtshof in Österreich, siehe Bundesgerichtshof (Österreich). Bundesgerichtshof Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde …   Deutsch Wikipedia

  • Odersky — Walter Odersky (* 17. Juli 1931 in Neustadt (Oberschlesien), heute Prudnik, Polen) war als Nachfolger von Gerd Pfeiffer von 1988 bis 1996 Präsident des Bundesgerichtshofs. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bundesrichter — An den obersten Gerichtshöfen des Bundes haben als Richter unter anderem gewirkt: Inhaltsverzeichnis 1 Richter am Bundesgerichtshof 1.1 Präsidenten 1.2 Vizepräsidenten 1.3 Vorsitzende Richter 1.4 Richter …   Deutsch Wikipedia

  • 1. Feber — Der 1. Februar (im Süden des deutschsprachigen Raumes auch: 1. Feber) ist der 32. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 333 Tage (in Schaltjahren 334 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Bayerisches Oberlandesgericht München — Gerichtsgebäude in der Prielmayerstr. 5 Gerichtsgebäude in der Schleißheimer Str. 139 Das Oberlandesgericht München ist neben dem …   Deutsch Wikipedia

  • KPD-Verbot — Das KPD Verbot von 1956 war das zweite Parteienverbot in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, nachdem die Sozialistische Reichspartei (SRP) 1952 verboten worden war. Es führte zur Zwangsauflösung der Kommunistischen Partei Deutschlands… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”