- Germain Muller
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Germain Muller (* 11. Juli 1923 in Straßburg; † 10. Oktober 1994 ebenda) war ein elsässischer Kulturpolitiker sowie ein sehr populärer Kabarettist, Dichter und Theaterautor. Gemeinsam mit Mario Hirlé und Raymond Vogel gründete er 1946 das Straßburger Theater «Le Barabli», das er bis 1988 leitete.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Muller ist nach wie vor der bekannteste Elsässer Kabarettist. Mit seinem Theater «Le Barabli» (le parapluie: Regenschirm) schrieb er sich in die Herzen der Elsässer und in die elsässische Kulturgeschichte ein. Er begann eine Schauspielausbildung in Bordeaux und beendete sie am Badischen Staatstheater Karlsruhe. 1943 wurde Muller dort von der Wehrmacht eingezogen, doch er desertierte. Als Teilnehmer der 1. Armee unter Führung von General De Lattre de Tassigny war er unter den Befreiern von Straßburg. Muller wurde beigeordneter Bürgermeister beim damaligen Straßburger Bürgermeister Pierre Pflimlin in Straßburg. Nach dem politischen Tagesgeschäft ging Muller abends in sein Kabarett und verspottete dort die Politik in Stadt und Land, machte also politisches Kabarett über eine kabarettreife Politik. An die 80 Mal pro Jahr trat der Straßburger Kulturbürgermeister in seinem Kabarett Barabli auf. Schon 1946 gründete er zusammen mit Mario Hirlé diese Bühne, auf der er auch selbst bis 1988 auftrat. Mario Hirlé war auch der Komponist aller Melodien (über 350); in Trossingen hatte er bei Hohner mit Hugo Herrmann Musik studiert.
Mullers Leit-, Leid- und Lebensthema war die allzu oft bedrängte Mittellage der Elsässer zwischen den Franzosen und den Deutschen. Zu seinen Übersetzungen zählt u.a. Bert Brechts «Kleinbürgerhochzeit» auf Elsässisch („E gfitzti Hochzitt“). Heute werden zu seinen Ehren Elsässer Schulen und Theater nach ihm benannt. Er erweiterte damit die französische Tradition eines Politikers und zugleich Intellektuellen, eines Beamten und „homme de lettres“, was in Deutschland immer noch ungewöhnlich ist.
Zitate
- „Ein guter Elsässer ist das Gegenteil vom "Contraire"“. G. Muller (überliefert von Ronald Hirlé)
- Mullers Definition der Elsässer:
„Wos isch a Elsasser?“ „A Elsasser isch a Elsasser.“ „Wos isch a gueter Elsasser?“ „A gueter Elsasser isch a Franzos.“ „Wos isch a ganz gueter Elsasser?“ „A ganz gueter Elsasser isch fascht schon a halver Schwob (Deutscher)“. - Mullers Spott auf die elsässische Gutmütigkeit:
„Herr General de Gaulle, bitte bitte, treten Sie uns noch ein wenig in den Arsch!“
- Siffer zur Herkunft des Kabarettnamens "Barabli":
"Barabli": Allein schon der Name des Kabaretts war satirisch-programmatisch. Während des Ersten Weltkriegs hatten die elsässischen und die deutschen Kriegsgefangenen nicht denselben Status. Die Elsässer waren ja annektiert worden und galten als "falsche Franzosen, die deutsch sprachen". Da gab es einen Pfarrer, er hieß Vetele, glaube ich. Wenn er seinen Regenschirm hochhielt, sagten die Elsässer "s'isch a Barabli", wie man im Elsass sagt (Ableitung von "parapluie"), während die Deutschen "Regenschirm" und die aus dem Badischen "Schirm" sagten. Wenn die deutschen Kriegsgefangenen sich als Elsässer ausgeben wollten, um besseres Essen zu bekommen, sagten sie "s'isch a Schirm", und schon wusste man, dass das keine Elsässer waren. Aufgrund dieser Geschichte gab Germain Müller seinem Kabarett den Namen "Barabli".[1]
Werke
- 1964: Enfin ... redde m'r nimm devun. Tragi-comédie alsacienne en 11 tableaux. Strasbourg-Neudorf: Imprimerie Jenny, 22 Bl.
- Hoffet, Frédéric et Muller, Germain (1973): Psychanalyse de l'Alsace. Texte de 1951, augm. d'une preface de l'auteur et d'un avant-propos de Germain Muller. Colmar: Édition Alsatia, 214 S.
- 1978: Straßburg. Stadt der Begegnungen. Karlsruhe: Braun, 131 S., zahlr. Ill.
- 1999: Le fou de l'Alsace. Colmar: Bentzinger, Collection le Stammdisch, 95 S., ISBN 2-906238-86-4
- 1999: Coups de gueule. Poèmes et chansons. Colmar: Do Bentzinger Verlag, 121 S., ISBN 2-906238-81-3
- D'r Contades Mensch oder Von der Unbequemlichkeit Elsässer zu sein - Theaterstück
Sekundärliteratur
- Jenny, Bernard: Germain: „en Alsace le contraire est toujours vrai.“ Colmar: Do Bentzinger 1997, 510 S., Ill. - Biographie Mullers
Medien
- Wieland Backes (1990): Tomi Ungerer mit Alexa Franke, Germain Muller, Roger Siffer und seinen Freunden. Regie: Brigitte Dimter. Produktion: Süddeutscher Rundfunk Stuttgart, 93 Min.
- Barabli Hit. Hommage à Muller: CD von elsässischen Musikern mit Chansons von Germain Muller
Einzelnachweise
Weblinks
- Literatur von und über Germain Muller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf Mullers
- Programmheft der 'elsässischen' «Kleinbürgerhochzeit», PDF-Datei (167 kB)
- „Elsässer müssten mehr brüllen“, Badische Zeitung, Samstag, 6. September 2003, Interview mit Roger Siffer
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