- Gertraudenstraße
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Die Gertraudenstraße im Berliner Ortsteil Mitte verlängert die Linie des über die Spree führenden Mühlendamms, der am Fischmarkt (heutige Kreuzung Breite Straße) endet, nach Südwesten über die Gertraudenbrücke bis zum Spittelmarkt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Gertraudenstraße (frühere Schreibweise Gertraudtenstraße)[1] gehörte zum Zentrum des alten Cölln, genauso wie die nicht mehr existierenden bedeutenden Gebäude der damaligen Zeit. An der Südwestseite des Fischmarktes stand das alte Rathaus, das von 1710 bis 1723 durch einen Neubau ersetzt wurde. Dieses Bauwerk war am Ende des 19. Jahrhunderts allerdings der Stadtplanung im Wege und wurde abgerissen. Von der Gertraudenstraße tangiert wurde der zentral gelegene Petriplatz mit der um 1200 als romanische Basilika errichteten und 1853 durch einen Neubau im neugotischen Stil ersetzten Petrikirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg war von der Kirche nur eine Ruine übrig geblieben, die 1964 abgetragen wurde.
Die ursprüngliche Brücke über den hier 18 Meter breiten Spreearm war eine 1737 erbaute, mit Basaltlava verkleidete, Konstruktion für Fußgänger. Auch die heutige – 1895/1896 errichtete – ‚alte‘ Gertraudenbrücke dient inzwischen nur noch dem Fußgängerverkehr. In der nördlichen Brüstung steht auf hohem Sockel zur Erinnerung an das 1871 aufgegebene Gertraudenhospital am Spittelmarkt das Standbild der Heiligen Gertrud: Sie ist die Patronin der Reisenden, und in dem Standbild reicht sie einem Wanderer einen Trunk. 1977 wurde seitlich der alten Brücke eine schmucklose Autobrücke erbaut.
In der Gertraudenstraße verkehrten um 1900 bereits elektrische Straßenbahnen. 1901 eröffnete James Cloppenburg das erste Peek & Cloppenburg-Haus (P&C) in der Nähe des am Spittelmarkt befindlichen Geschäftszentrums für Textilgewerbe, Konfektion und Färberei. Schon 1840 hatte David Leib Levin in der Gertraudenstraße 11 eine Fabrik für Damenmäntel gegründet; er zählte zu den prominenten Mitbegründern der Berliner Konfektion.
Von 1973 bis 2000 war die Großgaststätte Ahornblatt ein Blickfang an der Gertraudenstraße.
Nutzungen
Der Berliner Senat plant, die historische Mitte der Stadt in ihren Grundzügen wieder herzustellen (siehe: Planwerk). Die Gertraudenstraße soll auf ihre alte Breite reduziert und wieder über die historische Brücke geführt werden.[2] Der ursprüngliche Straßenverlauf lässt sich an dem einzigen erhaltenen Gebäude an der ‚alten Gertraudenbrücke‘ ablesen. Das 1898 fertiggestellte Wohn- und Geschäftshaus wurde von Max Jacob und Georg Roensch für Wilhelm Müller errichtet, der hier jahrzehntelang eine Goldwarengroßhandlung betrieb. Der neugotische Stil des Hauses war von den Architekten mit Bezug auf die Petrikirche gewählt worden. Im Jahr 2002 ließ der südbadische Unternehmer Karlheinz Hurle das Haus sanieren. In Anlehnung an seine historische Nutzung trägt es seitdem den Namen Juwel-Palais.
Literatur
- Markus Sebastian Braun (Hrsg.): Berlin – Der Architekturführer. S. 78, Verlagsgruppe Econ Ullstein List, München 2001, ISBN 3-88679-355-9.
- Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 86, 131.
Weblinks
- Gertraudenstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Einzelnachweis
- ↑ Berliner Adressbuch (online) von 1840; S. 2
- ↑ Maßnahme Gertraudenstraße/Breite Straße PDF-Datei. (351 kB)
52.51305555555613.404444444444Koordinaten: 52° 30′ 47″ N, 13° 24′ 16″ OKategorien:- Straße in Berlin
- Berlin-Mitte
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