Gesmold

Gesmold
Gesmold
Stadt Melle
Wappen von Gesmold
Koordinaten: 52° 13′ N, 8° 16′ O52.2105555555568.2727777777778Koordinaten: 52° 12′ 38″ N, 8° 16′ 22″ O
Fläche: 28,7 km²
Einwohner: 3.355 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 49326
Vorwahl: 05422
Karte

Lage von Gesmold in Melle

Gesmold ist ein Stadtteil von Melle in Niedersachsen und befindet sich zwischen dem Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge. Der Mittelpunkt des Ortes ist die katholische Kirche St. Petrus zu den Ketten und eine Femlinde.
Gesmold besitzt mit einer eigenen Auffahrt zur Bundesautobahn A 30 (Europastraße 30) eine gute Verkehrsanbindung (westliche Richtung Osnabrück, östliche Richtung Hannover).

Inhaltsverzeichnis

Gemeindegliederung

Bauernschaften:

  • Dratum
  • Ausbergen
  • Dratum-Ausbergen
  • Üdinghausen
  • Warringhof
  • Üdinghausen-Warringhof
  • Uhlenberg
  • Wennigsen

Geschichte

Schloss Gesmold am Fluss Else
Ostansicht des Schlosses

Bereits vor dem Jahre 800 besiedelten engrische und westfälische Einwanderer kleine Lichtungen des bis dahin noch unerschlossenen Gesmolder Raumes. Sie bevorzugten windgeschützte Abhänge der Hügel (Brinke) in Wassernähe, vermieden aber die Niederungen. Das unwegsame Gelände der Flüsse Hase, Else und Uhle teilte das Gebiet als natürliche Grenze. Im Westteil des Ortes entstand die älteste Siedlung Dratum (Drohten) mit zunächst fünf Höfen. Im Osten am Bomsbrink entstand die Siedlung Wennigsen (Wanninghusen) mit acht Höfen. Westlich vom Loh, einer alten germanischen Kultstätte, entstand das Urdorf Westberghöfen (Westeborn) mit zwei Höfen. Am Königsbach entstand die lockere Siedlung Ausbergen (Osteburen) mit fünf Höfen. Am Sauerbach entstand die Bauernsiedlung Üdinghausen, nach Udo benannt, mit fünf Höfen. Die Schwarmsiedlung Warringhof (Herrenhof des Warning) war die jüngste der Siedlungen mit zunächst vier Bauernhöfen.

Um das Jahr 1000 legten Franken an der alten westöstlichen Heerstraße entlang dem Wiehengebirge am Loh einen Meyerhof an, der zur Beaufsichtigung und zum Schutz der Wege von Osnabrück über Gesmold und Melle nach Herford diente. Die Ansiedlung erhielt den Namen „Gesmelle“, frei übersetzt „Hof vor Melle“. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1160. Zu dieser Zeit gab es bereits die Bauerschaften: Wennigsen, Westberghöfen, Dratum, Ausbergen und Üdinghausen[1].

1160 erhielt Bernhard von Gesmel vom Osnabrücker Bischof zur Abwehr von Gefahren das Recht, eine Burg zu errichten. Im Sumpfgelände an der Else wurde auf Eichenstämmen ein Wohn- und Wehrturm erbaut und mit drei breiten Gräben gesichert. Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert wurden weitere Hofstellen errichtet. Etwa um 1600 war die bäuerliche Eigenbesiedlung von Gesmold abgeschlossen.

Einwohnerentwicklung

Die Wohnbevölkerung der Gemeinde Gesmold mit Gebietsstand vom 27. Mai 1970: [2]

Datum Einwohner
17. Mai 1939 670
13. September 1950 1082
6. Juni 1961 1193
27. Mai 1970 1546

Sehenswertes

St.-Petrus-Kirche

Bereits 1510 wurde in der Dorfmitte eine einschiffige Kirche erbaut. Die Kirche umgibt bis auf den heutigen Tag der Friedhof. Das Patronat der Kirche heißt Petrus ad vincula (St. Petrus zu den Ketten). 1835 beauftragete der damalige Pastor Mathias Schürmann den aus Dendermonde stammenden Architekten Bruno Emanuel Quaet-Faslem, eine neue Kirche zu bauen. Als Vorbild diente das römische Pantheon, ein antiker Kuppelbau. Quaet-Faslems Konzept wandelte die Rundform in eine zwölfeckige klassizistische Kirche ab. Am 15. September 1835 war die Grundsteinlegung. Der alte Kirchturm sollte erhalten werden, er stürzte jedoch am 7. Mai 1836 ein. Am 1. Adventssonntag desselben Jahres wurde die neue Kirche feierlich geweiht. Der Turm, ein quadratischer Unterbau mit zwei achteckigen Obergeschossen, wurde 1838 fertig gestellt.

Hauptartikel: St.-Petrus-Kirche (Gesmold)

Die Femlinde

Wappen

Bereits in der frühen Dorfsiedlung stand auf einem Versammlungshügel vor der Küsterei eine Linde, unter der das Burgericht, die Burstie, abgehalten wurde. Der Richter war der Gesmolder Schlossherr. Die Bauern, nach deren Auskunft und Mitsprache er Gericht sprach, umstanden ihn dabei. Schlossherr Hermann von Amelunxen erneuerte den Steinkranz, der die Linde umgab, und ließ eine starke Mauer mit Sitzplatten und elf Eckpfeilern bauen. Am Eingang der Gerichtslinde hängen an einer Kette zwei Steinblöcke, die Schand- oder Lästersteine. Es ist nicht bekannt, dass jemals ein Verurteilter am Pranger stehen musste. Eher war er ein Zeichen der im Freien Hagen erstrebten Gerichtsbarkeit zu Haut und Haar - zu Hals und Hand.

Die Tradition der Burstie lebt bis heute weiter. Am Sonntag nach dem Johannistag ruft die große Kirchenglocke zur Versammlung, der Mittsommerburstie. Heute wird nicht mehr beratschlagt, sondern man trifft sich zu einem Fest. Dabei empfängt der Pfarrer das Burlicht und der Küster einen Weizenstuten (Brotlaib). Die Femlinde stellt durch die Zeiten ein Symbol dörflicher Gemeinschaft dar. Sie ist zugleich das Symbol des Ortswappens.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Bifurkation der Hase (links) und Else (rechts)
  • Das Schloss Gesmold, erbaut zunächst als Fliehturm im 13. Jahrhundert, wurde 1544 zu einem Schloss ausgebaut. In der Barockzeit wurde um das Wasserschloss ein Park angegelgt. Der Fluss Else speist den Wassergraben des auf Holzpfählen stehenden Gebäudes. Die Anlage ist unmittelbar an der A 30 nördlich vom Ortskern gelegen.
  • Die Bifurkation, wo vom Fluss Hase ein zweiter Fluss Else abzweigt. Die Hase fließt weiter in Richtung Osnabrück und mündet bei Meppen in die Ems; diese mündet bei Emden in den Dollart. Die Else fließt bei Kirchlengern in die Werre, diese fließt weiter in die Weser, welche bei Bremerhaven in die Nordsee mündet.

Veranstaltungen

  • Die „Burstie“ [3] ist eine, auf das Mittelalter zurückgehende, Versammlung der Einwohner der Bauerschaften. Traditionsverbunden findet sie auch heute noch regelmäßig statt.
  • Die „Gesmolder Kirmes“ findet jeweils am dritten Septemberwochenende des Jahres statt. Sie ist das größte Volksfest im Grönegau und ist Höhepunkt des Jahres.

Sport

Gesmold besitzt einen eigenen Sportverein mit dem Namen SV Viktoria Gesmold. Dieser hat verschiedene Abteilungen, unter anderem eine Fußballabteilung. Gesmold trägt seine Heimspiele im „Sportpark an der Else“ aus. Die Erste-Herren-Mannschaft spielt derzeit in der Kreisliga.[4] Seit kurzem besitzt Gesmold außerdem einen „Beach-Park“.

Wirtschaft

Industriegebiete bestehen direkt neben der BAB 30–Abfahrt Gesmold (Abf. Nr. 22), wo viele mittelständische Firmen ansässig sind.
Dort befindet sich auch die Dynamic Parcel Distribution (DPD), früher „Deutscher Paket Dienst“, mit ihrem größten Umschlaglager in Europa.

Gesmolder Persönlichkeiten

Heinrich Stühlmeyer
  • Hermann von Amelunxen († 1580), Drost und Schlossherr von 1540 bis 1575. Beistitzer am Reichskammergericht.
  • Ludwig von Hammerstein (* 1702; † 1796), Baron und Schlossherr.
  • Ludwig von Hammerstein (* 1832; † 1905), Jesuitenpater und geistlicher Schriftsteller.
  • Johann Matthias Seling (* 1792; † 1860), Lehrer am Gymnasium Carolinum (Osnabrück) und Priester an St. Johann (Osnabrück), Prediger der Mäßigkeit.
  • Mathias Schürmann, Professor, von 1828 bis 1866 Pfarrer in Gesmold, Erbauer der St. Petruskirche.
  • Wilhelm Joachim von Hammerstein (* 1838; † 1904), deutscher Politiker und Redakteur.
  • Conrad Seeling, (19. Jh.) Maler und Bildhauer, gebürtiger Gesmolder, lebte in Osnabrück.
  • Bernhard Olthaus (* 1862; † 1952), von 1904 bis 1949 Pfarrer und Dechant in Gesmold.
  • Hans von Hammerstein (* 1867; † 1933), deutscher General der Infanterie.
  • Fritjof von Hammerstein, (* 1870; † 1944), deutscher Generalleutnant.
  • August Niehaus (* 1880; † 1961), Lehrer und Heimatforscher, Ehrenbürger von Gesmold.
  • Heinrich Rahe (* 1892; † 1975), Hauptlehrer, Dichter und Heimatforscher, Ehrenbürger von Gesmold.
  • Heinrich Stühlmeyer (* 1907; † 1978), von 1935 bis 1978 Mitarbeiter der St.-Petrus-Kirche und Stiller Held des Widerstandes. Aufgrund seines Einsatzes für die katholische Kirche und Verfolgte des 3. Reiches wurde er in das KZ Emslandlager verbracht.
  • Andreas Loheide (* 1939), von 1980 bis 2010 Pfarrer in Gesmold, machte sich durch den Bau der neuen Orgel, des neuen Pfarrhauses und der Gemeindebibliothek sowie durch die Restaurierung des Pfarrzentrums und der historischen St.-Petrus-Kirche verdient.

Literatur

  • Ludger Stühlmeyer: Die Orgel der St. Petrus-Kirche Gesmold. In: Uwe Pape Orgelatlas, Berlin 1980, ISBN 3-921140-22-6.
  • Franz Nieweg, Klaus Rahe, Maria Winkelmann: Gesmold Gestern und Heute. In Bildern-Berichten-Gedichten, Heimatverein Gesmold 1986.
  • Andreas Loheide: Die St. Petrus Kirche Gesmold und Leitfaden Gemeindepastoral St. Petrus Gesmold, Gesmold 1993.
  • Bernard Meyer: Gesmold - In alten Bildern, Heimatverein Gesmold 1995.
  • Bernard Meyer: Gesmold - In alten und neuen Bildern, Heimatverein Gesmold 1997.
  • Irmgard und Bernard Meyer: St. Petrus ad vincula, Gesmold 1998.
  • Bernard Meyer: Gesmold - Im neuen Jahrtausend, Heimatverein Gesmold 2001.
  • Ludger Stühlmeyer: Die Macht der leisen Töne oder: Ein stiller Held aus Gesmold. In: Dat Gessemske Blättken. Mit Berichten, Geschichten und Gedichten über Gesmolder Ereignisse aus Vergangenheit und Gegenwart. Heimatverein Gesmold 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Gesmold
  2. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindestatistik Niedersachsen 1970. Teil 2: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Heft 5: Regierungsbezirk Osnabrück, Hannover 1973, S. 96.
  3. Geschichte der Gesmolder Burstien (siehe Nr. 2)
  4. Erste Herren von Gesmold spielt derzeit in der Kreisliga

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