Ghoul

Ghoul

Ein Ghul (nach englischer Transkription auch Ghoul, von arabischغُول‎, DMG ġūl [ɣuːl]) ist üblicherweise ein leichenfressendes Fabelwesen und erscheint in verschiedenen mythologischen und literarischen Formen.

Inhaltsverzeichnis

Traditionelle Darstellungen

Persisch-arabischer Kulturkreis

Der Ghul ist im persisch-arabischen Kulturkreis ein gefährlicher, leichenfressender Dämon. Er ähnelt dem Dschinn. Doch im Gegensatz zum Ghul kann ein Dschinn auch dem Menschen wohlgesinnt sein. Der Ghul kann in verschiedene Gestalten schlüpfen, behält aber immer seine Eselsbeine. Dies entspricht der Figur des abendländischen Teufels mit dem Bocks- oder Pferdefuß. Sein weibliches Gegenstück wird Ghula genannt. Sie lockt Reisende in der Wüste vom Weg ab und verschlingt sie. In zahlreichen Mythen und Märchen, vor allem auch in den Erzählungen aus Tausendundeine Nacht, spielen Ghule eine Rolle.

Europa

In der klassischen europäischen Literatur und Mythologie ist der menschen- und leichenfressende Ghul im eigentlichen Sinn nicht anzutreffen. Erst nach der Veröffentlichung der Erzählungen aus Tausendundeine Nacht wird der Name in Europa zum Begriff und durch die Schauerromane des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft, der stark durch diese Sammlung von Erzählungen beeinflusst wurde, erlangt die Gestalt des Ghuls im 20. Jahrhundert Bekanntheit. In Lovecrafts Werken haben Ghule hundeähnliche Gesichtszüge und leben unterirdisch in der Nähe von Friedhöfen gemeinschaftlich zusammen.

Ferner Osten

Leichenfressende Wesen sind auch in der Folklore des Fernen Ostens, beispielsweise in Japan und den Philippinen bekannt.

Moderne Darstellungen

Literatur

Ghule treten häufig als leichenfressende Dämonen in Horror- oder Grusel-Heftromanen auf, wo sie meist als schleimig und Verwesungsgestank absondernd beschrieben werden. So beinhalten Serien wie Geisterjäger John Sinclair oder Professor Zamorra in vielen Romanen den Kampf gegen Ghule. Das ursprüngliche Motiv kann dabei stark verändert sein, teilweise wird nur das Wort ohne Bezug zur Historie für nicht menschliche Wesen verwendet.

  • Ghule spielen auch in der Bücherreihe von Dennis L. McKiernan eine große Rolle. Dort werden sie als leichenblasse Wesen von Menschengröße mit hohlen Augen und rissigen Lippen beschrieben.
  • In Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romanen werden Ghule (teilweise auch „Gule“) als beinahe ausgestorben bezeichnet. Wie viele andere mythologische Gestalten auch sind sie zwar weitgehend in die Gesellschaft integriert, allerdings nicht sehr beliebt.
  • Wolfgang Hohlbein greift das Motiv der Ghule u.a. in seinem Roman Anubis auf.
  • In Joanne K. Rowlings Harry Potter-Romanen kommt ein Ghul vor, der in der Dachkammer der Familie Weasley haust. Im 7. Band macht sich Ronald Weasley den Ghul zu Nutze, indem er ihn in einen alten Schlafanzug von sich steckt und als sich selbst mit schwerer Erkrankung ausgeben lässt ("Grieselkrätze", schwer ansteckend), während Ronald selbst tatsächlich zusammen mit Harry Potter und Hermine Granger auf der Flucht ist.

Computerspiele

In Computerspielen wird Ghul gelegentlich als Bezeichnung genutzt. Auch hier wird die Bezeichnung häufig vom historischen Kontext losgelöst verwendet.

  • In dem Spiel WarCraft 3 heißt eine untote Kampf- und Arbeitseinheit Ghul, die durch den Verzehr von Leichen schnell wieder regeneriert.
  • In der Fallout-Reihe, die nach einem nuklearen Weltkrieg angesiedelt ist, tauchen Ghule als eigentlich freundliche, durch radioaktive Strahlung mutierte Menschen auf.
  • In dem Spiel Dark Messiah of Might and Magic kommen Ghule als Gefangene zwischen Leben und Tod und Ausgeschlossene aus dem Kreis der Wiedergeburt vor, es sind Menschen, welche in Ghule verwandelt wurden.

Rollenspiele

In Fantasy-Rollenspielen tauchen Ghule ebenfalls häufig als zu überwindende Gegner auf und haben meist die Gemeinsamkeit, sich von Leichen zu ernähren. Die Eigenschaften können auch hier stark variieren. Im Pen-&-Paper-RPG Vampire: The Masquerade sind Ghule die lebendigen Diener von Vampiren, die durch das Blut ihrer Meister nicht nur stärker, sondern auch gefügig gemacht werden. Diese Art von Ghulen lässt sich auch in anderen Fantasy-Spielen finden.

Siehe auch

William Hope Hodgson, Lamien, Formwandler

Literatur

  • Tausendundeine Nacht, C.H. Beck in der Übersetzung von Claudia Ott (ISBN 3-406-51680-7)
  • H. P. Lovecraft, Gesammelte Werke: Werkgruppe I, Edition Phantasia, limitierte Auflage (ISBN 978-3-924959-65-4)
  • H. P. Lovecraft, Gesammelte Werke: Werkgruppe II, Edition Phantasia, limitierte Auflage (ISBN 978-3-924959-73-9)

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