- Glockenbach
-
Die Münchner Stadtbäche, ein System aus Nebenflüssen der Isar, spielten für die wirtschaftliche Entwicklung Münchens lange Zeit eine entscheidende Rolle. Ein großer Teil der innerstädtischen Stadtbäche wurde mittlerweile trockengelegt oder überbaut.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bäche dienten der Brauchwasserversorgung und der Entsorgung von Abwasser und Abfällen, darüber hinaus wurden sie als Antrieb für Mühlen und andere Gewerbe genutzt. Auch die als Befestigungsanlagen angelegten Stadtgräben wurden von ihnen gespeist. Ab dem 16. Jahrhundert dienten die Stadtbäche als Antrieb der Pumpen, mit denen Trinkwasser gefördert wurde.
Die technischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts führten dazu, dass die Bäche ihre Funktion weitgehend verloren. Nach dem Bau von Trinkwasserleitungen und Kanalisation wurden verschiedene kleinere Bäche trockengelegt und verfüllt, fast alle Stadtbäche wurden überbaut. Um 1900 verliefen nur noch kleine Abschnitte oberirdisch.
In den 1960er Jahren wurden die Stadtbäche als "untragbare Behinderung" für den Bau der U-Bahn gesehen. Ab 1966 verschwanden 12 km von 17,5 km Stadtbächen.
Stadtbäche links der Isar
Der Große Stadtbach, der ursprünglich bei Thalkirchen von der Isar abzweigte, ist heute eine Fortsetzung des neben der Isar verlaufenden Werkkanals. Er teilte sich früher an der Dreimühlenstraße in den Westermühlbach, aus dem die Inneren Stadtbäche gespeist wurden, und den Pesenbach, der die ursprünglich vor der Stadt liegenden Äußeren Stadtbäche speiste. Der Westermühlbach blieb wegen seiner Funktion als Kühlwasserzufluss für das Heizkraftwerk Müllerstraße erhalten und verläuft teilweise noch oberirdisch. In der Pestalozzistraße zweigt aus dem Westermühlbach der in den Untergrund verlegte Glockenbach ab. Die Fortsetzung des Westermühlbachs zum Lazarettbach ist wie die anderen Stadtbäche im Glockenbachviertel trockengelegt worden.
In der Nähe des Sendlinger Tors mündet der Glockenbach unterirdisch in den Westlichen Stadtgrabenbach. Dieser im Mittelalter als Befestigungsanlage angelegte Graben umfließt westlich die gesamte Altstadt und tritt in der Hofgartenstraße für einen kurzen Abschnitt wieder an die Oberfläche. Dort speist er den 1992 beim Neubau der Staatskanzlei neben seinem ursprünglichen Bett neu angelegten Köglmühlbach, der am Englischen Garten in den Schwabinger Bach übergeht. Der Östliche Stadtgrabenbach und der Angerbach als Fortsetzung des Glockenbachs existieren nicht mehr.
Bei der Trockenlegung der Äußeren Stadtbäche wurde an der Mariannenbrücke ein neuer Zulauf aus der Isar für den Fabrikbach gebaut, der den größeren Teil der Wasserversorgung für das Bachsystem im Englischen Garten erbringt. Der Fabrikbach teilt sich in den Stadtmühlbach und den Stadtsägmühlbach, der unter der St. Anna-Pfarrkirche und der St. Anna-Schule, dem Standort der ehemaligen Stadtsägmühle, hindurchfließt. Beide Bäche sind in den Innenhöfen des Wohngebäudes Wacker-Haus an der Prinzregentenstraße heute wieder offengelegt. Am Englischen Garten vereinigen sie sich zum Eisbach.
Stadtbäche rechts der Isar
Ein Teil des bereits um 1900 zu großen Teilen überbauten Auer Mühlbachs wurde 2002 wieder an die Oberfläche verlegt.
Weblinks
- Von der Lebensader zum stinkenden Ärgernis: Geschichte der Münchner Stadtbäche
- Naturnähe ausgewählter Stadtbäche
- Auer Mühlbach heute
- Die Geschichte des Glockenbachviertels
- Die Bedeutung des Elements Wasser
- Geschichte der Münchner Stadtbäche
Literatur
- Christine Rädlinger: Geschichte der Münchner Stadtbäche, Herausgegeben vom Stadtarchiv München, Franz Schiermeier Verlag München 2004, ISBN 3980914720
Wikimedia Foundation.