Gottfried Bermann-Fischer

Gottfried Bermann-Fischer

Gottfried Bermann Fischer (* 31. Juli 1897 in Gleiwitz; † 17. September 1995 in Camaiore, Toskana) war ein deutscher Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gottfried Bermann wurde im oberschlesischen Gleiwitz geboren und meldete sich nach der Absolvierung des humanistischen Gymnasiums als Kriegsfreiwilliger. Nachdem er als Offizier im Ersten Weltkrieg tätig gewesen war, studierte er Medizin an den Universitäten Breslau, Freiburg und München. Anschließend arbeitete er als chirurgischer Assistent im Krankenhaus Friedrichshain (Berlin). 1924 lernte er die Tochter des Verlegers Samuel Fischer, Brigitte, kennen und heiratete sie im Februar des Jahres 1926. Samuel Fischer war der erfolgreichste belletristische Verleger seiner Zeit, der nach dem Tod seines Sohnes Gerhart im Jahr 1913 einen Nachfolger für sein Unternehmen suchte. Daher bat er Bermann, in den Verlag einzutreten, was dieser im Oktober 1925 auch tat. Drei Jahre später stieg er zum Geschäftsführer auf. Nachdem sich die politischen Verhältnisse in Deutschland immer mehr angespannt hatten, gründete er bereits 1932 eine AG für Verlagsrechte in der Schweiz. In diese AG brachte er neu geschlossene Verträge mit Autoren ein und schützte sie so vor möglichen Zugriffen der Nationalsozialisten.

Im gleichen Jahr setzte Bermann Peter Suhrkamp als redaktionellen Leiter der Neuen Rundschau ein, der im Herbst 1933 sogar Vorstandsmitglied wurde. S. Fischer nahm von den Ereignissen kaum mehr Notiz, da er sich immer mehr ins Privatleben zurückzog. Am 15. Oktober 1934 starb er in seinem Haus in Berlin-Grunewald. Obwohl schon zu dieser Zeit die Nationalsozialisten an der Macht waren, konnte die verlegerische Arbeit weitergeführt werden, da der Staat zunächst noch den Eindruck der Liberalität im Ausland aufrecht erhalten wollte. Dennoch fielen bereits 1933 mehrere lieferbare Titel des Hauses der Bücherverbrennung zum Opfer. 1936 entschloss sich Bermann, einen Teil der Firma in Deutschland zu lassen und unter den Namen S. Fischer an einen dem Propagandaministerium genehmen Verlag zu verkaufen. Dieser Teil sollte von Peter Suhrkamp geleitet werden und für „unbelastete“ Autoren bestimmt sein. Den anderen Teil mit den kritischen Schriftstellern wollte er nach Wien transferieren und unter den Namen Bermann-Fischer Verlag als GmbH fortführen. Sein Vorhaben wurde von den Behörden bewilligt, und im März wanderte er mit seiner Frau und den drei Töchtern nach Österreich aus. Hier gelang es ihm, Werke von Autoren wie Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Hesse, Mechtilde Lichnowsky und Carl Zuckmayer weiterhin zu veröffentlichen.

Doch schon im März 1938 wurde Bermann Fischer durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zur Flucht über Italien in die Schweiz genötigt. In Zürich traf er auf den ebenfalls geflohenen Franz Werfel, der ihn auf die Idee brachte, sich in Stockholm niederzulassen. Bermann setzte sich mit der schwedischen Verlagsfirma Bonnier in Verbindung und erreichte eine Genehmigung für die Niederlassung seines Verlages, da diese sich mit 51 Prozent an einer neuen Gründung beteiligen wollte. Bermann Fischer konnte die anderen 49 Prozent durch seine Verlagsrechte AG von 1932 einbringen. In Schweden publizierte er erneut Literatur deutscher und österreichischer Autoren wie Martin Gumpert, Karl Otten, Stefan Zweig und Franz Werfel, ohne seine Bücher jedoch in Deutschland weiter vertreiben zu können. Nachdem auch in Schweden eine immer deutlichere Pro-Deutschland-Stimmung aufkam und Bermann außerdem für fünf Wochen in „Schutzhaft“ festgehalten wurde, floh die Verlegerfamilie im Juni 1940 abermals aus ihrem Exil. Diesmal siedelte sie in die USA über, wo er seine verlegerische Tätigkeit fortsetzte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Bermann Fischer den Verlag zunächst weiter von Stockholm aus, ab 1948 zusammen mit Fritz H. Landshoff, dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung des Querido Verlags (1933–1940), als Bermann Fischer/Querido Verlag von Amsterdam aus. 1950 kam es endgültig zur Trennung von Peter Suhrkamp, der während des Dritten Reiches den anderen Teil des Verlags, der in Deutschland verblieben war, geleitet hatte. Die Autoren mussten sich zwischen Bermann Fischer und Suhrkamp entscheiden.

1963 zog sich Bermann Fischer in den Ruhestand zurück. Seine Zeit widmete er fortan der Bildhauerei, zuletzt der Malerei. In seinem letzten Interview erklärte er: „Meine Lebensarbeit stand unter zwei verpflichtenden Aufgaben: den Verlag zu erhalten und gemäß seiner Tradition fortzuführen und meine Familie vor der Vernichtung durch die Naziherrschaft zu bewahren. Daß mir beides […] gelungen ist, erfüllt mich mit unendlichem Dank“ (Haufler / Vogel, S. 19). Bermann Fischer starb in der Toskana.

Werke

  • Bedroht-bewahrt: der Weg eines Verlegers. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-596-21169-7.
  • Wanderer durch ein Jahrhundert. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-596-12176-0.
  • Briefwechsel mit Autoren. S. Fischer: Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-10-021602-4.
  • Lebendige Gegenwart: Reden und Aufsätze. 2. Aufl. Classen: Zürich; Stuttgart 1987, ISBN 3-7172-0348-7.
  • Briefwechsel 1932 - 1955. [mit Thomas Mann]. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 1975, ISBN 3-596-21566-8.
  • Briefwechsel. [mit Carl Zuckmayer]. Band 1: Briefe 1935-1977 / Band 2: Kommentar. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 2007, ISBN 978-3-596-17055-5.

Als Herausgeber

  • Die Neue Rundschau vom 6. Juni 1945. Faksimileausgabe. S. Fischer: Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-10-048184-4.
  • In Memoriam S. Fischer: 24. Dezember 1859-1959. zs. mit Brigitte Bermann Fischer. S. Fischer: Frankfurt a. M. 1960, ISBN 3-10-050303-1.

Literatur

  • Daniel Haufler / Sabine Vogel: Der Letzte seines Stammes. Ein Gespräch mit Gottfried Bermann Fischer, in: ZEIT Magazin vom 7. Oktober 1994, S. 12-19.

Siehe auch

Familiengrab (Ehrengrab) in Berlin-Weißensee

Weblinks


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