Querido Verlag

Querido Verlag

Der Querido Verlag N.V. war ein deutscher Verlag, der 1933 von Emanuel Querido (1871–1943) mit Fritz Landshoff als deutschsprachige Abteilung der Em. Querido’s Uitgeverij N.V. gegründet wurde. Die Em. Querido’s Uitgeverij-MIJ N.V. war schon 1915 gegründet worden. Beide Verlage residierten unter einem Dach in der Keizersgracht 333 in Amsterdam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Verlag wurde am 14. Juli 1933 von dem deutschen Emigranten Fritz Landshoff gegründet und sollte von den Nationalsozialisten verfolgten und verbotenen deutschen Autoren eine Publikationsmöglichkeit bieten. Nahezu alle dieser Autoren waren geflüchtet und ausgebürgert. Ihre Bücher waren teilweise verbrannt worden und sämtlich in Deutschland verboten.

Direktoren waren die Assistentin Queridos Alice van Nahuys und Fritz Landshoff, der ehemalige, ab 1933 im Exil lebende Geschäftsführer des Gustav Kiepenheuer Verlags. Ihm oblag auch die literarische Leitung.

Von September 1933 bis August 1935 erschien die von Klaus Mann herausgegebene literarische Monatsschrift Die Sammlung im Querido Verlag.

Die Bücher des Verlages wurden nicht nur in den Niederlanden verkauft, sondern (unter teilweise schwierigsten Bedingungen) in die ganze Welt (außerhalb des faschistischen Machtbereichs) versandt. Unmittelbar nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Mai 1940 erfolgte die Beschlagnahme und Zerstörung des Verlages durch die Gestapo. Landshoff, der sich zufällig in London befand, gelang es 1943, nach New York zu entkommen. Emanuel Querido fiel 1943 durch Verrat in die Hände der Deutschen. Er wurde zusammen mit seiner Frau Jane Querido-Kozijn am 23. Juli 1943 in Sobibor ermordet.

Ab 1948 teilte sich Landshoff die Leitung der deutschen Abteilung mit Gottfried Bermann Fischer. 1950 erschien unter dem Titel Klaus Mann zum Gedächtnis eine Anthologie mit Autoren wie Thomas Mann, Gottfried Benn, Giuseppe Antonio Borgese, Lion Feuchtwanger, William L. Shirer, Upton Sinclair und vielen anderen. Es war das letzte Buch des Querido Verlags.

Würdigung

Der Querido Verlag war das wichtigste Publikationsorgan des deutschen literarischen und politischen Exils. Bis 1940 erschienen etwa 137 Bücher, nach 1945 noch weitere 41. Der Verlag war ein wichtiges Organ des kulturellen Widerstandes gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Autoren des Querido Verlags

Literatur

  • Klaus Hermsdorff ( u.a.), Exil in den Niederlanden und Spanien, Leipzig 1981, Band 6 der Reihe Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil in 7 Bänden
  • Fritz Helmut Landshoff; Amsterdam, Keizersgracht 333. Querido Verlag. Erinnerungen eines Verlegers., Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1991. ISBN 3-351-00585-7
  • A.L. Sötemann: Querido van 1915 tot 1990. Een uitgeverij. Em. Querido's Uitgeverij B.V. Amsterdam 1990. ISBN 90-214-72368
  • Ulrike Spring: Verlagstätigkeit im niederländischen Exil 1933-1940. Diplomarbeit Universität Wien 1994. [1]
  • Fritz H. Landshoff und der Querido Verlag, bearbeitet von Hans-Albert Walter, erschienen als Marbacher Magazin 78/1997, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Bremer Kunsthalle und im Literaturhaus Berlin 1997. Enthält neben einer Darstellung von H.A Walter über Landshoffs Rolle im Querido Verlag eine Bibliographie des Querido Verlages von Franz Pfäfflin und Franziska Sörgel
  • Hans-Albert Walter, Deutsche Exilliteratur: 1933 - 1950: Band 4- Exilpresse, Stuttgart 1978

Weblinks


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