- Grabhügel mit Schlüssellochgraben
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Grabhügel mit Schlüssellochgräben sind eine Erscheinung, die sich in Mitteleuropa besonders in Nordwestdeutschland im Bereich der Niederrheinischen Grabhügelkultur findet. Während der jüngeren Bronzezeit ca. (1200 bis 800 v. Chr.) war es üblich Verstorbene auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Der Leichenbrand wurde aufgelesen und in Urnen oder organischen Behältnissen beigesetzt. Ein Teil der großflächig auf regelrechten Grabfeldern niedergelegten Bestattungen erfolgte unter Erdhügeln die von Gräben umgeben waren, die sich als dunkle Verfärbung im Boden wahrnehmen lassen.
Die Gräben sind anhand ihrer Geometrie in drei Formen zu unterscheiden:
- Kreisgräben (häufig)
- Schlüssellochgräben (relativ bzw. lokal häufig)
- Langgräben (selten)
Auf Friedhöfen der jüngeren Bronzezeit (Ankum, Plaggenschale im Landkreis Osnabrück und in Dortmund-Oespel,) konnten neben Kreis- und Langgräben besonders viele Schlüssellochgräben beobachtet werden. Diese Gräben verlaufen durchgehend oder sind in der Nähe des Vorhofs („Schlüsselbartansatzes“) unterbrochen. Mitunter ist der Vorhof durch ein Grabensegment sogar partiell vom runden Sektor getrennt (Wildeshausen).
Die runden Kreisgräben haben meist Durchmesser die etwa zwischen 2,0 und 4,0 m liegen. Die schlüssellochförmigen Anlagen sind dagegen größer. Ihre Länge liegt allgemein zwischen 4,5 und 9,5 m. Ihre Kreise haben Durchmesser bis zu 6,0 m. Die Breite des Vorhofs kann 5,0 m betragen. Alle Abmessungen können im Einzelfall (Wildeshausen) aber auch das Doppelte betragen. Es wird angenommen, dass das umhegte Areal, das eine oder zwei Bestattungen enthält, völlig (besonders bei den Kreis- und Langgräben) oder nur im runden Teil überhügelt war. Hier finden sich mitunter auch Spuren von Pfostensetzungen. Bei einem Teil der Anlagen konnte am Übergang von Bart zu Hügel eine runde gepflasterte Fläche beobachtet werden, die gegen den ansetzenden Hügel mit Steinen abgegrenzt war. Sie wird als Kultnische aufgefasst.
Auf der Grabensohle ließen sich in vielen Fällen Reste von mehr oder minder unvollständigen Gefäßen beobachten, deren Zustand wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Grabritus (Opfergabe) zu sehen ist. Unter den Grabbeigaben sind (verzierte) Knochen und Knochengeräte, die in Wildeshausen als Teile eines Pferdegeschirrs gedeutet werden, äußerst seltene Fälle. Nur selten konnte die Beigabe von Bronzeobjekten beobachtet werden. Dies ist für jüngerbronzezeitliche Friedhöfe nicht untypisch. Neben Fragmenten von Gewandnadeln gehören Rasiermesser, Griffdornmesser sowie eine so genannte Eikopfnadel zu den auffälligeren Stücken.
Siehe auch
Literatur
- J. Eckert: Von Schlüssellochgräben und Langbetten. In: Archäologie in Niedersachsen. Nr. 4, 2001, S. 88−91.
- A. Friederichs: Düstrup und Galgenesch, zwei Gräberfelder der ausgehenden Bronze- und beginnenden Eisenzeit im Stadtgebiet von Osnabrück. In: Urnenfriedhöfe in Niedersachsen. Band 15. Hildesheim 1992.
- de Soto, Pautreau, Wilbertz: Zusammenstellung bronzezeitlicher Langgräben und Schlüssellochgräben zwischen Aller und Dordogne. In: B. Hänsel (Hrsg.): Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas / Man and Environment in European Bronze Age. Kiel 1998, S. 557−559.
- B. Trier (Hrsg.) G. Wand-Seyer: Die jungbronzezeitlichen Gräberfelder von Gladbeck, Herne und Recklinghausen. In: Bodenaltertümer Westfalens. Nr. 22, 1985.
- O. M. Wilbertz: Ein Kreisgrabenfriedhof mit Schlüssellochgraben von Handrup, Ldkr. Emsland. In: Die Kunde N. F. Nr. 34/35, 1983/84, S. 139–156.
- K. Wilhelmi: Zur Verbreitung und Ausrichtung schlüssellochartiger Grabanlagen der jüngeren Bronzezeit Nordwestdeutschlands. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Nr. 4, 1974, S. 339–347.
Weblinks
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