Großes Philosophisches Collegium Frankfurt (Oder)

Großes Philosophisches Collegium Frankfurt (Oder)

Das Große Philosophische Collegium in Frankfurt (Oder) war ursprünglich das Hauptgebäude der Alma Mater Viadrina.

1498 wurde an der Stelle einer bei einem Pogrom zerstörten Synagoge mit dem Bau des Gebäudes begonnen. Papst Alexander VI. stellte im selben Jahr einen Stiftungsbrief für die Universität aus. Leiter des Baus war Stephan Hundertmarks, späterer Bürgermeister, Geldgeber war der Stadtrat. Bei der Fertigstellung des zweistöckigen Gebäudes 1507 hatte das Projekt die Stadt 1.100 Schock Groschen gekostet. Zum Stolz der Stadt erhielt das Gebäude 1511 eine Wasserleitung. In den zwei Hörsälen lehrten zwölf besoldete Magister der Artistenfakultät. Kurz nach 1516 wurde die Bibliothek mit dem Erstbestand aus einer Erbschaft vom verstorbenen Siegfried Uttensberger im Dachgeschoss angelegt. Ab 1659 war Jonatham Le Clercq erster Bibliothekar der Universität. 1678 wurde auf Befehl des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm westlich des Gebäudes ein botanischer Garten angelegt. Bernhard Friedrich Albinus ließ 1684 im Erdgeschoss ein Anatomisches Theater anlegen. Durch Schäden vom Dreißigjährigen Krieg und der nachfolgenden Vernachlässigung der Bausubstanz war das Gebäude 1690 vom Einsturz bedroht. Von 1693 bis 1694 wurde das Gebäude dann grundlegend restauriert, die Schmuckgiebel entfernt und um ein Stockwerk erhöht.

Im 18. Jahrhundert war die Bibliothek die erste und lange Zeit einzige Bibliothek in Preußen. Im Juni 1811 schloss die Bibliothek zusammen mit der Universität. Der Bestand von ca. 28.000 Büchern wurde im August desselben Jahres auf Veranlassung von Professor Schneider über die Oder nach Breslau verschifft. Die mittlere Etage wurde dem Konditor Couriol überlassen, der darin Maskenbälle veranstalten durfte. 1815 ging das Gebäude vom Staat in das Eigentum der Stadt über und die Untergeschosse wurden als Heu- und Strohmagazin verwendet. Als Gegenleistung überließ die Stadt dem Staat das Gebäude der Stadtschule, dem Stadthof. Im obersten Stockwerk befand sich aber seit 1758 weiterhin die Bibliothek der Königlichen Friedrichschule.

1822 erfolgte der Umbau des Gebäudes zur Stadtschule, nachdem die Lagerbestände ins nahe Fouragemagazin verlagert worden waren. Geplant hatte den Umbau der Stadtbaurat Clemens, ausgeführt wurden die Arbeiten von Maurermeister Riegel. Im November 1824 wurde dann der Schulbetrieb aufgenommen. Diese zog am 25. April 1911 in ein Gebäude in der Wieckestraße und von 1914 bis 1945 war das Collegienhaus dann Sitz der Volksschule Georgenschule. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude ohne größere Schäden und wurde daher 1945 als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Danach blieb das Gebäude ungenutzt. 1953 gab es Pläne, und bereits bewilligte Mittel, hier einen Jugendclub einzurichten, allerdings wurden die Pläne von der Staatlichen Plankommission verworfen. Auch Bemühungen des Denkmalschutzes waren nicht erfolgreich.

Reliefwand An der alten Universität

Am 20. Dezember 1962 um 14:00 Uhr wurde das, inzwischen zu einer Ruine verkommene, Gebäude abgerissen, um einem geplanten Wohnkomplex Platz zu machen. Heute erinnern nur noch der Straßenname An der alten Universität und eine Reliefmauer an das ehemalige Gebäude.

Literatur

  • Ralf-Rüdiger Targiel: … leicht für einen Wohnsitz der Götter zu halten … Zur Geschichte des ersten Frankfurter Universitätsgebäudes, In: Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina. Nr. 13, Frankfurt (Oder), Februar 1997, S. 19 .
  • Anja Persinger in: Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote. 15. April 2006, S. 15.
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