Großes Windröschen

Großes Windröschen
Großes Windröschen
Großes Windröschen (Anemone sylvestris)

Großes Windröschen (Anemone sylvestris)

Systematik
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Unterfamilie: Ranunculoideae
Tribus: Anemoneae
Gattung: Windröschen (Anemone)
Art: Großes Windröschen
Wissenschaftlicher Name
Anemone sylvestris
L.

Das Große Windröschen (Anemone sylvestris) ist eine Art der Gattung Windröschen (Anemone) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Sie kommt auf eher hellen und trockenen Standorten vor. Diese früher häufige Pflanzenart ist in den vergangenen Jahrzehnten in manchen Gebieten selten geworden; sie ist in manchen Ländern gefährdet und daher geschützt. Das Große Windröschen wird wegen seines Vorkommens auch Hain-Anemone, Wald-Windröschen oder Waldsteppen-Windröschen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Illustration: Blütenstandsschaft mit den drei wirtig stehenden Hochblättern und Blüte

Das Große Windröschen wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von 15 bis 40, selten bis zu 50 Zentimetern. Für einen Hemikryptophyten typisch, befinden sich die Überdauerungsknospen an der krautigen Sproßachse und liegen dicht der Erdoberfläche an. Sie werden durch die Laubdecke oder abgestorbene Blätter geschützt. Als Speicher- und Überdauerungsorgan dient ein verzweigtes, kurzes Rhizom mit einem Durchmesser von 10 bis 15 mm. Die grundständigen Laubblätter sind ziemlich derb, tief handförmig, drei- bis fünfteilig eingeschnitten und ungestielt. Sie entfalten sich erst nach der Blütezeit vollständig.

Blüte des Großen Windröschens

Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Juni. Der abstehend behaarte, aufrechte, 15 bis 35 cm hohe Blütenstandsschaft trägt gewöhnlich nur eine endständige Blüte, in seltenen Fällen zwei Blüten. Unterhalb der Blüten befinden sich drei wirtelig angeordnete Hochblätter. Bei einer Breite von bis zu 10 cm besitzen sie eine rundliche Spreitenform. Die Spreite ist drei- bis fünffach geteilt mit zwei- bis dreispaltigen Abschnitten. Die zwittrige Blüte ist bei einem Durchmesser von 4 bis 7 cm radiärsymmetrisch und besitzt eine einfache Blütenhülle. Die meist fünf, selten sechs Blütenhüllblätter sind von weißer Farbgebung und breit-eiförmig gestaltet. Die Blütenhüllblätter sind an ihrer Außenseite dicht seidig behaart. Die zahlreichen kurzen Staubblätter sind gelb gefärbt. Sie säumen eine Vielzahl kleiner, flaumig behaarterFruchtblätter. Diese enden mit einem kurzen Griffel und sitzen der zapfenförmigen Blütenachse an. In ihrer Gesamtheit bilden sie ein unverwachsenes (chorikarpes) Gynoeceum. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern der Familie der Hahnenfußgewächse duften die Blüten des Großen Windröschens. Die 3 Millimeter langen Nüsschen mit dicht wollfilziger Behaarung und kurzem Schnabel werden nach ihrer Reife als Schirmchenflieger über den Wind ausgebreitet (Anemochorie). Als Wasserhafter können sie sich bei Nässe auch an das Fell von Tieren anheften und so ausgebreitet werden (Epichorie).

Synökologie

Das Große Windröschen bietet als Pollen-Scheibenblume keinen Nektar an. Es wird von Insekten, wie Käfern, Bienen und Fliegen bestäubt. Auch Selbstbestäubung kommt vor.

Die Samen werden über den Wind ausgebreitet.

Für die Raupen des Dunkelbraunen Waldrebenspanners stellen die Blätter des Großen Windröschens eine wichtige Nahrungsquelle dar.

Die Pflanze ist giftig.

Am Standort auf einem Halbtrockenrasen im Taubergrund

Vorkommen

Verbreitung

Das weite Verbreitungsgebiet des Großen Windröschen erstreckt sich von Europa über Russland bis zur Mongolei und China. Im einzelnen wurde folgende Verbreitung festgestellt: Im gemäßigten Asien sind Vorkommen im Kaukasus aus der Russischen Föderation in Ciscaucasia und Dagestan bekannt. Aus dem westlichen und östlichen Teil Sibiriens sind ebenfalls Bestände belegt, wie auch aus dem russischen Fernen Osten. Die Art gilt in der Mongolei belegt. In China wurden Bestände in den Provinzen nördliches Hebei, westliches Heilongjiang, westliches Jilin, westliches Liaoning, Nei Mongol und nördliches Xizang festgestellt. In Nordeuropa sind Bestände des Großen Windröschens aus Südost-Schweden belegt. Mitteleuropäische Vorkommen wurden in Österreich, der nördlichen Schweiz, der früheren Tschechoslowakei, Deutschland, Polen und Ungarn festgestellt. Aus Osteuropa wurden Wuchsorte in Estland, Lettland, Litauen, Moldavien, dem europäischen Teil der Russischen Föderation, Weissrussland und der Ukraine bestätigt. In Südosteuropa gelten Bestände in Bulgarien, dem früheren Jugoslawien, dem nordwestlichen Italien und Rumänien belegt. In Südwesteuropa ist die Art in Frankreich vertreten[1]

Standort

In China gedeiht Anemone sylvestris an Waldrändern, grasigen sowie sandigen Hängen in Höhenlagen zwischen 1300 und 3400 Meter.

Diese wärmeliebende Art kommt vorwiegend in den Mittelgebirgen Mittel- und Osteuropas sowie im Kaukasus vor. Sie fehlt in den Alpen, im nord- und westdeutschen Flachland, sowie auf den britischen Inseln und Teilen des Mittelmeerraums. Das Große Windröschen gedeiht in Europa in der kollinen bis submontanen Höhenstufe bis zu einer Höhenlage von 1600 Metern.

Das Große Windröschen wächst in Europa in lichten Busch- und Kiefernwäldern, insbesondere in Schneeheide-Kiefernwäldern und Kiefern-Steppenwäldern, auf Halbtrockenrasen und in Heiden. Eichenwaldlichtungen, Waldsäume, Böschungen und Hohlwege zählen zu den gerne besiedelten Standorten. Das Große Windröschen benötigt an seinen Wuchsorten kalkhaltigen, lockeren Boden und bevorzugt, anders als das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), eher trockene, helle Standorte.

Pflanzensoziologie

Das Große Windröschen gilt als Kennart des Wildanemonensaums (Geranio-Anemonetum sylvestris), eine Assoziation, die dem Verband Xerophile Saumgesellschaften (Geranion sanguinei) zugeordnet ist. Gemeinsam mit Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum) und Grauer Skabiose (Scabiosa canescens) bildet es auf tiefgründigeren Böden, wie Löss oder Pararendzinen eine Gesellschaft, deren Standorte oftmals anthropogen beeinflusst sind. Dieser weit verbreitete Saumtyp erstreckt sich im Norden bis ins Weser-Bergland, isolierte Vorkommen wurden auf Öland und Gotland nachgewiesen. Als Gehölz-Kontaktgesellschaften wurden Wärmeliebende Gebüsche, Wald-Kiefern-reiche Flaumeichenwälder, subkontinentale Kiefernwälder und Thermophile Buchenwälder festgestellt.[2]

Gefährdung

Die Intensivierung der Landwirtschaft mit Flurbereinigung, erhöhtem Nährstoffeintrag und Ausbau der Wege zerstörte viele Standorte und hat zu einem enormen Rückgang der Populationen beigetragen, so dass das Große Windröschen in ganz Deutschland als gefährdet gilt. Dem Konkurrenzdruck nichtheimischer Arten, welche die Standorte des Großen Windröschens besiedelt haben, ist sie oftmals nicht gewachsen, was die Bestandssituation zusätzlich verschärft.

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Anemone sylvestris erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, 540, dort „silvestris“ geschrieben. Ein Homonym ist Anemone sylvestris Vill. in Histoire des Plantes de Dauphiné, 3, 1789, S. 726. [3]

Nutzung

Das Große Windröschen wird mit einigen Sorten als Zierpflanze in Parks und Gärten verwendet.

Quellen

  • Wang Wencai; Svetlana N. Ziman & Bryan E. Dutton: Anemone in der Flora of China, Volume 6, 2001, S. 317 Anemone sylvestris - Online. (Abschnitt Beschreibung und Verbreitung)
  • Großes Windröschen. In: FloraWeb.de. (Abschnitt Beschreibung und Verbreitungskarte für Deutschland)
  • Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-10375-3
  • Düll, Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Quelle und Meyer, Wiesbaden 2005 (6.Aufl.). ISBN 3-494-01397-7

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei GRIN.
  2. Heinrich E. Weber: Gebüsche, Hecken, Krautsäume, Ulmer Verlag 2003, S. 185 ISBN 3-8001-4163-9
  3. Eintrag bei Tropicos.

Weblinks

 Commons: Großes Windröschen (Anemone sylvestris) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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