Guillaume Tell

Guillaume Tell
Werkdaten
Titel: Wilhelm Tell
Originaltitel: Guillaume Tell
Originalsprache: Französisch
Musik: Gioachino Rossini
Libretto: Etienne de Jouy und Hippolyte Bis
Literarische Vorlage: Wilhelm Tell von Friedrich Schiller
Uraufführung: 3. August 1829
Ort der Uraufführung: Paris
Spieldauer: ca. 4 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Zentralschweiz, Anfang 14. Jahrhundert
Personen
  • Wilhelm Tell, Bariton
  • Arnold; Tenor
  • Mathilde; Sopran
  • Walther; Bass
  • Melchthal, Bass
  • Gemmy; Sopran
  • Hedwig; Alt
  • Ein Fischer; Tenor
  • Leuthold; Bass
  • Gessler; Bass
  • Rodolf; Tenor
  • Ein Jäger; Bariton

Guillaume Tell ("Wilhelm Tell", "Guglielmo Tell, it.") ist die letzte Oper von Gioachino Rossini. Sie ist zugleich seine erste große französische Oper. Der Text stammt von Etienne de Jouy und Hippolyte Bis, nach dem gleichnamigen Schauspiel von Friedrich Schiller.

Die Uraufführung des Wilhelm Tell fand am 3. August 1829 in Paris statt. Heute ist die Oper vor allem wegen ihrer Ouvertüre bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Das in Paris erscheinende Magazin La Revue musicale schrieb im April 1828, Rossini habe ein neues Werk unter dem Titel Guillaume Tell versprochen, doch habe er zugleich erklärt, dass diese Oper die letzte aus seiner Feder sein werde. Rossini, einer der bekanntesten damaligen Komponisten, hielt sich daran.

Der 36-jährige Rossini fühlte sich ausgebrannt und war gesundheitlich angeschlagen. Er hatte in gut zwei Jahrzehnten bis zu fünf Opern jährlich für verschiedene Opernhäuser komponiert; fast immer Auftragsopern. Doch nun war er dank guter Investitionen und der guten Beratung von Bankiersfreunden finanziell unabhängig. Aufs Komponieren verzichtete er nie ganz, doch komponierte er nur noch für sich selbst und seine Freunde. Doch zuerst musste noch der Wilhelm Tell fertiggestellt werden.

Als Librettist wollte Rossini zuerst Eugène Scribe verpflichten, der schon das Libretto für Le Comte Ory geschrieben hatte. Jedoch bot ihm Scribe nur Gustave III an, der später von Giuseppe Verdi unter dem Titel Un ballo in maschera vertont wurde, sowie La Juive, welche aber Rossini ablehnte. So wandte er sich an Etienne de Jouy. Dieser stellte ihm ein Libretto für eine Oper in vier Akten und 700 Versen zusammen, welches Rossini allerdings auf das heftigste verärgerte.

Hippolyte Louis Florent Bis erhielt den Auftrag von Rossini, Jouys Libretto zu überarbeiten. Bis schrieb vor allem den problematischen zweiten Akt um und kam am Ende auf einen akzeptablen Umfang des Librettos. Einige Szenen des zweiten Aktes diskutierte Rossini noch mit dem revolutionären Armand Marrast (der Tutor der Kinder seines Bankierfreundes), der seine eigenen radikalen politischen Gefühle mit in den Text einbrachte.

Bei der Musik und dem Libretto dieser Oper zeigte Rossini besondere Sorgfalt, wohl in dem Wissen, dass dies wirklich seine letzte Oper sein sollte. Zudem war dieses Werk seine erste echte Grand opéra für die Pariser Oper. Seine anderen französischen Opern wie Le siège de Corinthe war eine Umarbeitung seines italienischen Erfolges Maometto II, Moses et Pharao von Mosè in Egitto. Diese Opern waren zwar vom Publikum begeistert aufgenommen worden, nicht aber, wie auch Le Comte Ory, von der Presse und der musikalischen Welt. Da Rossini der Kritik nie gleichgültig gegenüberstand, wollte er mit seinem letzten Werk, alle, das normale Publikum, Presse und die musikalische Welt begeistern.

Die Uraufführung der Oper fand am 3. August 1829 in Paris statt. Die Berichte über die Uraufführung fielen unterschiedlich aus. Aber die Presse war dieses Mal dem Komponisten wohlgesinnt.

Doch ging man bald daran, die Oper zu verstümmeln. Adolphe Nourrit, ein führender Tenor der Opéra und Arnold der Uraufführung hatte Probleme mit dieser Rolle. Bei der zweiten oder dritten Aufführung ließ er seine Arie weg. Innerhalb eines Jahres wurde die Oper auf 3 Akte gekürzt. Der Clou des Ganzen war aber, dass die Pariser Oper irgendwann daran ging, nur noch den zweiten Akt aufzuführen.

In Italien wurde die Oper als Guglielmo Tell am 17. September 1831 in Lucca zum ersten Male mit großem Erfolg aufgeführt. Calisto Bassi, der offizielle Hauptpoet der Mailänder Skala, übersetzte den Text ins Italienische. Dank der liberalen Herrschaft des Großherzogs Leopold II von der Toscana wurde das Libretto ohne jede Änderung zugelassen.

Anders in Mailand. Dort verlangte die habsburgische Zensur, dass der Ort des Geschehens nach Schottland verlegt wurde, und der Titel wurde in Gugliemo Vallace umbenannt. Auch in anderen Städten verlangte die Zensur, dass Änderungen vorgenommen wurden, bzw. der Titel in ein anderes Land verlegt wurde, da ihnen der Wilhelm Tell zu revolutionär war, so auch in Rom, London und Petersburg.

Im 19. Jahrhundert wurde Wilhelm Tell regelmäßig, sowohl auf französisch und italienisch, wenn auch in den seltensten Fällen komplett aufgeführt. Heute wird die Oper nur noch zu außergewöhnlichen Anlässen aufgeführt.

Handlung

Erster Akt

Bild: Kleines Dorf inmitten der Berge

In einem Schweizer Dorfe wird ein Fest vorbereitet. Wilhelm Tell, seine Frau, sein Sohn und ein Fischer sitzen vor ihrem Haus und unterhalten sich. Der alte Melchthal und sein Sohn Arnold kommen hinzu. Melchthal soll den Vorsitz der Feierlichkeiten übernehmen, bei denen drei Paare getraut werden. Er neckt seinen Sohn, dass es für ihn ebenfalls an der Zeit wäre zu heiraten. Als alle in der Wohnung Tells sind, bekennt Arnold, dass er in die schöne Habsburger Prinzessin Mathilde verliebt sei und sich dadurch sein Volk zu Feinden machen könne. Da sie jetzt mit dem verhassten Landvogt Gessler auf der Jagd sei, will er ihr entgegen gehen. Tell, der gerade aus seinem Hause tritt, sieht die Traurigkeit Arnolds. Er mahnt ihn an seine patriotischen Pflichten. Arnold, der hin und her gerissen ist, zwischen Vaterland und seiner Geliebten, bekennt sich schließlich doch zu seinen Pflichten.

Das Dorffest beginnt. Melchthal segnet die drei Brautpaare und erinnert diese an die vaterländischen Pflichten. Tell, der sah, wie sich Arnold entfernte, geht ihm nach. Es wird getanzt, gesungen, bei einem Bogenschießen geht Tells Sohn Gemmy als Sieger hervor. Plötzlich wird das Fest jäh unterbrochen. Der Hirte Leuthold rennt ins Dorf, auf der Flucht vor Gesslers Soldaten. Er hat einen Soldaten getötet, der seine Tochter entführen wollte. Er bittet einen Fischer, ihn über den Vierwaldstättersee zu bringen. Doch für diesen ist der Sturm zu stark. Tell kehrt zurück. Er erklärt sich bereit, Leuthold mit dem Boot über den See zu bringen. Als sie am anderen Ufer ankommen, erscheint Rudolf, der verhasste Anführer von Gesslers Soldaten, zum Fest. Er fragt nach den Flüchtigen, doch keiner gibt ihm Antwort. Der alte Melchthal spricht sogar: Schweizer seien keine Angeber! Rudolf lässt Melchthal verhaften und das Dorf in Brand stecken. Als das Dorf niedergebrannt und Melchthal weggeschleppt wird, schwören die Einwohner Rache an den Unterdrückern.

Zweiter Akt

Bild: Ein tiefes Tal

In einem tiefen Gebirgstal zieht ein Jagdzug vorüber. Die Teilnehmer drücken ihre Freude über das Jagdvergnügen aus. Mathilde hat sich von der Jagdgesellschaft entfernt, um ihren Geliebten Arnold zu treffen. Als er eintrifft, spricht er die Standesunterschiede an. Sie sagt ihm, wenn er auf dem Feld der Ehre Heldentaten vollbringt, hat er jedes Anrecht, um ihre Hand anzuhalten. Sie versprechen, sich am kommenden Tage wieder zu sehen. Sie will aber verschwinden, bevor Tell oder einer seiner Freunde sie zusammen sehen.

Tell hat Mathilde noch gesehen. Sein Misstrauen gegen Arnold ist geweckt, und er macht ihm schwere Vorwürfe. Da kommt Walther Fürst mit der Nachricht, dass Arnolds Vater Melchthal von den Soldaten erschlagen wurde. Sofort schließt sich Arnold dem Tell an.

Nun kommen auch Vertreter der drei Urkantone. Nachdem diese angekommen sind, begrüßen sie Tell und ernennen ihn zu ihrem Führer. Sie wollen für die Freiheit des Vaterlandes bis in den Tod kämpfen.

Dritter Akt

Erstes Bild: Abgelegene Gegend, eine Kapelle im Hintergrund

Mathilde und Arnold treffen sich an einer abgelegenen Kapelle. Er erzählt ihr vom Tode seines Vaters, und dass er sich dem Freiheitskampf angeschlossen hat. Mathilde ist traurig und fleht ihn an, auf sich acht zu geben. Beide trennen sich, scheinbar für ewig.

Zweites Bild: Marktplatz zu Altdorf, Burg Gesslers im Hintergrund

In Altdorf lässt der Landvogt Gessler den Jahrestag der Habsburgischen Herrschaft feiern. Da sich die Schweizer nicht aufzulehnen wagen, feiern und tanzen sie mit. Dann fällt es Gessler ein, seine Untertanen weiter zu demütigen. Er lässt eine Stange mit einem Hut darauf aufstellen, vor dem sich jeder Untertan verneigen muss, der daran vorbeigeht. Alle tun es, mit Ausnahme von Tell und seinem Sohn. Rudolf nimmt beide fest und führt sie vor Gessler. Tell lässt sich aber nicht einschüchtern.

Rudolf erkennt in Tell nun den Mann, der Leuthold über den See ruderte. Gessler lässt Tell seine ganze Grausamkeit spüren. Da er bemerkt, dass die Sorge Tells einzig seinem Sohn gilt, befiehlt er ihm, dass er einen Apfel vom Kopf des eigenen Kindes schießen soll. Vor lauter Angst demütigt sich Tell, wirft sich sogar Gessler zu Füßen, dieser bleibt aber hartherzig. Tell sagt seinem Sohne, dass er sich nicht rühren solle, zielt und schießt den Apfel vom Kopf.

Gessler hatte gesehen, dass Tell einen zweiten Pfeil zu sich gesteckt hatte, und fragt nach dem Grund. Tell antwortet, dass dieser Pfeil für den Landvogt bestimmt gewesen sei, falls er den Apfel verfehlt hätte, und dieser Pfeil hätte sein Ziel nicht verfehlt. Der Landvogt lässt Tell und seinen Sohn verhaften. Mathilde, die gerade noch rechtzeitig dazukam, und entsetzt über die Brutalität Gesslers ist, befreit den Knaben. Tell soll in Ketten nach Küssnacht gebracht werden. Während dieser Ereignisse hat sich die Stimmung im Volk gewandelt. Man drückt nun seinen Hass und Abscheu gegen die Tyrannen offen aus.

Vierter Akt

Erstes Bild: In der Hütte des alten Melchthal

Arnold ist in der Hütte seines Vaters und klagt sein Leid. Immer mehr Schweizer, welche die Unterdrückung beenden wollen, eilen zu ihm.

Zweites Bild: Felsgegend am Vierwaldstättersee

Mathilde bringt Gemmy zu seiner Mutter zurück. Sie umarmen einander, und Mathilde lässt verlauten, dass sie sich dem Freiheitskampf anschließen will. Da erinnert sich Gemmy an einen Auftrag. Er steckt die Hütte seines Vaters in Brand, was das Signal für die Eidgenossen sein soll. Vorher hat er Armbrust und Köcher seines Vaters in Sicherheit gebracht.

Auf dem See wütet ein Sturm. Nur der gefangene Tell ist während des Sturmes in der Lage, das Schiff zu steuern. Tell springt an Land und stößt das Schiff samt Gessler und seinen Soldaten zurück auf den See. Gessler kann sich jedoch retten und schreit nach Rache. Tell, der das ganze Volk nun auf seiner Seite hat, spannt seine Armbrust und befreit die Schweiz von dem Tyrannen. Kurz darauf erscheint Arnold mit seinen Genossen und verkündet, dass Altdorf in ihren Händen sei. Ein großer Freiheitschor beschließt die Oper.

Ouvertüre

Die Ouvertüre diente jahrzehntelang als musikalischer Hintergrund für Reiterszenen, besonders in Komödien. So sprengen beispielsweise in Der kleine Däumling Terry Thomas und Peter Sellers zu den Klängen von Wilhelm Tell dahin. In dem Zeichentrickfilm Symphonie Hour (1942) zerstört Goofy sämtliche Instrumente eines aus Disneyfiguren bestehenden Orchesters, welches dann die Ouvertüre als melodische Abfolge von Misstönen spielen muss.

Ebenso wird sie im Film Uhrwerk Orange während einer Aktszene gebraucht. Hierauf spielt wiederum eine Aufräumszene in Good Bye, Lenin! an.

Literatur

  • Decca Records, Aufnahme und Beiheft Guglielmo Tell von Gery Bramall; 1980

Weblinks

 Commons: William Tell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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