Gulnora Karimova

Gulnora Karimova
Gulnora Karimova - 2009

Gulnora Islomovna Karimova (russisch Гульнара Исламовна Каримова/Gulnara Islamowna Karimowa; * 8. Juli 1972) ist eine usbekische Politikerin, Diplomatin und Unternehmerin. Sie ist die Tochter des usbekischen Staatspräsidenten Islom Karimov.

Gulnora Karimova ist Vize-Außenministerin und seit September 2008 Botschafterin Usbekistans bei den Vereinten Nationen in Genf.[1] Bis zu diesem Zeitpunkt war sie Beraterin des Botschafters von Usbekistan in Russland und hat ein vermutlich fast milliardenschweres Wirtschaftsimperium aufgebaut. Dieses umfasst Nachtclubs und Restaurants in Taschkent, Minengesellschaften, eine große Zementfabrik und Coca-Cola Usbekistan. Durch die Vereinigten Staaten wird sie mit einem internationalen Haftbefehl vom Supreme Court in New Jersey gesucht, nachdem sie von dort mit ihren beiden Kindern nach ihrer Scheidung nach Usbekistan floh.[2]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Karriere

Studium

Sie studierte in Harvard und lernte dort im Juli 1991 auch Mansur Maqsudi kennen, Sohn einer vermögenden, afghanischen Familie mit usbekischen Wurzeln in den Vereinigten Staaten.

Unternehmerin in Usbekistan

Karimova galt bisher als sehr unpopulär in Usbekistan, was teilweise mit ihrem Unternehmensimperium zu tun haben dürfte. Dieses Bild unterliegt derzeit aber einem starken Wandel, da sie verstärkt in der usbekischen Öffentlichkeit auftritt.

Ihr Finanzberater Farhod Inogambajev, damaliger Generaldirektor von Revi Holdings, soll 2002 mit Geschäftsunterlagen in die USA geflohen sein. Die teilweise veröffentlichten Unterlagen zeigen Transaktionen in Millionenhöhe, die mit angeblichen Beratertätigkeiten und zahlreichen ausländischen Firmen in Zusammenhang stehen. In der Financial Times wurde Anfang 2003 im Artikel Uzbekistan Offers Rich Pickings for Leader's Daughter auf Basis dieser Unterlagen beschrieben, wie sich Karimova die Mobiltelefongesellschaft und die Zementfabrik angeeignet haben soll.

Die Liberalisierung des Telekommunikationssektors in Usbekistan soll lange Zeit an Karimova gescheitert sein. Erst im Jahr 2005 verkaufte sie ihre Anteile an UzDunrobita für 121 Millionen US-Dollar an das russische Unternehmen MTS. Diese Summe soll weit höher liegen als der damalige Wert des Unternehmens und steht in zeitlichem Zusammenhang mit den damaligen Verhandlungen über Gasexporte an das staatliche russische Unternehmen Gazprom.

Karimova gilt als Besitzerin einer Vielzahl von Nachtclubs und Discotheken in Usbekistan, vornehmlich in Taschkent. Diese Clubs genießen in Taschkent weitgehende Sonderrechte bezüglich Öffnungszeiten, dürfen also im Gegensatz zu den wenigen anderen Clubs nahezu unbeschränkt geöffnet haben.

Der Ex-Mann von Karimova, Mansur Maqsudi, gründete 1992 ein Joint-Venture zwischen Coca-Cola, seiner Firma ROZ Limited und dem usbekischen Staat. Zu dieser Zeit galt Zentralasien als aufstrebender Markt in Sachen Erfrischungsgetränken, als in Europa und Amerika eine Zeit der Stagnation begann. Die erste Firma zur Abfüllung von Coca-Cola-Produkten wurde in Taschkent eröffnet. Bereits 1997 erreichte der jährliche Umsatz 118 Millionen US-Dollar. Bei der Scheidung zwischen Karimova und Maqsudi kam es zu Durchsuchungen in der Abfüllfirma durch usbekische Behörden in Zusammenhang mit Steuervergehen. Im Jahr 2004 gab es sogar einen mehrmonatigen Produktionsstopp, das Vermögen Maqsudis in Usbekistan wurde konfisziert und floss Karimova zu.

Gulnora Karimova gilt als Besitzerin einer der größten Zementfabriken in Zentralasien, Teilhaberin von Oxus Gold, einem 1996 gegründeten usbekischen Goldminenbetreiber, und der nur in Usbekistan tätigen Zeromax GmbH aus der Schweiz, mit den Geschäftsfeldern Öl, Gas, Bergbau, Landwirtschaft, Textilien und Logistik. Die Verbindung zwischen Karimova und der Zeromax GmbH wird seitens der Firma allerdings bestritten.

Sie ist Eigentümerin der Zeitschrift Bella Terra, die es in ganz Usbekistan zu kaufen gibt.

Politische Tätigkeit

Offiziell ist Gulnora Karimova Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf. Davor war sie in Russland als Beraterin des dortigen usbekischen Botschafters tätig und gilt als Veranstalterin zahlreicher Partys in St. Petersburg und Moskau, beispielsweise im März 2007 zugunsten ihrer Stiftung und zur Präsentation ihrer neuen Zeitschrift Eurasia.[3]

Der politische Posten einer Vize-Außenministerin erhielt sie, nachdem sie in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wegen eines dort bestehenden Auslieferungsabkommens mit den Vereinigten Staaten, festgenommen wurde. Der amerikanische Haftbefehl lautet auf Kindesentführung, da sie die Vereinigten Staaten in Verletzung eines Gerichtsurteils mit ihren Kindern verließ. Nur kurz nach ihrer Festnahme genoss sie diplomatische Immunität und wurde freigelassen.

Seit Jahren wird Karimova als potentielle Nachfolgerin ihres Vaters Islom Karimov im Amt des Staatspräsidenten von Usbekistan gehandelt. Dieser bekleidet das Amt schon seit der Unabhängigkeit Usbekistans 1991. Auffällig sind die immer häufigeren öffentlichen Auftritte Karimovas in Usbekistan in den letzten Jahren. Nachfragen in diese Richtung weist sie, angeblich geschmeichelt, als realitätsfern zurück.

Künstlerische Tätigkeit

Karimova veranstaltet regelmäßig Präsentationen ihrer Werke von Mode und Schmuck in Taschkent. Sie beschränkt sich jedoch nicht nur auf Usbekistan, sondern mietete am 20. März 2007 das Carrousel du Louvre in der französischen Hauptstadt, um Arbeiten von ihr und Freunden zu zeigen. Die jüngere Schwester von ihr, Lola Karimova, ist ebenfalls als Modedesignerin tätig.

Im Sommer 2006 veröffentlichte Karimova unter dem Künstlernamen GooGoosha das Lied Vergiss mich nicht, das im Original von Kumush Rozoqova gesungen wurde. Es lief auf allen lokalen Radio- und Musikfernsehsendern Usbekistans.

Stiftung und Wohltätigkeit

Sie ist Gründerin der Stiftung Forum für Kunst und Kultur in Usbekistan. [4]

Familie

Von November 1991 bis 2001 war sie mit Mansur Maqsudi verheiratet, einem Sohn einer vermögenden, afghanischen Familie mit usbekischen Wurzeln in den Vereinigten Staaten. Aus dieser Ehe stammen ihre Tochter und ihr Sohn, welche beide die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen.

Einzelnachweise

 Commons: Gulnora Karimova – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Uzbek presidential daughter appointed envoy to UN Geneva HQ
  2. WashingtonPost.com - Battle Royal
  3. Vanity Fair - Gulnora Karimova, Dunkle Zauberwelt
  4. DiePresse.com - Fernsehgeräte für das Volk

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