Gunnar Thoroddsen

Gunnar Thoroddsen

Gunnar Thoroddsen (* 28. Dezember 1910 in Reykjavík; † 27. September 1983 in Reykjavík) war ein isländischer Politiker der Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur) und Premierminister von Island.

Biografie

Thoroddsen begann seine politische Laufbahn bereits 1934 als er mit gerade 23 Jahren der jüngste Abgeordnete des Althing wurde, der jemals gewählt wurde. Dort vertrat er bis zu seinem Verzicht auf eine Wiederwahl bei der Parlamentswahl im Mai 1983 die Interessen der Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur). Zwischen 1940 und 1943 war er auch Vorsitzender der Nationalen Jugendorganisation der Unabhängigkeitspartei (Samband ungra sjálfstæðismanna).[1] Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er zwischen 1940 und 1950 Professor an der Universität Island.

Vom 4. Februar 1947 bis zum 19. November 1959 war er zudem Bürgermeister von Reykjavík und danach zwischen 1959 und 1965 Finanzminister (Fjármálaráðuneytið) in den Regierungen von Ólafur Thors und Bjarni Benediktsson. 1961 bis 1965 war er erstmals stellvertretender Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei.

Zwischen 1965 und 1969 vertrat er Island als Botschafter in Dänemark. Während dieser Zeit beendete er 1968 auch seine Promotion zum Doktor (Ph. D.) in Rechtswissenschaften mit einer Dissertation zum Thema zur Beleidigung (Fjölmæli). Als solcher war Thoroddsen 1968 Kandidat der Unabhängigkeitswahl bei der Präsidentschaftswahl von 1968. Allerdings unterlag er bei der Wahl um die Nachfolge seines Schwiegervaters Ásgeir Ásgeirsson als Präsident von Island[2] gegen den parteilosen Kandidaten Kristján Eldjárn. Obwohl Umfragen Thoroddsen zuvor bei einem Stimmenanteil von 70 Prozent sahen, errang Eldjárn letztlich mit 65,6 Prozent Stimmenanteil einen riesigen Wahlerfolg bei einer Wahlbeteilung von 92,2 Prozent.[3] 1970 wurde er zunächst zum Richter an das Oberste Gericht Islands (Hæstiréttur) berufen.[4]

In der Regierung von Geir Hallgrímsson war er dann vom 28. August 1974 bis zum 27. Juni 1978 Minister für Industrie und soziale Wohlfahrt. Zwischen November 1974 und November 1981 war er außerdem erneut stellvertretender Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei. Als es zwischen Hallgrímsson, der auch Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei war, und ihm zu Meinungsverschiedenheiten über die Politik der Unabhängigkeitspartei nach der verlorenen Wahl von 1978 kam, verließ Thoroddsen 1980 mit einigen anderen Mitgliedern die Fraktion im Parlament.

Als Nachfolger der sozialdemokratischen Minderheitsregierung von Benedikt Sigurðsson Gröndal bildete er deshalb am 8. Februar 1980 als Premierminister eine Koalitionsregierung mit der agrarisch orientierten Fortschrittspartei (Framsóknarflokkurinn) und der kommunistisch geprägten Volksallianz (Alþýðubandalag).[5][6] Mit 69 Jahren wurde Thoroddsen der älteste Premierminister in der Geschichte Islands. Aus gesundheitlichen Gründen verzichtete er im Mai 1983 auf eine erneute Kandidatur für den Althing und übergab die Regierungsgeschäfte am 26. Mai 1983 an den Vorsitzenden der Fortschrittspartei und bisherigen Minister für Fischerei und Kommunikation Steingrímur Hermannsson.

Quelle

Einzelnachweise

  1. Geschichte der SUS (Isländisch)
  2. Pálsson, Gísli/ Durrenberger, E. Paul: "Images of Contemporary Iceland: Everyday Lives and Global Contexts", 1996, S. 113, ISBN 0-87745-528-7
  3. Präsidentschaftswahl 1968
  4. Biografie auf der Homepage des Obersten Gerichts
  5. Ismayr, Wolfgang: "Die politischen Systeme Westeuropas", 2009, S. 202, ISBN 3-531-16464-3
  6. Niedermayer, Oskar/ Stöss, Richard/ Haas, Melanie: "Die Parteiensysteme Westeuropas", 2006, S. 271, ISBN 3-531-14111-2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gunnar Thoroddsen — Primer Ministro de Islandia 8 de febrero de 1980 – 26 de mayo de 1983 Presidente Kristján Eldjárn Predecesor …   Wikipedia Español

  • Gunnar Thoroddsen — Infobox Prime Minister | name= Gunnar Thoroddsen nationality=Iceland order=Prime Minister of Iceland term start=February 8, 1980 term end=May 26, 1983 president =Kristján Eldjárn birth date = birth date|1910|12|29|mf=y death date = death date and …   Wikipedia

  • Gunnar — ist ein männlicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstage 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger …   Deutsch Wikipedia

  • Thoroddsen — ist der Name von: Gunnar Thoroddsen (1910–1983), isländischer Politiker Jón Thoroddsen (1818 oder 1819–1868), isländischer Schriftsteller Þorvaldur Thoroddsen (1855–1921), isländischer Geologe Diese Seite ist eine Begri …   Deutsch Wikipedia

  • List of Iceland-related articles — For a topical list, see List of basic Iceland topics Articles (arranged alphabetically) related to Iceland include: NOTOC 1 9 1. deild karla 101 Reykjavík 12 Tónar 1924 28 Nordic Football Championship 1929 32 Nordic Football Championship 1933 36… …   Wikipedia

  • Olafur Johannesson — Ólafur Jóhannesson (* 1. März 1913 in Stórholt; † 20. Mai 1984) war ein isländischer Politiker der Fortschrittspartei (Framsóknarflokkurinn) sowie zweimaliger Premierminister von Island. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Hafstein — Jóhann Hafstein (* 19. September 1915 in Akureyri; † 15. Mai 1980) war ein isländischer Politiker der Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur) und Premierminister von Island. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Tho — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Geir Hallgrímsson — Infobox Prime Minister | name=Geir Hallgrímsson nationality=Iceland order=Prime Minister of Iceland term start=28 August 1974 term end=1 September 1978 president =Kristján Eldjárn birth date = birth date|1925|12|16|mf=y death date = death… …   Wikipedia

  • Benedikt Gröndal — Benedikt Sigurðsson Gröndal (* 7. Juli 1924 in Önundarfjörður, heute Gemeinde Ísafjarðarbær) ist ein isländischer Politiker. Er war Mitglied der sozialdemokratischen Partei Alþýðuflokkurinn. Gröndal war in den Jahren 1956 1982 ein Mitglied des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”