Gunter Preuß

Gunter Preuß

Gunter Preuß (* 15. September 1940 in Leipzig) ist ein deutscher Schriftsteller.


Gunter Preuß

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gunter Preuß ist der zweite Sohn einer sächsischen Hausangestellten und eines schlesischen Metzgers. Der Vater, mit außergewöhnlicher Tenorstimme begabt, studierte Gesang, fand aber nie den Weg zur Bühne. Nach der Flucht vor den nahenden Kriegswirren aus Schlesien verbrachte Preuß seine Kindheit in seiner Geburtsstadt Leipzig und zeitweise in einem Auendorf bei Halle (Saale). Nach Absolvierung der Grundschule erfolgte von 1954 bis 1957 eine Facharbeiterausbildung zum Fernmeldemechaniker. Danach versuchte Ausbrüche aus familiärer wie beruflicher Enge in verschiedene Tätigkeiten (Güterboden- und Lagerarbeiter) und den Leistungssport (Judo) an der DHfK Leipzig. Eigentlich auf dem Weg in die Südsee blieb er im geteilten Berlin hängen und studierte von 1960 bis 1962 an der Ostberliner Fachschule für Artistik. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Studium abbrechen, kehrte nach Leipzig zurück und arbeitete an der Karl-Marx-Universität als Fernmelderevisor.

Nach ersten Veröffentlichung von Kurzgeschichten in Zeitschriften und Magazinen wurde Preuß Mitglied der Nachwuchsorganisation des DDR-Schriftstellerverbandes AJA. Von 1970 bis 1974 Studium am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig. Danach freischaffender Schriftsteller. Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und im Leipziger Vorstand für Werkstattarbeit verantwortlich. Von 1986 bis 1988 Oberassistent am Literaturinstitut im Fach Prosa. Danach wieder freischaffend tätig. Lebt heute in Lützschena bei Leipzig.

Preuß wurde immer wieder wegen seiner DDR-kritischen Haltung - wobei er vor allem mehr Offenheit und individuellen Spielraum anmahnte - öffentlich gemaßregelt und war mit seiner Familie staatlichen Repressalien ausgesetzt. Andererseits bekennt er sich dazu, in der DDR viel Förderung und Zuwendung erfahren zu haben, was seine Meinung über eine zunehmend schizophrene Gesellschaft verfestigte. Dennoch war er wohl zu lange der Auffassung, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse aus eigener Kraft gebessert werden könnten. Preuß und drei weitere Schriftsteller waren einzige Unterzeichner einer Leipziger Protestschrift gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Mit Werner Heiduczek stimmte Preuß gegen den vom Leipziger Vorstand geforderten Ausschluss Erich Loests aus dem Schriftstellerverband. Im Zutrauen auf Gorbatschow und mit dem ungebrochenen Willen zur gesellschaftlichen Erneuerung trat Preuß, der bis dato jeglicher Parteizugehörigkeit widerstanden hatte, in die SED ein. Die Mitgliedschaft währte nur kurz. Noch vor der Wende hatte sich Preuß’ Hoffnung auf eine freiheitliche und somit weltoffene sozialistische Gesellschaft erschöpft.

Gunter Preuß hat sich in fast allen Genres der Literatur zu Wort gemeldet. Von Beginn an schrieb er auch für Kinder und Jugendliche. Einige seiner Bücher sind in viele Sprachen übersetzt. Seit seiner Jugend begleitet ihn der Roman Und wenn ich sterben sollte ... (1. Band 2005, als Trilogie geplant), in dem sich Autobiografisches und Erfundenes in den Nachkriegsjahrzehnten deutscher Zeitgeschichte vermischen. Der 2009 erschienene Band Rufe in die Wüste - Aufsätze und Interviews von gestern und heute gewährt unverstellten Einblick in Preuß’ Biografie und zeigt seine engagierte kritische Haltung in zwei Gesellschaftsordnungen. Er selbst rechnet sich zu den Narren, die für ihre Krummheit geradestehen. In seinen Prosaarbeiten, wie auch in Theaterstücken und einer Vielzahl von Hörspielen rücken oft Außenseiter in den Brennpunkt: „Menschen die ausziehen das Fürchten (Leben) zu lernen“. Mit Kunststücke liegt 2011 sein fünfter Band Sinn- und Unsinnsprüche vor, mit denen Preuß sich auch als Aphoristiker einen Namen gemacht hat.

Werke (Auswahl)

Prosa

  • Die Grasnelke, Erzählungen, 1973
  • Julia, Roman, Jugendroman, 1976
  • Feen sterben nicht, Erzählung für Kinder, 1985
  • Spiegelscherben, Erzählungen, 1986
  • Annabella und der große Zauberer, Kinderbuch, 1986
  • Frau Butzmann und ihre Söhne, Novelle, 1987
  • Brief an die Geliebte, Roman in fünf Erzählungen, 1989
  • Kleine Hexe Toscanella, Kinderbuch, 1993
  • Stein in meiner Faust, Roman, 1993
  • Tödliches Grün, Roman, 1997
  • Wie ein Vogel aus dem Ei, Jugendroman, 1998
  • Der 884. Montag, Roman eines Rebellen, 1999
  • Gesichter und Masken, Gespräche aus der Dunkelkammer, 1999
  • Aus der eigenen Haut, Erzählungen, 2000
  • Die Falle, Kinderbuch, 2000
  • Grauer, Künstlernovelle, 2001
  • Vom armen Schwein, Eine deutsch-deutsche Groteske, 2003
  • Betreten auf eigene Gefahr!, Schulgeschichten, 2004
  • Und wenn ich sterben sollte ..., Roman einer Jugend, 2005
  • Zwei im Spinnennetz, Roman, 2006
  • Niccolò und die drei Schönen, Roman für Kinder, 2006
  • Lilli unterm roten Hut, Kinderbuch, 2007
  • Rufe in die Wüste, Aufsätze und Interviews, 2009
  • Fußspuren werde ich hinterlassen, Texte fürs Hörspiel, Theater und Fernsehen, 2009
  • Die Gewalt des Sommers, Roman, 2011

Aphorismen

  • Treibholz, 1990
  • Kieselsteine, 1998
  • Vogelfedern, 2003
  • Clownstränen, 2007
  • Kunststücke, 2011

Gedichte

  • Mit den Augen der Nacht, 2003
  • Fang mich doch!, 2006
  • Träum was Schönes, 2007
  • Hexensprüche, 2008
  • Augenblicke, 2011

Theaterstücke

  • Muzelkopp, 1977
  • Des großen Zauberers Haus, 1996 (zusammen mit Felicitas Löwe)
  • Am Marterpfahl, Kurzschluss, Vom Kater ..., 1999
  • Stein in meiner Faust, 2008

Fernsehfilme

  • Ein verdammt wunderschöner Tag, 1976
  • Hochzeitsreise, 1979
  • Große Liebe gesucht, 1989
  • mehrere Trickfilme

Hörspiele

  • Tschomolungma, 1980
  • Der rastlose Maui, 1994
  • Das Messer, 1997
  • Der Zusammenstoß, 1998
  • Alles paletti, 2008

Herausgeberschaft

  • Nicht allein im Rosental, Leipzig 1989

Auszeichnungen


Preuß ist Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und gehört dem Verband Deutscher Schriftsteller an.

Weblinks



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