- Verlag Neues Leben
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Der Verlag Neues Leben war in der Zeit der SBZ und der DDR ein – von der FDJ gelenkter – bedeutender Jugendverlag mit Sitz in Ost-Berlin. Hauptsächlich wurden im Verlag Neues Leben belletristische Bücher sowie Jugendzeitschriften und -zeitungen verlegt. Der Verlag wurde in einem mehrstufigen Verfahren, in dem verschiedene Gremien zustimmen mussten, im Jahr 1946 gegründet.
Seit 2004 gehört der Verlag Neues Leben zur Eulenspiegel Verlagsgruppe.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte auch Auswirkungen auf die deutsche Verlagslandschaft. Da im Dritten Reich alle Verlage nationalsozialistisch kontrolliert wurden, musste auch im Verlagswesen eine Entnazifizierung und Reinigung erfolgen.
Deshalb wurden in allen Besatzungszonen Verlage lizenziert, d.h. sie erhielten von der zuständigen Militärverwaltung eine Verlagslizenz.
Außerdem war Deutschland nach dem Krieg weitestgehend zerstört. Es herrschte Mangelwirtschaft, und es gab kaum die Möglichkeit zur Herstellung von Verlagserzeugnissen. Der Informations- und Unterhaltungsbedarf in der Bevölkerung war jedoch gerade mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen erheblich.
Deshalb reifte bereits früh in der neu gegründeten FDJ der Anspruch, einen Verlag zu gründen. Damit sollte vor allem die Jugend mit erschwinglicher Informations- und Unterhaltungsliteratur versorgt werden. Daneben erhoffte man sich, mit einem Verlag Gewinne zu erwirtschaften, die dem weiteren Aufbau der Jugendorganisation FDJ zugute kommen sollten.
Genehmigungen
Nachdem am 17. Juni 1946 seitens der SMAD die Verlagslizenz erteilt wurde, erhielt der Verlag am 4. September 1946 die Gewerbeerlaubnis von der Stadt Berlin.
Am 9. Dezember 1946 wurde der Gesellschaftervertrag unterzeichnet. Der Eintrag ins Handelsregister Berlin erfolgte am 18. Dezember 1946.
Unternehmensform und Gesellschafter
Als erste Unternehmensform für den Verlag wählte man die GmbH. Das Stammkapital betrug RM 20.000,00.
Zunächst gab es vier Gesellschafter: Edith Baumann, Erich Honecker, Paul Verner und Dr. Friedrich Wolf. Diese vier Gesellschafter waren mehr oder weniger politisch in der KPD (später SED) bzw. FDJ aktiv und hatten dort auch Führungspositionen inne. Somit war die Richtlinie für die weitere Verlagsentwicklung von Anfang an vorgegeben.
Wissenswertes
Anfang 1947 erschien die Zeitung Junge Welt als erstes Druckerzeugnis. Das erste belletristische Werk des Verlages war im gleichen Jahr Wie der Stahl gehärtet wurde von Nikolai Ostrowski. Nach der Abgabe der „Jungen Welt“ an den gleichnamigen Verlag im Jahr 1950 konzentrierte sich der Verlag Neues Leben auf das Verlegen von Büchern. Lediglich von 1955 bis Ende 1959 erschien die Zeitschrift Mosaik im Verlag Neues Leben. Bis zur Wende wuchs der Verlag zu einem der größten in der DDR an. Zu den Direktoren zählten der frühere DDR-Kulturminister Hans Bentzien (von 1966 bis 1975) und Rudolf Chowanetz, der den Verlag von 1975 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 leitete. Ihm folgte Andreas Henselmann. Der langsame Niedergang des Verlages seit der Wende fand 2004 mit der Übernahme unter das Dach der Eulenspiegel Verlagsgruppe vorerst ein Ende.
Verlegte Druckerzeugnisse
Bücher, Lyrik- und Romanhefte
Der Verlag veröffentlichte eine große Anzahl von Büchern und Romanheften, davon:
- die Lyrikreihe Poesiealbum (Lyrikreihe)
- die Buchreihe Kompass
- die Buchreihe Spannend erzählt
- die Buchreihe BASAR
- das Romanheft Das neue Abenteuer
- die Buchreihe nl podium
Zu den größten Erfolgen des Verlages gehörten die ab 1982 dort verlegten Werke von Karl May; nachdem May jahrzehntelang in der DDR nicht gedruckt worden war. Schwerpunkt des Verlages war Jugendliteratur, jedoch war er nicht darauf beschränkt. So erschienen die meisten Werke von Brigitte Reimann im Verlag Neues Leben.
Temperamente
Die Literaturzeitschrift Temperamente mit dem Untertitel Blätter für junge Literatur erschien von 1976 bis ca. 1990 alle zwei Monate und wollte vor allem jungen Schriftstellern eine Plattform zur Veröffentlichung ihrer Werke bieten.
Das Jugendmagazin "Neues Leben" erschien dagegen nicht in diesem Verlag, sondern im Verlag Junge Welt.
Quellenverzeichnis
- Kay, Thomas: Magisterarbeit: Der Verlag "Neues Leben" Berlin im Zeitraum von seiner Gründung im Jahre 1946 bis zur Errichtung der Berliner Mauer im Jahre 1961. Universität Leipzig; Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft; Abteilung Medienwissenschaft; darin: Buchwissenschaft. Leipzig. 190 S. 2001.
- Lokatis, Siegfried: Vom Amt für Literatur und Verlagswesen zur Hauptverwaltung Verlagswesen im Ministerium für Kultur. In: Barck et al: "Jedes Buch ein Abenteuer": Zensur-System und literarische Öffentlichkeiten in der DDR bis Ende der sechziger Jahre. Akademie-Verlag. Berlin. 1997.
- Tölg, Walter: Bibliographie: 1946-1976. Neues Leben. Berlin. 1976.
- Tölg, Walter: Bibliographie: 1946-1982. Neues Leben. Berlin. 1983.
- Wolf, Heiner: Jedes Buch ist ein Abenteuer: Ein Almanach; Vierzig Jahre Verlag Neues Leben, Berlin. Neues Leben. Berlin. 1986.
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