Gustav Großmann

Gustav Großmann
Gustav Großmann 1970

Gustav Großmann (* 2. Januar 1893 im masurischen Groß-Jerutten, Ostpreußen; † 29. Mai 1973) war ein deutscher Erfinder, Schriftsteller, Rationalierungsfachmann und der Urheber der nach ihm benannten Großmann-Methode.

Leben und Werk

Schwere Kriegsverletzungen, die er sich während des Ersten Weltkrieges zugezogen hatte, trieben ihn dazu, ein leicht verständliches und wirksames System zur Selbstverwirklichung und Leistungssteigerung zu entwickeln, das er später als die sogenannte „Großmann-Methode“ (GM) an „geeignete Menschen“ weiter gab.

Großmann gilt als Wegbereiter der methodischen Arbeits- und Lebensgestaltung in Deutschland. Er studierte an den Universitäten Berlin, Freiburg und Königsberg die Fächer Philosophie, Nationalökonomie, Statistik und Psychologie. 1920 promovierte er in Königsberg zum Dr. Phil (Dissertation: Das Wesen der Bedürfnisbefriedigung) und arbeitete danach als Assistent bei den Psychotechnikern Walter Moede und Curt Piorkowski in Berlin. Nach verschiedenen Organisations- und Werbetätigkeiten wurde er 1926 Werbeleiter beim Münchner R. Oldenbourg Verlag.

Während dieser Zeit hatte Großmann seine für den persönlichen Gebrauch gedachte Arbeitsmethode vervollkommnet und in Fachzeitschriften Beiträge zum Thema Rationalisierung veröffentlicht. Aufgrund des großen Interesses fasst er diese Artikel in einem Buch zusammen, das am 1. April 1927 unter dem Titel Sich selbst rationalisieren erschien. Noch im selben Jahr machte er sich als Spezialist für persönliche Arbeitsmethoden selbstständig.

Im Laufe seines Lebens führte Großmann im Fernunterricht über 30.000 Personen als Lizenznehmer in seine urheberrechtlich geschützte Methode ein. Sein Hauptwerk Sich selbst rationalisieren wurde von ihm bis in die siebziger Jahre mehrfach überarbeitet und neu aufgelegt. Die zur Methode gehörenden Analyse-, Planungs- und Problemlösungs-Techniken (Persönliche Situationsanalyse (die sog. Persitana), Zeitpläne vom Lebensplan bis zum Tagesplan, „Wieplan“-Technik, „Glückstagebuch“) bildeten ein geschlossenes System, das sich auf den Leitgedanken des „Nutzenbietens“ gründete. Von besonderer Wichtigkeit war dabei die Erarbeitung der (Lebens-)Ziele, für deren Tragfähigkeit sowohl die eigenständigen Besonderheiten und Neigungen des Individuums als auch der Nutzen für die Gemeinschaft ausschlaggebend waren.

Seine philosophischen Wurzeln führte Großmann auf Schopenhauer und Nietzsche zurück, großen Einfluss hatte außerdem die Psychologie von Alfred Adler.

Viele heutige Systeme des Zeit- und Selbstmanagements lassen sich ganz oder in Elementen auf Großmann zurückführen. Einige Verfahren, die häufig Großmann zugeschrieben werden, sind jedoch älter und lassen sich beispielsweise bereits bei Benjamin Franklin finden. Im Gegensatz zu vielen heutigen Systemen, die hauptsächlich auf dem Markt für Manager-Seminare angeboten werden, stellte Großmann die individuelle Persönlichkeit, die innere Einstellung und die Emotionalität („Die Stimmung bestimmt“) in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Trotz teilweise pedantisch anmutender Elemente sah Großmann seine Methode daher als ein organisches System der Lebenskunst, das zugleich wissenschaftliche Fundierung beanspruchte.

In einer Fülle von weiteren Schriften leuchtete Großmann einzelne Lebensaspekte und Erfolgsfaktoren im Sinne seiner Philosophie aus und leitete den Leser dazu an, die sich für ihn persönlich ergebenden praktischen Konsequenzen zu erarbeiten und mit Hilfe seiner Methode zu verwirklichen.

Fortwirken

Zur Vertiefung der Methode gründete Großmann für seine ehemaligen Seminarteilnehmer die so genannten „Großmann-Methodiker-Gilden“. Mitglieder dieser Gilden gründeten 1954 die gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitsmethodik (GfA).

Die Verwertungsrechte der Methode Großmanns wurde nach dessen Tod von Manfred Helfrecht erworben, dessen ebenfalls geschütztes HelfRecht-Planungssystem sich als zeitgemäße Weiterentwicklung der Großmann-Methode versteht und dessen Vermarktung in erster Linie auf mittelständische Unternehmer und Freiberufler abzielt. Noch zu Lebzeiten Großmanns entwickelte sein Schüler Josef Hirt 1953 einen eigenen Fernkurs („Hirt-Methode“). Diese Methode wird ebenfalls auf Großmann zurückgeführt. Auch der Großmann-Schüler Josef Schmidt, Verfasser einer kurzen Biographie Gustav Großmanns begründete ein eigenes System („Unternehmer-Energie“).

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