Gustav von Schrötter

Gustav von Schrötter

Gustav Georg Hermann von Schrötter (* 1830; † 1919) war ein deutscher Offizier und Diplomat (Militärattaché).

Leben und Wirken

Gustav Schrötter wurde als Sohn eines Juristen geboren, der es bis zum Appell-Gerichtspräsidenten in Bromberg brachte. Der Sohn trat nach dem Abitur als junger Mann in die preußische Armee ein. Bis 1865 hatte er es zum Hauptmann bei einem Feld-Artillerie-Regiment und zum Mitarbeiter im Generalstab gebracht. Erste Erfahrungen als Erzieher eines Fürstenkindes sammelte er als Militärgouverneur eines Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen, einer Nebenlinie des preußischen Königshauses Hohenzollern.

1865 wurde Schrötter vom damaligen preußischen Kronprinzen Friedrich zum militärischen Erzieher (Militärgouverneur) seines ältesten Sohnes Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm II. bestimmt. Dabei wurde ihm der Vorzug gegenüber dem zweiten ins Auge gefassten Kandidaten Alfred von Waldersee gegeben. Die Wahl auf ihn war unter anderem auf Empfehlung Stockmars („[ein] hübscher eleganter Mann“) und des Generalstabschefs Helmuth von Moltke („durchaus gebildeter Mann“) gefallen.[1] Schrötter trat seine Stellung am 1. Januar 1866 an.

Schrötter vermittelte dem jungen Prinzen erste Kenntnisse über Uniformen, Waffen und Waffengattungen.[2] Seine akademische Erziehung erfuhr der Prinz dagegen in erster Linie durch den Jesuiten Hinzpeter. Allen Quellen zufolge war die Beziehung des späteren Kaisers zu seinem Erzieher, der ihn auch im Reiten unterwies, denkbar gut. Wilhelms Biograph John Röhl urteilte später: „Schrötter verkörperte vielleicht für ihn [Wilhelm] ein Ideal, nach welchem er zeit seines Lebens suchen solle.“[3] Außerdem stellt Röhl die Theorie auf, dass in der Beziehung zu Schrötter „eine psychologische Grundlage für das ungewöhnlich enge Verhältnis gelegt wurde, das den nachmaligen Kaiser mit allen Mitgliedern seiner militärischen Umgebung verband.“[3]

In den 1870er Jahren wurde Schrötter als Militärattaché an die deutsche Botschaft in London entsandt, wo ihm die Pflege der militärpolitischen Beziehungen des Deutschen Reiches zum Vereinigten Königreich oblagen. Später wurde er noch bis zum Generalleutnant befördert.

1918/19 erlebte Schrötter noch als greiser Mann von fast neunzig Jahren den Sturz seines einstigen Mündels vom deutschen Kaiserthron und seine Flucht ins holländische Exil anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs mit.

Wilhelm II. beschrieb seinen Erzieher Jahrzehnte später, als er in den 1920er Jahren als alter Mann seine Memoiren niederschrieb, als einen Mann „von einfachem, schlichtem Wesen, den ich sehr verehrt habe. Er [Schrötter] verstand es in glücklicher Weise, seinem Zögling die Kenntnis […] [der militärischen Dinge] zu vermitteln und sein Interesse, das schon frühzeitig durch das Vorbild von Großvater und Vater geweckt war, lebendig zu erhalten und zu vertiefen.“[4]

Bildmaterial

Eine zeitgenössische Bilddarstellung Schrötters findet sich bei John Röhl: Wilhelm II., 1859 bis 1888, S. 139.

Einzelnachweise

  1. John Röhl: Wilhelm II, S. 138. Moltke fährt mit der Charakterisierung fort: „[Er ist] das was man liebenswürdigen Schwerenöther [sic!] nennen pflegt alerliebste Gedichte, rangirt [sic!] sehr hübsch alle Arten von Festen kl. Aufführungen usw. zu denen er die nöthigen [sic!] Carmina und Reden zu liefern versteht.“ An gleicher Stelle finden sich Charakterisierungen als dichterisch veranlagt, als „phlegmatisch, zurückhaltend und verschlossen“ sowie als „vorzüglicher Mensch der von allen seinen Kameraden stets geliebt und geachtet“ werde (Moltke) beziehungsweise als „die Ehrlichkeit und Bravheit selbst mit einem Anflug von Sturheit“ (Stockmar).
  2. Franz Herre: Kaiser Wilhelm II. Monarch zwischen den Zeiten, 1993, S. 20.
  3. a b John Röhl: Wilhelm II, S 141.
  4. Wilhelm: Aus meinem Leben, 1859-1888, 1927, S. 22.

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