Gutshaus Boldevitz

Gutshaus Boldevitz
Gutshaus Boldevitz um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Das Gutshaus Boldevitz ist ein Herrenhaus in Boldevitz, einem Ortsteil von Parchtitz im Landkreis Vorpommern-Rügen. Mit dem markanten Doppelgiebel ist das Gebäude das letzte seiner Art auf Rügen und eines der architektonischen Wahrzeichen der Insel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gut Boldevitz befand sich seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Familie von Rotermund, unter Claus von Rotermund entstand der Kern des Herrenhauses, Landrat Philipp von Rotermund ließ es 1635 oder 1655/58 umbauen. Angeblich wurden dafür die Steine der 1550 aufgehobenen Kirche des eingegangenen Dorfes Marschenholz verwendet. Als 1712 die Familie mit Caspar Detlef von Rotermund in männlicher Linie ausstarb, ging der Besitz an seinen Schwiegersohn, den schwedischen General Carl Gustav Graf Mellin über. 1744 kam das Gut an die Familie von Putbus.

1762 erwarb der Regierungsrat Adolf Friedrich von Olthof das Gut, der hier einen Kreis von Verwandten und Freunden versammelte und sich als Kunstmäzen betätigte. Er holte den damals noch weitgehend unbekannten Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert nach Boldevitz, der zwischen 1762 und 1764 sechs großflächige Landschaftstapeten fertigte. Erstmals wurden dabei auch Motive der rügenschen Landschaft dargestellt. Johann Wolfgang von Goethe, der 1811 eine Biographie Hackerts herausgab, erwähnte das Gut unter dem Namen „Bolwitz“. In dieser Zeit erfolgte auch der Anbau der beiden Langhäuser und die Anlage des Parks. Nachdem 1777 das Konkursverfahren gegen Olthof eröffnet wurde, kam es 1780 zum Verkauf des Gutes an die Familie von der Lancken. 1784 erfolgten weitere Umbauten.

Diese besaß es, seit dem 18. Jahrhundert unter dem Namen Lancken-Wackenitz, ab 1938 als Lancken-Wackenitz-Albedyll bis zur Enteignung der Familie im Zuge der Bodenreform 1945. Nachdem Zweiten Weltkrieg wurden im Haus Flüchtlinge untergebracht. Die Landwirtschaft wurde als Volkseigenes Gut weitergeführt, das Gutshaus diente als Verwaltungssitz und Kulturhaus. Später wurden ein Kindergarten und 12 Wohnungen eingerichtet.

Nach der Wiedervereinigung wurde das Gutshaus privatisiert. Ab 1993 wurde mit der Restaurierung des Gutsensembles begonnen. Alle nach dem 18. Jahrhundert entstandenen Anbauten wurden entfernt. Die zu DDR-Zeiten ins Jagdschloss Granitz ausgelagerten Landschaftstapeten wurden in Dresden restauriert.

Das Gut Boldevitz wird heute auch touristisch genutzt. Unter dem Namen „Gut Rodewitz“ ist das Gutshaus Filmkulisse für einen Nebenschauplatz der Fernsehserie „Hallo Robbie!

Gebäude

Das zentrale Gebäude stammt aus der Zeit um 1600 und ist ein dreigeschossiger fünfachsiger Putzbau auf annähernd quadratischem Grundriss. Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine erste Umgestaltung. Die zwei parallelen Satteldächer, deren geschweifte Volutegiebel von vertikalen Doppelgesimsen gegliedert sind, sind heute für Rügen einmalig. Das ebenso gestaltete Herrenhaus in Üselitz wurde während der Zeit der DDR ruiniert, soll aber wieder aufgebaut werden. Ab 1783 ließ Christian Friedrich von der Lancken das Haus um die zwei zweigeschossigen, fünfachsigen Seitenflügel erweitern, das Allianzwappen über dem hofseitigen Hauptportal im ersten Obergeschoss erinnert an diesen Umbau.

Park

Der im 17. Jahrhundert angelegte Gutspark wurde im 19. Jahrhundert zum Englischen Landschaftsgarten mit Schwanenteich umgestaltet. Seine Größe beträgt etwa 11 Hektar. Der Zugang von Norden erfolgte durch ein von Löwen gekröntes Tor, das von Süden in den Park führende Tellertor ist 2011 rekonstruiert worden.

Im Park befindet sich eine 1839 errichtete klassizistische Kapelle mit flachem Satteldach und eingezogener Apsis. Sie ersetzte einen Vorgängerbau von 1655

Literatur

  • Neidhardt Krauß, Egon Fischer: Unterwegs zu Burgen, Schlössern und Parkanlagen in Vorpommern. Hinstorff-Verlag, Rostock 1991, ISBN 3-356-00391-7, S. 81.
  • Sabine Bock, Thomas Helms: Boldevitz. Geschichte und Architektur eines rügenschen Gutes. Thomas Helms Verlag Schwerin 2007, ISBN 978-3-935749-92-3

Weblinks

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