Volkseigenes Gut

Volkseigenes Gut
Eingang zum VEG Vorder Bollhagen.

Das Volkseigene Gut (abgekürzt: VEG) war in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die deutsche Entsprechung des sowjetischen Sowchos. Es handelte sich hierbei, im Gegensatz zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) um landwirtschaftliche Staatsbetriebe, die oftmals aus ehemaligen privaten landwirtschaftlichen Gütern als Ergebnis der im Potsdamer Abkommen 1945 beschlossenen Bodenreform entstanden waren.

Jedes VEG war direkt in die staatliche Wirtschaftsplanung eingebunden. Sie waren entweder zentral oder dem Bezirk unterstellt.

Ein Volkseigenes Gut war Volkseigentum und landwirtschaftliches Gegenstück zum Volkseigenen Betrieb (VEB). Geleitet wurden sie nach dem Prinzip der Einzelleitung durch einen Direktor. Im Vergleich zu den LPG hielten die dort beschäftigten Landarbeiter keine Anteile am Betrieb.

Auf den VEG wurde anfangs vor allem Tier- und Pflanzenzucht sowie Saatgutvermehrung zur Bereitstellung für LPG betrieben.

Im Jahr 1960 bewirtschafteten die rund 690 VEG ca. 6,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR. Im Zuge der allgemeinen Konzentration und Spezialisierung im Agrarwesen sank deren Anzahl allerdings bis 1980 auf 385 Stück.

Auch im Bereich der Volkseigenen Güter setzte wie bei den LPG ab Ende der 1960er Jahre eine politisch motivierte Trennung von Viehwirtschaft und Ackerbau ein. Es entstanden VEG Pflanzenproduktion (P) und Tierproduktion (T). Diese wurden jedoch gleichzeitig zu größeren Einheiten zusammengeschlossen, so dass sich ihre Gesamtzahl von 511 im Jahr 1970 auf 465 im Jahr 1985 verringerte, während die von den VEG bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche mit etwa 440.000 Hektar nahezu konstant blieb.

Den VEG kam im Vergleich zu den LPG oftmals eine bessere Versorgung zu, da sie als sogenannte Stützpunkte der bevorzugten Arbeiterklasse auf dem Lande fungierten. Sie sollten insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren die Überlegenheit der "sozialistischen Produktionsweise" unter Beweis stellen und auch später eine progressive Funktion einnehmen, der sie allerdings nicht immer gerecht werden konnten.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Vermögen der VEG der Verwaltung durch die Treuhandanstalt überstellt.

In Polen entsprachen die Staatlichen Landwirtschaftlichen Betriebe (Państwowe Gospodarstwo Rolne, PGR) dem VEG.

Literatur

  • Klaus Schmidt (Hrsg.): Landwirtschaft in der DDR - VEG, LPG und Kooperationen; wie sie wurden, was sie waren, was aus ihnen geworden ist. Agrimedia GmbH & Co. KG, Clenze 2009
  • Arnd Bauerkämper: Ländliche Gesellschaft in der kommunistischen Diktatur - Zwangsmodernisierung und Tradition in Brandenburg 1945-1963. Böhlau, Köln u.a. 2002, ISBN 3-412-16101-2
  • Ilona Buchsteiner: Bodenreform und Agrarwirtschaft der DDR. Forschungsstudie. In: Landtag Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Zur Arbeit der Enquetekommission „Leben in der DDR, Leben nach 1989 – Aufarbeitung und Versöhnung. Band V. Landtag Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1997, S. 9-61, ISBN 3-932447-00-X
  • Michael Heinz: Von Mähdreschern und Musterdörfern. Industrialisierung der DDR-Landwirtschaft und die Wandlung des ländlichen Lebens am Beispiel der Nordbezirke. Metropol, Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-90-9.
  • Jens Schöne: Frühling auf dem Lande? - Die Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft. Ch. Links, Berlin 2005, ISBN 3-86153-360-X

Weblinks

 Commons: VEGs of the German Democratic Republic – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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