Gwalior (Staat)

Gwalior (Staat)
Flagge von Gwalior
Karte von Gwalior 1956
Postkarte der Gwalior-Post (1886)

Gwalior war einer der Fürstenstaaten der Marathen in der Region Malwa in Zentralindien, die der Peshwa von Pune 1724 dem Reich des Großmoguls von Delhi entriss. Der Marathengeneral Ranoji Sindhia (Scindia) wurde zum Vizekönig dieser Region ernannt und begründete die Sindhia-Dynastie. 1731 machte er Ujjain zu seiner Hauptstadt. Sein Sohn Jayapa (1745–59) eroberte 1751 die Festung Gwalior. Nach der Niederlage des Peshwa in der Schlacht von Panipat 1761 zerfiel das Marathenreich und die Generale gründeten faktisch unabhängige Fürstenstaaten. Mahadji Sindhia (1761–94) wurde durch weitere Eroberungen der eigentliche Begründer des Sindhia-Staates mit der Hauptstadt Gwalior (mit Unterbrechungen seit 1766). Er wurde zum mächtigsten Fürsten in Nordindien. 1792 war sogar in der Lage, den aus Delhi vertrieben Mogulkaiser Shah Alam II. wieder auf den Thron zu setzen. Sein Nachfolger Daulatrao Sindhia (1794–1827) war weniger glücklich. In der Endphase der Marathenkriege musste er sich den Briten unterwerfen und im Frieden von Sarji Anjangaon 1803 gegen Anerkennung seines Staates unter britischem Schutz alle Eroberungen in Gujarat und zwischen Jamuna und Ganges abtreten.

1921 wurden 43 Zwergstaaten, die als tributzahlende Vasallen seit dem 19. Jahrhundert als selbständig gegolten hatte, wieder eingegliedert. Gwalior hatte 1941 ein Fläche von 67.400 km² und 4 Millionen Einwohner. Der Sindhia-Staat vollzog am 15. Juni 1948 den Anschluss an Indien und trat am 16. Juni der Fürstenunion Madhya Bharat bei, dessen Rajpramukh (Staatsoberhaupt) der Maharaja George Jiyajirao Sindhia wurde (siehe Geschichte Indiens). Am 1. November 1956 wurden alle Fürstenstaaten der Union aufgelöst und dem Bundesstaat Madhya Pradesh einverleibt.

Gwalior hatte 1885–1950 eine eigene Staatspost. Da Gwalior mit der britisch-indischen Post eine Konvention abgeschlossen hatte, verwendete man die Briefmarken Britisch-Indiens mit dem Aufdruck des Landesnamens und -wappens.

Literatur

  • Barton, William: The princes of India, Delhi 1983
  • Andreas Birken: Philatelic Atlas of British India, CD-ROM, Hamburg 2004
  • Copland, Ian: The princes of India in the endgame of empire 1917–47, Cambridge 1997. ISBN 0-521-57179-0
  • Der Große Brockhaus, 16. A., Wiesbaden 1954
  • Gupta, V. K.: ’’A Handbook on Gwalior Postal History and Stamps (1837–1959)’’, Delhi 1980
  • Malleson, G. B.: An historical sketch of the native states of India, London 1875, Reprint Delhi 1984
  • Roberts, P. E.: Historical Geography of India, 2 Bde., 1938, Reprint Jaipur 1995
  • Schwartzberg, Joseph E., Hrsg.: A historical atlas of South Asia, 2. A., New York/Oxford 1992, ISBN 0-19-506869-6

Weblinks


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