- Habent sua fata libelli
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Habent sua fata libelli ist ein lateinisches Sprichwort. Es entstammt einem nur unvollständig überlieferten Lehrgedicht des antiken Grammatikers Terentianus Maurus, der vermutlich gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts wirkte. Das Gedicht De litteris, de syllabis, de metris ist in verschiedenen antiken Versmaßen, verfasst. Die Zeile (Vers 1286), die die heute berühmten Worte enthält, ist ein Hexameter. Sie lautet vollständig
Pro captu lectoris habent sua fata libelli
Je nach Auffassungsgabe des Lesers haben die Büchlein ihre SchicksaleGewöhnlich wird der Satz in diesem Sinne gebraucht: Ein Text kann nur so viel Sinn oder Aussage vermitteln, wie der jeweilige Leser überhaupt zu erfassen bereit oder in der Lage ist. Denkbar ist aber genauso: Je nach Zeit und Umständen werden Bücher unterschiedlich 'gelesen', das heißt verstanden und instrumentiert.
Das Dictum lässt sich auch so verstehen: Das Buch selbst (nicht nur sein gedeuteter Inhalt) hat ein bewegtes Schicksal - je nach dem, in wessen Händen es sich befindet. Umberto Eco interpretiert den Satz in seinem Roman Der Name der Rose in diesem wörtlicheren Sinn. Das Buch teilt das Schicksal seiner Besitzer.
In einem ähnlichen Sinne gebraucht auch der humanistisch gebildete Autor Richard Wilhelm in seinem Vorwort zu seiner Standardübersetzung des I Ging das Zitat: Die Büchlein teilen das Schicksal [nur] dessen, der sie versteht.
James Joyce verwendet in A letter from Mr. Joyce to the Publisher das Zitat: „[...] however, they have given my book in print a life of its own. Habent sua fata libelli!“ Das Schicksal eines Buches beginnt dann, wenn ein Autor seine Arbeit getan hat und das Buch 'in die Welt' gelangt.
Sigmund Freud erwähnt in seiner Schrift Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten[1] die Verballhornung des Zitates zu „Habent sua fata morgana“ durch die Wippchen-Figur des Journalisten Julius Stettenheim.
Ernst Jünger zitiert in der Erzählung In Stahlgewittern den ihn operierenden Oberstabsarzt, der bei der Entfernung einer Schrapnellkugel über die glückliche Flugbahn des Geschosses philosophiert: „Habent sua fata libelli et balli.“
Literatur
- Stefan Link: Wörterbuch der Antike. 11. Aufl. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-09611-0 (Kröners Taschenausgabe; 96).
Einzelnachweise
- ↑ StA. Bd. 4, S. 199
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