- Halil İnalcık
-
Halil İnalcık (* 26. Mai 1916 in Istanbul) ist ein renommierter türkischer Historiker mit Spezialisierung auf die Geschichte des Osmanischen Reiches.[1][2]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Halil İnalcık entstammt einer krimtatarischen Familie. Seine Kindheit war geprägt durch die Kriegsjahre des Ersten Weltkrieges und des Türkischen Befreiungskrieges. 1924 übersiedelte seine Familie von Istanbul nach Ankara. Dort besuchte er die Gazi-Grundschule. Der Vater İnalcıks, Seyit Bey, verließ seine Familie und zog nach Ägypten. Von da an erzog ihn seine Mutter alleine. Die Mittelschule besuchte İnalcık in einem Internat in Sivas. 1932 besuchte er in Balıkesir die Lehrerschule Necatibey. Seine Lehrer waren Nusret Kürkçüoğlu (Physik) und Abdülbaki Gölpınarlı (Literatur). Im Jahre 1935 schloss er die Ausbildung ab und begann seine akademische Ausbildung an der Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie der Universität Ankara. Seine Professoren waren unter anderem Mehmet Fuat Köprülü, Şemsettin Günaltay, Muzaffer Göker und Yusuf Hikmet Bayur.
Nach eigener Aussage prägten ihn vor allem die Vorlesungen Köprülüs über das Mittelalter. Seine Doktorarbeit hatte den Titel Tanzimat und die Bulgarische Frage. Diese Arbeit, für die er zwei Jahre im Archiv von Istanbul forschte, stieß auf großen Widerhall. Die Türkische Historische Gesellschaft veröffentlichte die Doktorarbeit und die bulgarische Botschaft in Ankara sandte eine Delegation, um sich für die Arbeit İnalcıks zur Geschichte Bulgariens zu bedanken. 1972 beendete er seine 30-jährige Forschungs- und Lehrtätigkeit in der Türkei. Nach einer Einladung der Universität von Chicago nahm er dort seine Lehrtätigkeit bis 1986 wieder auf. Dort gründete er auch den Lehrbereich für Osmanische Geschichte.[3] Seine Arbeit The Ottoman Empire, The Classical Age, 1300-1600 wurde mehrmals aufgelegt und gilt als maßgebliches Werk über das Osmanische Reich.[4]
Seit 1993 lehrt er an der Bilkent-Universität.[5] An den Universitäten von Columbia, Princeton, Pennsylvania und Harvard war İnalcık zeitweise als Gastprofessor tätig. Zu seinen Veröffentlichungen gehören neben 20 Büchern und 300 wissenschaftlichen Aufsätzen auch 43 Artikel in der Encyclopaedia of Islam.[3]
Seine Arbeit als Historiker ist an der Annales-Schule orientiert.
Die UNESCO hat für ein Projekt eines Geschichtsbandes der Welt unter anderem auch İnalcık beauftragt.
İnalcık ist verheiratet und hat einen Sohn mit Namen Günhan, der 1948 geboren wurde. İnalcık beherrscht Deutsch, Englisch und Französisch, zusätzlich hat noch er Sprachkenntnisse in Arabisch und Persisch und Grundkenntnisse in Italienisch.[5]
Auszeichnungen
İnalcıks Arbeit wurde durch Auszeichnungen der Rockefeller-Stiftung, der Türkischen Informationsstiftung (tr: Türk Tanıtma Vakfı), der ODTÜ Mustafa-Parlar-Stiftung, des Türkischen Verteidigungsministeriums, der Islamischen Konferenz, und der Sedat-Simavi Stiftung geehrt. Die Bosporus-Universität, Uludağ- und Selçuk Üniversitesi sowie Universitäten in Athen, Jerusalem und Bukarest haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen. 1986 wurde er Mitglied der Amerikanischen Akademie und 1993 der Britischen Akademie. Auch ist İnalcık Mitglied in der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste. 1995 verlieh ihm die rumänische Botschaft in Ankara die Titulesco-Medaille für Hohe Verdienste. 1998 wurde ihm vom damaligen Präsidenten Süleyman Demirel der Preis des "Türkiyat-Instituts" der Universität von Istanbul verliehen. 2002 erhielt er den Soranos Friendship Preis verliehen.[3] Dazu kommen noch der Orden für Hohe Verdienste des Türkischen Außenministeriums und der "Hohe Kulturpreis" des Türkischen Kulturministeriums.[5] 2008 bekam er vom Türkischen Parlamentspräsidenten Köksal Toptan die Ehrenauszeichnung des Parlaments verliehen.[6]
Werke
- The Ottoman Empire, The Classical Age, 1300-1600. London, 1973, ISBN 1842124420
- Studies in Ottoman social and economic history. London, 1985
- The Middle East and the Balkans under the Ottoman Empire. Bloomington, 1993
- Süleyman the second and his time. Istanbul, 1993
- An Economic and Social History of the Ottoman Empire, in Zusammenarbeit mit Donald Quataert, Cambridge, 1994
- From empire to republic: essays on Ottoman and Turkish social history. Istanbul, 1995
- Sources and studies on the Ottoman Black Sea. Cambridge, 1995
- History of Humanity, in Zusammenarbeit mit Peter Burke, 1999
- Ottoman Civilization, in Zusammenarbeit mit Gunsel Renda, Ankara, 2003
- Essays in Ottoman History. Verlagshaus: Eren Yayıncılık
- Makaleler 1, (dt: Aufsätze 1), Verlagshaus: Doğu Batı Yayınları, 2005
- Fatih devri üzerinde tetkikler ve vesikalar, (dt: Untersuchungen und Dokumente des Zeitalters von Sultan Fatih), Ankara, 1954
- Osmanlı'da Devlet, Hukuk, Adalet, (dt: Staat, Recht und Justiz im Osmanischem Reich), Verlagshaus: Eren Yayıncılık, 2000
- Osmanlı İmparatorluğu'nun Ekonomik ve Sosyal Tarihi Cilt 1/1300-1600, (dt: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Osmanischen Reiches, Band 1/1300-1600), in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Donald Quataert, Verlagshaus: Eren Yayıncılık, 2001
- Osmanlı İmparatorluğu'nun Ekonomik ve Sosyal Tarihi Cilt 2 / 1600-1914, (dt: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Osmanischen Reiches, Band 2/1300-1600), Verlagshaus: Eren Yayıncılık, 2004
- Osmanlı İmparatorluğu - Toplum ve Ekonomi, (dt: Osmanisches Reich - Gesellschaft und Wirtschaft), Verlagshaus: Eren Yayıncılık
- Osmanlı İmparatorluğu Klasik Çağ (1300-1600), (dt: Osmanisches Reich - Klassisches Zeitalter (1300-1600) ), Verlagshaus: Yapı Kredi Yayınları, 2003
- Tanzimat ve Bulgar Meselesi, (dt. Tanzimat und die Bulgarische Frage), Verlagshaus: Eren Yayıncılık
- ABD Tarihi, (Geschichte der USA) Allan Nevins/ Henry Steele Commager (Übersetzung), Verlagshaus: Doğu Batı Yayınları, 2005
- Şair ve Patron (dt: Dichter und Chef), Verlagshaus: Doğu Batı Yayınları, 2003
- Balkanlar (dt: Der Balkan), in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Erol Manisalı
- Devlet-i ʿAliyye - Osmanlı İmparatorluğu Üzerine Araştırmalar 1 - Klasik Dönem (1302-1606): Siyasal, kurumsal ve ekonomik gelişim, Istanbul 2009
- Kuruluş - Osmanlı Tarihini Yeniden Yazmak (dt: Gründung - Die osmanische Geschichte neu schreiben), Istanbul Juli 2010, Verlagshaus: Hayykitap, ISBN: 978-605-4325-16-0
Weblinks
- www.kimkimdir.gen.tr: Kurzbiografie İnalcıks (türkisch)
- www.biyografist.com: Kurzbiografie İnalcıks (türkisch)
Einzelnachweise
- ↑ Biyografi.info: Biografische Angaben zu Halilİnalcık (türkisch)
- ↑ Instistute of Historical Research - doyen of Ottoman history
- ↑ a b c www.ankara.edu.tr: Lebensdaten İnalcıks, Bibliothek des Türkischen Bildungsministeriums, (türkisch)
- ↑ Rezension von The Ottoman Empire, The Classical Age, 1300-1600
- ↑ a b c profhalilinalcik.com: Webseite İnalcıks (türkisch)
- ↑ www.tuba.gov.tr: Informationen über İnalcık, Akademie der Wissenschaften der Türkei, (türkisch)
Kategorien:- Historiker
- Hochschullehrer (Türkei)
- Hochschullehrer (Chicago)
- Hochschullehrer (Ankara)
- Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Autor
- Essay
- Person (Istanbul)
- Türke
- Geboren 1916
- Mann
Wikimedia Foundation.