Hamburger Viermaster

Hamburger Viermaster

De Hamborger Veermaster (hochdeutsch: Der Hamburger Viermaster) ist ein Shanty auf Plattdeutsch mit englischem Refrain.

Inhaltsverzeichnis

Überlieferung

Das Lied ist eine Adaption des englischen Shanty „The Banks Of Sacramento“.[1] Die Melodie stammt von einem Kirchenlied, einem Minstrel (Vers) und der Refrain aus der englischen Ballade "Ten thousand miles away". [2][3] Das Lied wurde zum Segelhissen von Seeleuten aus dem ehemaligen niederdeutschen Sprachraum gesungen.

Zudem wurde es in studentische Kommersbücher[4] und in den Liedschatz der Jugendbewegung aufgenommen, danach in zahlreiche Liederbücher und Alben.[5]

Bekannte Strophen (Auswahl), zweisprachig

Niederdeutscher Text Hochdeutsche Übertragung
Vers 1

Ick heff mol en Hamborg een Veermaster sehn,

|:To my hooday!:|

De Masten so scheep as den Schipper sien Been,
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Ich hab’ mal in Hamburg einen Viermaster gesehn,

|:To my hooday!:|

Die Masten waren so krumm wie die Bein’ des Käpt'n,
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Refrain

|: Blow, boys, blow, for Californio,
There’s plenty of gold, so I am told,
On the banks of Sacramento.:|

|: Blow, boys, blow, for Californio,
There’s plenty of gold, so I am told,
On the banks of Sacramento.:|

Vers 2

Dat Deck weer vull Isen, vull Dreck un vull Smeer.

|:To my hooday!:|

„Rein Schipp“ weer den Oll’n sin scheunstes Pläseer.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Das Deck war voll Geschirr, voll Dreck und voll Schmier.

|:To my hooday!:|

Rein Schiff!“ war dem Alten sein schönstes Pläsier.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Vers 3

De Kombüs weer vull Lüüs, de Kajüt weer vull Schiet,

|:To my hooday!:|

De Beschüten, de leupen von sülvens all wiet.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Die Kombüs’ war voller Läuse, die Kajüt’ war voll Scheiß,

|:To my hooday!:|

Das Schiffsbrot, das lief von selber weit.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Vers 4

Dat Soltfleesch weer greun, un de Speck wör vull Modn.

|:To my hooday!:|

Un Köm geef dat blots an Wiehnachtsobend.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Das Salzfleisch war grün und der Speck voller Maden.

|:To my hooday!:|

Und Köm gab es bloß am Weihnachtsabend.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Vers 5

Un wulln wi mol seiln, ick sech ji dat nur,

|:To my hooday!:|

Denn lööp he dree vorut un veer wedder retur.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Und wollten wir mal segeln, ich sag’ euch das nur,

|:To my hooday!:|

Dann lief er drei (Faden) voraus und vier wieder retour.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Vers 6

Un as dat Schipp, so weer ok de Kaptein,

|:To my hooday!:|

De Lüüd för dat Schipp, de weern ok blots schangheit.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Und wie das Schiff war auch der Kapitän,

|:To my hooday!:|

Die Mannschaft fürs Schiff war auch bloß schangheit.
To my hoo day, hoo day, ho - ho - ho - ho!

Zur Interpretation

Der „Hamborger Veermaster“ hat einen sozialkritischen Hintergrund. Derlei über Schiff, Kapitän, Ausrüstung und Verpflegung (der Schiffszwieback kann wegen der Brotmaden von selber laufen) zu singen, gehört zu den aus der Ethnologie bekannten Spottbräuchen (joking relationships), und was über diesen Hamburger Großsegler ausgesagt wird, kann auch auf Missstände des eignen Schiffs bezogen werden.

Der durch den kalifornischen Gold Rush von 1848/49 im Refrain näher datierbare Shanty könnte sich eventuell auf die „Deutschland“ beziehen, 1847 von der sich auf Auswanderertransporte spezialisierenden Hapag in Dienst gestellt, also notorisch überfüllt und kaum in Schuss zu halten (vgl. die Strophen 2 und 3). [6]

Während der Text des originalen amerikanischen Vorbildes die Reise um Kap Horn beschreibt, wurde die Melodie auch für das Lied "The camptown ladies" mit dem gleich gebliebenen Refrain verwendet. Dabei geht es um die Damen, die zum Amusement der Männer in den Goldgräberzeltstädten lebten.[7]

Namensübernahmen

Ein Hamburger Restaurant auf der Reeperbahn heißt „Hamborger Veermaster“. Auch existiert die Marke „DTM Hamborger Veermaster“ für einen Virginia-Pfeifentabak.

Fußnoten

  1. Dieses Shanty war an Bord amerikanischer Schnellsegler entstanden, die um Kap Horn zum Sacramento River fuhren.
  2. Gilbert Obermair:Shanties, die rauhen Gesänge der Fahrensleute, Heyne Verlag 1983, Seite 38, ISBN 3453415280
  3. Es existieren mehrere musikalische Bearbeitungen bzw. Arrangements, etwa von Hermann Erdlen (Schotts Chor Verlag, Mainz).
  4. beispielsweise im Wingolf des Wingolfsbundes
  5. Vgl. Der neue Zupfgeigenhansel, Schott, Mainz 1983; Die Seemannskiste, Bd. 2, Seebären-Verlag, 1998; „Shanties auf Hoher See“, Langspielplatte der Sängergruppe „Hamborger Veermaster“, SKU: VU12707).
  6. Eine weniger schlüssige Internetquelle (vgl. De Hamburger Veermaster) vermutet, dass sich der Text auf den aus Liverpool stammenden Dampfer Crimean bezöge, der - allerdings erst deutlich nach 1885 - durch die Hamburger Reederei Robert M. Sloman zum Vollschiff-Segler „Fritz Reuter“ umgebaut worden war. Dann wäre das Lied rund 30 Jahre jünger.
  7. Obermair a. a. O, S. 80

Weblinks


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