Hanau-Kesselstadt

Hanau-Kesselstadt
Kesselstadt
Stadt Hanau
Ehemaliges Gemeindewappen von Kesselstadt
Koordinaten: 50° 8′ N, 8° 53′ O50.1333333333338.8833333333333102Koordinaten: 50° 8′ 0″ N, 8° 53′ 0″ O
Höhe: 102 m ü. NN
Einwohner: 11.592 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1907
Postleitzahl: 63454
Vorwahl: 06181

Kesselstadt ist seit 1907 ein Stadtteil von Hanau im Main-Kinzig-Kreis in Hessen und war zuvor eine eigenständige Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Kesselstadt liegt zwischen Hanau und Maintal-Dörnigheim. Geprägt ist der Stadtteil durch den Main im Süden, das Schloss Philippsruhe mit seinem Park, von dem sternförmig mehrere Alleen (Philippsruher Allee, Kastanienallee und Burgallee) wegführen und den alten Ortskern um die Friedens- und die Reinhardskirche. Im Westen daran schließt sich eine von Hochhäusern geprägte Neubausiedlung der 60er und 70er Jahre (auch „Weststadt“ oder „K-Town“ genannt, obwohl kein eigener Stadtteil) und das Gewerbegebiet Ost der Stadt Maintal an. Wenig bewusst ist die Tatsache, dass auch die Wohngebiete rund um die Frankfurter Landstraße und die Gustav-Hoch-Straße mit Beethovenplatz und Rosenau zur Gemarkung Kesselstadt gehören. Im Norden befinden sich die einstigen Wilhelmsbader Steinbrüche (heute teilweise Naturschutzgebiet), die nun teilweise als Golfplatz genutzte Fasanerie und die Parkanlagen und Gebäude der historischen Kuranlage Wilhelmsbad.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Ursprünglich eine keltische Siedlungsstelle am nördlichen Mainufer, geht der Name Kesselstadt „Castell-Stätte“ jedoch auf ein großes römisches Steinkastell zurück, dass einen Teil des mittelalterlichen Ortskerns einnahm. Eine weitere bedeutende römische Siedlung befand sich auf dem „Salisberg“ (Salisweg), wo im späten ersten Jh. n.Chr. zunächst ein Militärkastell zum Schutz des Mainübergangs angelegt wurde und sich später eine große Zivilsiedlung entwickelte, die in den Wirren der frühen Völkerwanderungszeit im dritten Jahrhundert n. Chr. unterging. In einem der Brunnen dieser Siedlung wurde unter anderem die älteste datierbare schriftliche Urkunde Deutschlands gefunden: eine kleine hölzerne Schreibtafel mit einer am 5. April des Jahres 130 n.Chr. ausgestellten Quittung. Weiteres Zeugnis dieser römischen Siedlung sind auf dem Kesselstädter Friedhof (im Baumweg) die Fundamente eines römischen Bades.

Mittelalter

Frühe Siedlungsfunde des mittelalterlichen Kesselstadt wurden vor einigen Jahren bei Ausgrabungen des Hanauer Geschichtsvereins an der Friedenskirche gefunden und reichen bis ins 8. und frühe 9. Jh. zurück.

Die Reichsgrafen von Kesselstatt kamen ursprünglich aus dem Ort, verlegten jedoch schon im 14. Jahrhundert ihren Schwerpunkt zunächst nach Montabaur und traten später in kurfürstliche Dienste in Trier.

Im Mittelalter war Kesselstadt ein Händler-, Handwerker- und Fischerdorf am Main im Amt Büchertal, das zur Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau gehörte.

Neuzeit

Die für die Entwicklung im Westen von Hanau erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen gaben letztendlich den Ausschlag dafür, dass die Gemeinde Kesselstadt 1907 nach Hanau eingemeindet wurde. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg - die Hanauer Innenstadt lag nach den Luftangriffen völlig in Trümmern – nahm Kesselstadt für einige Jahre die Funktionen der Hanauer Innenstadt wahr. Das unzerstörte Schloss Philippsruhe diente bis 1964 als Hanauer Rathaus. 1973 – 1994 fand für den Ortskern, den historischen Teil von Kesselstadt, eine behutsame Stadterneuerung statt, die das Gebiet erheblich aufwertete.

Einwohner

Im historischen Kern betrug die Einwohnerzahl[1]:

  • 1564: 200
  • 1632: 38 Familien
  • 1648: ca. 160 Einwohner
  • 1680: ca. 230 Einwohner
  • 1698: ca. 160 Einwohner
  • 1707: 31 Familien
  • 1754: 70 Familien = 372 Einwohner
  • 1885: 1.256
  • 1905: 2.678
  • 1974: 545
  • 2008: 425.

In den 1960er Jahren entstand als neues Wohnquartier die Weststadt. Deren Einwohnerzahlen betrugen: 1975: 11.092, 2008: 11.831

Verkehr

Kesselstadt ist über die A 66 und B 8 erreichbar und liegt an der L 3328.

Nächstgelegene Bahnhöfe sind Hanau West und Hanau-Wilhelmsbad, beide an einer der ältesten deutschen Eisenbahnlinien, der 1847 eröffneten Frankfurt-Hanauer Eisenbahn, gelegen.

Am Main entlang führt ein Radweg nach Hanau und Frankfurt am Main.

Am Schloss Philippsruhe befindet sich ein Schiffsanleger, der im touristischen Verkehr nach Seligenstadt, Aschaffenburg und Frankfurt bedient wird.

Kultur

Vereine

Der heutige Hanauer Stadtteil Kesselstadt verfügt über ein reiches Vereinsleben. Größter Kesselstädter Verein ist der TV Kesselstadt 1860 e.V (TvK). Der Verein wurde 1860 als Turnverein gegründet und beherbergt heute Sportarten wie Handball, Volleyball, Tischtennis und Faustball. Darüber hinaus gibt es Fußballvereine wie den Verein für Rasenspiele (VfR), auch einige Hanauer Sportvereine wie der FC Hanau 93 haben ihr Domizil in Kesselstadt und die Hanau Hornets nutzen für Football-Spiele das Herbert-Dröse-Stadion.

Kunst

Rund um Schloss Philippsruhe haben sich mit den Märchenspielen und dem Amphitheater im Baumgarten des Schlosses sowie dem heute Olof-Palme-Haus genannte Anwesen der ehemaligen Westerfeldschen Villa, aber auch dem berühmten Jazz-Keller an der Philippsruher Allee und an anderen Orten zahlreiche Theater- und Musikgruppen in Kesselstadt angesiedelt. Dadurch ist der größte Teil der Hanauer Musik- und Theaterszene hier ansässig.

Religionen

Literatur

  • Jakob Rullmann: Versuch einer Geschichte des Pfarrdorfes Kesselstadt. 1881.
  • Festschrift zur Einweihung der Friedenskirche in Kesselstadt am 25. September 1904. Hanau 1904.
  • Hans Griesel: Die Wilhelm-Geibel-Schule Hanau-Kesselstadt. 1965.
  • Eckhard Meise: Kesselstadt. In: Festschrift des Turnvereins Kesselstadt zu seinem 125jährigen Jubiläum. 1985.
  • Peter Jüngling: Hanau-Kesselstadt - Zur Archäologie einer Pfarrkirche in Hanau. 2004. (= Hanauer Schriften zur Archäologie und Geschichte 1)
  • Peter Jüngling: Kesselstadts Vorgeschichte - Von den ersten Menschen bis zu den Kelten. In: Kesselstadt - Schlaglichter auf zwei Jahrtausende - 950 Jahre Ersterwähnung Kesselstadt. CoCon-Verlag, Hanau 2009, ISBN 978-3-937774-73-2, S. 8-13. (= Stadtzeit 7)
  • Magistrat der Stadt Hanau: Sanierung Kesselstadt. 2009.
  • Stadtzeit Kesselstadt - Schlaglichter auf zwei Jahrtausende - 950 Jahre Ersterwähnung Kesselstadt. CoCon-Verlag, Hanau 2009, ISBN 978-3-937774-73-2.

Einzelnachweise

  1. In den Jahren 1632, 1707 und 1754 wurde in der Grafschaft Hanau die Zahl der Einwohner ermittelt. Die Zahlen sind hier für die Jahre 1632–1754 wiedergegeben nach Erhard Bus: Die Folgen des großen Krieges – der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach dem Westfälischen Frieden. In: Hanauer Geschichtsverein: Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung. 2011, ISBN 9-783-935395-15-9 (formal falsche ISBN), S. 277-320 (289ff.). (= Hanauer Geschichtsblätter 45) die übrigen Zahlen nach: Magistrat der Stadt Hanau, S. 11.

Weblinks


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