- Handtasche
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Die Handtasche ist ein Kleiderzubehör der Frau, das aus allen möglichen Materialien besteht und als Henkeltasche in der Hand oder über dem Arm getragen wird, an längerem oder zu verlängerndem Riemen auch über der Schulter (Schultertasche). In neuerer Zeit haben sich je nach Verwendungszweck und Form der Tasche Bezeichnungen wie Shopper, Wochenendtasche, Baguette, Clutch, Pochette und Messenger eingebürgert. Auch die mittelalterliche Gürteltasche ist wieder zurückgekehrt, und Rucksäcke fallen heute ebenfalls in die Kategorie der Handtasche. Seit drei oder vier Jahrzehnten werden Handtaschen bisweilen auch von Männern getragen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Mittelalter wurden, zuerst nur von Männern, Taschen aus Stoff oder Leder am Gürtel befestigt. Im 15. und 16. Jahrhundert trugen auch Frauen Taschen, die an Ketten oder Riemen vom Gürtel herabhingen. Im 16. und 17. Jahrhundert kamen beutelförmige Taschen auf, wurden aber seltener getragen. Verbreiteter waren ein oder zwei unter dem weiten Rock versteckte Täschchen, die durch einen Schlitz im Rock zu erreichen waren. Diese Art von Taschen - auch auf dem Unterrock aufgenäht – waren sehr lange üblich und sind bei Trachtenkleidern noch heute zu finden.
Im 18. Jahrhundert gehörte der Pompadour zur modischen Bekleidung. Das auch Ridikül genannte Accessoire war ein meist aus Seide genähter Beutel ohne festen Boden, der sich oben mit zwei Schnüren schließen ließ, die dann als Griff oder Schulterriemen dienten. Die Mode des Directoire mit ihren immer engeren und durchsichtigeren Gewändern machte schließlich den Gebrauch der Handtasche unumgänglich, weil die Taschen nicht mehr wie zuvor unter den Kleidern angebracht werden konnten.
19. Jahrhundert
Um 1805 hatten sich die Frauen, die das Mieder als Oberbekleidung trugen, endgültig etabliert, und ohne Handtasche ging keine mehr aus dem Haus. 1846 wurde der Metallrahmen erfunden, so dass sich die Handtasche in der Folge deutlich von ihren beutelförmigen Vorgängerinnen unterschied und eine größere praktische und modische Bedeutung erlangte. Als strapazierfähige Taschen mit Tragegriffen gefragt waren, die man auf Reisen mitnehmen konnte, wurden die ersten Handtaschen aus Leder gefertigt. Diese Taschen sahen eher wie ein kleiner Koffer aus und hatten erstmals einen Schnappverschluss. Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Handtasche schließlich ein Accessoire für die Damenwelt.
20. Jahrhundert
Nach dem Ersten Weltkrieg war Leder knapp und teuer, so dass selbst bekannte Modehäuser sich mit Baumwollstoffen versuchten. Gleichzeitig nahm in den 1920er Jahren der Anteil der verwendeten synthetischen Materialien extrem zu. Der von den Transportsäcken der kanadischen Armee übernommene Reißverschluss wurde 1923 salonfähig. Einen modischen Höhepunkt erlebten die minimalistisch gestalteten Etui-Taschen (Pochette), die entsprechend ihren Vorbildern aus dem 18. und 19. Jahrhundert eine Klappe ähnlich einem Kuvert hatten. In Mode waren außerdem die altbekannten Taschen mit der von einem Rahmen bestimmten Form. Hinzu kamen exotisch aussehende Tanz-Täschchen sowie aus Metallgliedern gefertigte, unten zum Teil mit Fransen verzierte Netztaschen. Handtäschchen aus Metallgliedern gab es schon seit dem frühen 18. Jahrhundert, sie blieben jedoch wegen der aufwändigen Handarbeit äußerst rar und wurden erst nach der Einführung der ersten Maschine zur Herstellung von Metallnetzgeweben im Jahr 1908 für die Allgemeinheit erschwinglich.
Im Laufe der 1930er Jahre wandelte sich das Taschen-Design allmählich, und die geometrischen Formen und Muster des Art Deco wichen wieder einer verspielteren und zum Teil prunkvollen und auch künstlerisch hochwertigen Gestaltung. Dazu gehörten zum Beispiel Seidenapplikationen sowie kunstvolle Samt- und Chenille-Stickereien, und auch Schließen und Bügel wurden immer aufwändiger und exotischer. Wegen der sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung griffen die Hersteller aber auch immer häufiger auf Kunststoffe wie Zelluloid oder Bakelit zurück. Unterarmtaschen gehörten nach wie vor zu den bevorzugten Modellen; Abendtaschen mit antikisierenden Motiven in gedämpften Farbtönen waren der letzte Schrei. Ende der 1930er Jahre wurden die Taschen größer und die Tragriemen länger. Schultertaschen und Umhängetaschen gaben der Trägerin "freie Hand". Mit großen Taschen aus Leinen und synthetischen Materialien entsprachen die Hersteller den für breite Bevölkerungsschichten zunehmenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
In der 1950er Jahren kamen aus den USA mit dem Geld für die Wirtschaft auch die modernen Materialien wie Nylon, PVC und Kunstleder, die das Bild entscheidend mitbestimmen sollten. Die Handtaschen zeigten in diesem Jahrzehnt meist kantiges Profil. Neben sich nach oben verjüngenden Rahmenhandtaschen mit breitem Boden bestimmten allerlei kasten- und schachtelförmige Behältnisse mit Griff, Bügel oder Schlaufe die Mode. Eine andere Antwort auf die Lederknappheit waren die geräumigen, aus Stroh und Bambus bestehenden Korbtaschen aus dem sonnenfrohen Italien, die auch in Amerika Furore machten. Die Handtaschen für die elegante Dame wurden wieder kleiner und zierlicher; Pompadours mit Schlaufe und Unterarmtaschen sowie Etui-Taschen für den Abend waren en vogue.
Ab den 1970er und 1980er Jahren begannen Modeschöpfer wie Schiaparelli, Pierre Cardin, Paco Rabanne, Yves Saint Laurent, Gianni Versace, Judith Leiber, Paul Smith, Alexander McQueen, Lulu Guinness und Tom Ford neben ihren Prêt-à-porter-Kollektionen auch Handtaschen zu kreieren; und bekannte Marken wie Gucci, Hermès, Chanel, Dolce & Gabbana, Donna Karan, Miu Miu, Chloé und Fendi boten neben ihren Modekollektionen auch immer wieder Handtaschenkollektionen an.
Reptillederwaren dürfen seit dem Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen von 1976 nur noch mit einem Legalitätsnachweis gefertigt werden. Vor diesem Hintergrund hat der 1972 gegründete Internationale Reptillederverband e.V. (IRV) als Artenschutz-Kennzeichnungssystem für Reptillederwaren die Artenschutzfahne entwickelt, die seit 1987 von den Bundesbehörden als Legalitätsnachweis für artenschutzrechtlich einwandfreie Ware anerkannt wird und als verlässliche Alternative zur CITES-Nachweis-Regelung gilt.
Die Einschränkungen bei der Reptillederverarbeitung führte seitens der Lederwarenhersteller zur Entwicklung von Prägemethoden, die die Oberfläche von Rindsleder wie eine Krokodilhaut aussehen lassen.
Ganz aktuell sind bunte, aus gebrauchten Lkw-Planen gefertigte, nicht ganz billige Schulter- und Umhängetaschen mit breitem Sicherheitsgurt, die man ganz zeitgemäß im Internet auch noch selbst entwerfen kann. Der Taschenkörper, der per Überschlag mit Klettverschluss geschlossen wird, kann zusätzlich mit Gurtband stabilisiert sein. Im großen Hauptfach gibt es verschiedene kleine Fächer für die heutigen unentbehrlichen Utensilien wie zum Beispiel EC-Karte, Stifte und Handy.
Bildergalerie
Siehe auch
Literatur
- Margret Fiebig-Drosten (Hrsg.): Ständige Begleiter. Handtaschen und ihre Geschichte (erschienen als Band 16 der Schriftenreihe des Historischen Museums der Stadt Aurich) Cloppenburg 2006, ISBN 978-3-938061-19-0
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1973, ISBN ???, Band 11, S. 410.
- Valerie Steele, Laird Borelli: Handtaschen. DuMont-Verlag, Ostfildern 2001, ISBN 3770185226
- Annette C. Anton: Das Handtaschenbuch. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-821-839-937
- Emma Bowd Emma: Heißgeliebte Taschen. Artea Verlag, München 2004, ISBN 3-933-861-586
- Kathryn Eisman: Verrückt nach Handtaschen. Kabel Verlag, München 2004, ISBN 3-822-506-583
- Anna Johnson, Eri Morita: Handbags: The Power of the Purse, Workman Publishing, London 2002. ISBN 0-761-123-776
- Ellen Goldstein-Lynch (et al.): Making Handbags: Retro, Chic, Luxurious. Rockport Publishers, New York 2002, ISBN 1-564-968-499
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Handtaschen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Handtasche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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