Pierre Cardin

Pierre Cardin, 2009
mit der französischen Schauspielerin
Nora Arnezeder

Showroom Sculptures Utilitaires Venedig.

Pierre Cardin (* 7. Juli 1922 als Pietro-Constante Cardini in San Biagio di Callalta bei Treviso, Italien) ist ein französischer Modeschöpfer und Unternehmer. Cardin gilt mit Paco Rabanne und André Courrèges als Erfinder der futuristischen Mode ab 1963.^[1]

Leben und Werk

Cardin war das jüngste von sieben Kindern eines Weinhändlers. Nach der Befreiung Frankreichs ging er 1944 nach Paris und begann dort als Modezeichner im Haus Paquin seine Modekarriere und gilt damit heute als der am längsten im Modegeschäft tätige Mensch der Welt. 1946 entwarf Cardin dann während seiner dreimonatigen Beschäftigung im Hause Elsa Schiaparellis die Kostüme für Jean Cocteaus Film La Belle et la Bête. Danach wollte er eigentlich bei dem von ihm sehr angesehen Cristóbal Balenciaga anfangen, bekam jedoch keine Anstellung und fing daher 1947 bei Christian Dior an. Dort entwarf er den «New Look» für Frauen, welcher sich vor allem durch weit ausgestellte, verschwenderisch geschnittene Röcke, schmale Schultern und enge Taillen auszeichnete. 1950 gründete er als erster Couturier ein eigenes Haute Couture-Unternehmen, das hochwertige Konfektionskleidung (Prêt-à-Porter) für den Weltmarkt herstellt. So wurde modekünstlerisch und verarbeitungsmäßig hochwertige Kleidung auch für ein breiteres Publikum erschwinglich zu gestalten. Seine Damenmode aus dieser Zeit zeichnete sich trotz Eleganz vor allem durch Einfachheit und Alltagstauglichkeit aus. Eine Jahrzehnt später entwarf Cardin als erster großer Modemacher auch Linien für Männer. Des Weiteren war Cardin ebenfalls in Fragen der ökonomischen Umsetzung von Mode bahnbrechend; so war er der Erste unter den maßgebenden Modeschöpfern, der seine Marke umfassend für das Lizenzgeschäft nutzte und dies bis heute noch tut. Er verkauft den Namen Cardin an diverse Lizenznehmer und designt auch die jeweiligen Produkte. Nach eigenen Angaben erstellt er noch heute jährlich etwa 100 Design-Zeichnungen für seine Kunden.^[2]

Cardins Geschäftstüchtigkeit ist beispiellos, denn sie blieb nicht nur auf die Mode beschränkt. Es gibt kaum einen Artikel aus dem Konsumgüterbereich, der nicht mit seinem Label hergestellt wurde: „Armbanduhren, Tisch-, Bett- und Frottierwäsche, Porzellan, Keramik, Essbestecke, Möbelstoffe, Transistorengeräte, Plattenspieler und Autointerieur“.^[3] Im Automobilbereich erschien Cardins Name am AMC Javelin (1973), am Sbarro Stash (1976) und am Cardin Evolution I (1980).^[4]. Bereits in den 1970er Jahren knüpfte er erste Kontakte zur VR China, mit dem Erfolg, dass er 1995 einen Vertrag mit der chinesischen Regierung abschließen konnte zwecks Herstellung von Uniformen für Armee, Polizei und Post.^[5] Weitere Verträge über Uniformen mit anderen Ländern schlossen sich an.

1981 kaufte er das Pariser Nobelrestaurant Maxim's, weitere Dependancen folgten in Moskau, New York und Peking.

Pierre Cardin lebt heute in Théoule-sur-Mer, einem Küstenort in der Nähe von Cannes, im «Palais Bulles», einem ungewöhnlichen Haus, das er zusammen mit dem spanischen Architekten Antti Lovag erbaut hat. Die 25 Räume der Anlage sind kugelförmig (Blasen / bulles) gestaltet, so dass der gesamte Trakt mit Amphitheater und Pool eine Referenz für organische Architektur ist.

Im Mai 2001 kaufte er das Schloss des Marquis de Sade im südfranzösischen Dorf Lacoste. Cardin hatte die verfallene Burgruine wieder aufbauen lassen, um dort Konzerte und Musikfestivals anbieten zu können. Danach erwarb er eine Reihe weiterer Immobilien im Ort. Cardin möchte den kleinen Ort zu einem „Saint Tropez der Kultur“ machen. Aber im Ort regt sich dagegen Widerstand. Einwohner halten ihm trotz seiner Investitionen von 22 Millionen Euro vor, ein „rücksichtsloser Immobilienhai“ zu sein und wie ein „feudaler Großgrundbesitzer“ aufzutreten.^[6] Cardin warf daraufhin den Einwohnern mangelndes Verständnis gegenüber seinen kulturellen Plänen vor.

Cardin verfügte 2007 über 800 Firmen in 180 Ländern mit rund 200.000 Mitarbeitern, 850 Lizenzen, 18 Restaurants und vier Theaterhäuser (Théâtre des Ambassadeurs).^[3] Weiterhin zählen zu seinem Firmenkonglomerat Hotels, Medien, Schlösser und Schiffe. Bemerkenswert am Unternehmen Cardin ist unter anderem, dass es keiner Holdinggesellschaft angehört und auch nie Anteile des Unternehmens verkauft wurden. Des Weiteren behauptet Cardin, in der Geschichte des Unternehmens niemals Schulden gemacht zu haben.

Mode, insbesondere Unterwäsche, von Pierre Cardin wird auch bei Discountern, z. B. Lidl, vertrieben

Auszeichnungen (Auswahl)

• Ritter der französischen Ehrenlegion
• Kommandeur des Ordre national du Mérite
• Mitglied der Académie des Beaux-Arts (als einziger Modedesigner)
• Goldener Rathausmann der Stadt Wien 2005

Zitate

„Mir hat es immer gefallen, durch meine Arbeit zu existieren, und es hat mich noch nie amüsiert, mich zu amüsieren.“

– Pierre Cardin ^[7]

„Aber ich bin doch immer noch der einzige Innovative auf der ganzen Welt! Alle kopieren mich. Ich demokratisiere, die anderen banalisieren. Alle machen jetzt das, was ich vor 40, 50 Jahren schon gemacht habe. Aber es gibt einen großen Unterschied: Die Marke »Pierre Cardin« gehört allein mir. Ich bin der einzige Modeschöpfer, der die Rechte an seiner Marke nicht verkauft hat.“

– Pierre Cardin, 2007 ^[8]

Siehe auch

Pierre Cardin Automotive

Literatur

• Jean-Pascal Hesse (Hrsg.): Pierre Cardin. 60 Years of Innovation. Assouline, New York 2010, 192 S., überw. Ill.
• Elisabeth Längle: Pierre Cardin. Brandstätter, Wien 2005, 208 S., überw. Ill., ISBN 3-85498-395-6, Begleitband zu einer Retrospektive des Gesamtwerkes Cardins
• Elisabeth Längle: Pierre Cardin: fifty years of fashion and design. Thames & Hudson, London 2005, 160 S., ISBN 0-500-51270-1, Ausstellungskatalog zu: »Pierre Cardin: Design & Fashion 1950-2005« in der Akademie der bildenden Künste Wien am 3. Mai 2005
• Richard Morais: Pierre Cardin. The man who became a label. Bantam, London [u.a.], 1991, 264 S.
• Pierre Cardin: Pierre Cardin, Paris: past, present, future. Nishen, London; Berlin 1990, 191 S., überwiegend Ill.
• Nadja Traxler-Gerlich: Pierre Cardin. Luxus mal Masse. In: Wiener Journal Nr. 18/2005 vom 7. Mai 2005, S. 14 ff.</ref>

Weblinks

 Commons: Pierre Cardin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Offizielle Seite von Pierre Cardin
• Sculptures Utilitaires Offizielle Seite
• Palais Bulles - Offizielle Seite
• Literatur von und über Pierre Cardin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Artikel

• „Designer ABC. C wie Cardin“, FAZ, 28. Februar 2006, mit Modefotostrecke

Interviews

• „Der einzige Innovative auf der Welt“, Süddeutsche Zeitung, 4. Oktober 2007
• „Luxus beeindruckt mich nicht im Geringsten“, Die Welt, 7. November 2008

Einzelnachweise

1. ↑ „Mode-Special: Timeline 1963 - 2007. Was lief wann in Streetwear und Designermode?“ De:Bug, 2. September 2007
2. ↑ Spex #326 (Mai/Juni 2010), S. 81ff.
3. ↑ ^{a b} Biographie Pierre Cardin, Markenpunkt.de, 2007
4. ↑ Traxler-Gerlich, Wiener Journal 18/2005, S. 16.
5. ↑ „Wie sich die Uniformen von Stewardessen verändert haben“, China Internet Information Center, 3. November 2008
6. ↑ Henning Lohse: „Umstrittener Investor Pierre Cardin. Ein Mann, ein Dorf“, Spiegel Online, 21. August 2009
7. ↑ In: Elisabeth Längle: Pierre Cardin. Brandstätter, Wien 2005
8. ↑ Julia Decker und Carolin Wiedemann: „Der einzige Innovative auf der Welt“, SZ, 4. Oktober 2007

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