- Hans-Georg Pflaum
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Hans-Georg Pflaum (* 3. Juni 1902 in Berlin; † 26. Dezember 1979 in Linz) war ein französischer Althistoriker deutscher Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der aus einer jüdischen Industriellenfamilie stammende Pflaum sollte zunächst in das väterliche Unternehmen eintreten und studierte zu diesem Zweck in Breslau und Heidelberg Jura; er wurde 1925 in Breslau promoviert. Als das Unternehmen 1929 der Weltwirtschaftskrise zum Opfer fiel, begann Pflaum ein zweites Studium der Alten Geschichte und Klassischen Philologie in Berlin, wo er Veranstaltungen bei Ulrich Wilcken, Wilhelm Weber, Eugen Täubler und Ernst Stein besuchte. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung verließ er 1933 Deutschland und setzte sein Studium in Paris bei Jérôme Carcopino an der Sorbonne fort. 1937 schrieb er eine Abschlussarbeit über den Cursus publicus während der römischen Kaiserzeit und sollte Mitarbeiter des in Gründung befindlichen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) werden.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs trat Pflaum in die französische Fremdenlegion ein. Nach der französischen Niederlage 1940 musste er seine Stelle am CNRS aufgeben; seine Abschlussarbeit konnte nur anonym erscheinen. 1942 flüchtete er vor der Verfolgung in den Untergrund nach Südfrankreich, wo er seine Forschungen über die römischen Prokuratoren fortsetzen konnte, die er nach Ende des Krieges 1947 als thèse einreichte. Er arbeitete wieder am CNRS in Paris und wurde dort 1956[1] Directeur de recherche. Seit den 1960er Jahren unterrichtete er auch an der École Pratique des Hautes Études und übernahm wiederholt Gastprofessuren in verschiedenen europäischen Ländern und in Princeton.
Leistungen
Pflaums zentrales Forschungsgebiet war die Verwaltung des römischen Kaiserreichs und die Prosopographie der herrschenden Schichten, insbesondere des Ritterstandes. Er verfasste grundlegende Werke über die ritterlichen Prokuratoren. In weiteren Monographien und zahlreichen Einzelstudien beschäftigte er sich mit epigraphischen, numismatischen und onomastischen Fragen sowie militär- und religionsgeschichtlichen Themen. Von 1966 bis 1978 war er Mitherausgeber der L’Année épigraphique.
Schriften
- Essai sur le cursus publicus sous le Haut-Empire Romain. 1940. (Anonym erschienen.)
- Le marbre de Thorigny. Paris 1948.
- Les procurateurs équestres sous le haut-empire romain. Paris 1950.
- Procurator. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXIII,1, Stuttgart 1957, Sp. 1240–1279. Überarb. franz. Fassung: Abrégé des procurateurs équestres. Boccard, Paris 1974.
- Inscriptions latines de l'Algérie. Bd. 2, 1. Paris 1957. Bd. 2, 2. Paris 1976.
- Les carrières procuratoriennes équestres sous le haut-empire romain. 4 Bände. Paris 1960–1961.
- Das römische Kaiserreich. In: Propyläen-Weltgeschichte. Bd. 4. Berlin 1963. S. 317–428.
- Les Sodales Antoniniani de l'époque de Marc-Aurèle. Paris 1966.
- Les fastes de la province de Narbonnaise. Paris 1978.
Literatur
- Ségolène Demougin (Hrsg.): H.-G. Pflaum, un historien du XXe siècle. Actes du colloque international, Paris les 21, 22 et 23 octobre 2004. Droz, Genève 2006, ISBN 2-600-01099-8.
- Tadeusz Zawadzki: Un vrai Européen: Hans-Georg Pflaum (1902–1979). In: Wlodzimierz Appel (Hrsg.): Magistri et discipuli. Kapitel zur Geschichte der Altertumswissenschaften im 20. Jahrhundert. Torun 2002, ISBN 83-231-1521-4, S. 101–113.
Weblinks
- Literatur von und über Hans-Georg Pflaum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographischer Abriss
- Bibliographie (doc-Format)
Anmerkungen
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