Hans-Joachim Knebel

Hans-Joachim Knebel

Hans-Joachim Knebel (* 15. November 1929 in Berlin-Steglitz; † 24. April 2004 in Osnabrück) war ein deutscher Soziologe.

Leben und Wirken

Kindheit und Jugend verbrachte Hans-Joachim Knebel in Hamburg und arbeitete nach dem Abitur dort 1949–53 als Werbefachmann (u.a. für Unilever). Nach einem schweren Autounfall entschloss er sich, doch noch zu studieren, zunächst Psychologie, dann Soziologie und Wettbewerbsrecht, 1953–58 an der Universität Hamburg.

1958 promovierte er dort mit der Arbeit "Soziologische Strukturwandlungen im modernen Tourismus" bei Helmut Schelsky zum Dr. phil. und war danach bis 1960 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. In dieser Zeit erforschte er die Automatisierung in Industriebetrieben am Beispiel der Erdölindustrie. 1960 folgte er Schelsky an die Sozialforschungsstelle an der Universität Münster nach Dortmund, und arbeitete dort bis 1969, zuletzt als Abteilungsleiter. 1969 habilitierte er sich in Münster ("Ansätze einer soziologischen Metatheorie subjektiver und sozialer Systeme") und ging als Privatdozent an die neu gegründete Universität Bielefeld.

1969–1970 vertrat er den soziologischen Lehrstuhl an der Universität Kiel und wurde 1970 als Ordentlicher Professor für Soziologie an die damalige Pädagogischen Hochschule Osnabrück (seit 1974 dann Universität Osnabrück) berufen, wo er 1998 emeritiert wurde.

Seit der Mitte der siebziger Jahre bis zu seinem Tod beschäftigte sich Knebel mit dem Problem, wie die empirische Soziologie in Analogie zu den Naturwissenschaften zu einer systematischen Erfahrungswissenschaft zu entwickeln ist.

Ausgehenden von den kantschen Postulaten des empirischen Denkens hat Knebel eine, nicht wahrscheinlichkeitstheoretische, Methodologie der empirischen Soziologie entwickelt. Die von Knebel entwickelten Programme "ASKET=Automatisierte Skalierung Kategorialer Empirischer Terme" und "THEOKON=Theoriekonstruktion" führen, bei Anwendung auf die Daten sozialwissenschaftlicher Umfragen zu Theorien, die strukturell identisch und semantisch (in Abhängigkeit von den formulierten Fragen) sehr ähnlich sind. Das Verfahren ist sekundäranalysestark. Es ermöglicht die Auswertung sozialwissenschaftlicher Daten ohne Kenntnis des Inhalts des Fragebogens(!) und die Aggregation von, aus unterschiedlichen Zeiten und Räumen stammenden, Datensätzen zu einem Gesamtdatum.

Knebel verzichtete oft, zugunsten der Forschung, auf die Veröffentlichung seiner Ergebnisse.[1]

Ausgewählte Publikationen

  • Soziologische Strukturwandlungen im modernen Tourismus, Enke, Stuttgart 1960
  • Ansätze einer soziologischen Metatheorie subjektiver und sozialer Systeme, Enke, Stuttgart 1970
  • Metatheoretische Einführung in die Soziologie, München 1973

Unpubliziert

  1. Hans-Joachim Knebels letztes unveröffentlichtes Manuskript Induktive Theoriekonstruktion, Mit Umfragedaten über empirische zur allgemeinen soziologischen Theorie (2002) kann von http://www.prof-knebel.de heruntergeladen werden.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans-Joachim Kahler — Naissance 28 mars 1908 Morhange (Moselle) Décès 14 janvier 2000 Hamburg Origine …   Wikipédia en Français

  • Hans-Joachim Marseille — Pour les articles homonymes, voir Marseille (homonymie). Hans Joachim Marseille …   Wikipédia en Français

  • Knebel Doeberitz — Knebel steht für: Knebel (Mund), einen Gegenstand, der jemandem in den Mund gesteckt wird, um ihn am Schreien zu hindern Knebel (Werkzeug), ein Werkzeug, das zum Festziehen und Lösen von Schrauben und Muttern verwendet wird Sitzknebel ein an… …   Deutsch Wikipedia

  • Knebel — steht für: Knebel (Mund), einen Gegenstand, der jemandem in den Mund gesteckt wird, um ihn am Schreien zu hindern Knebel (Werkzeug), ein Werkzeug, das zum Festziehen und Lösen von Schrauben und Muttern verwendet wird Sitzknebel – ein an einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Ulrich Rudel — durant la Seconde Guerre Mondiale. Naissance 2 juillet 1916 Konradswaldau …   Wikipédia en Français

  • Hans-Valentin Hube — Tombe de Hans Valentin Hube au Cimetière des Invalides de Berlin Surnom Der Mensch …   Wikipédia en Français

  • Hans Gollnick — Naissance 22 mai 1892 Gut Gursen Décès 15 février 1970 (à 77 ans) Schönau am Königssee Origine Allemand Allégeance …   Wikipédia en Français

  • Hans Mikosch — Naissance 7 janvier 1898 Kattowitz Décès 18 janvier 1993 (à 95 ans) Reichshof Origine Allemand Allégeance …   Wikipédia en Français

  • Hans Dorr — Pour les articles homonymes, voir Dorr. Hans Dorr Naissance 7 avril 1912 Sontheim Bade Wurtemberg Décès 17 avril 1945 (à 85 ans) Judenburg Autriche Origine …   Wikipédia en Français

  • Hans Günther von Kluge — Pour les articles homonymes, voir Kluge.  Ne doit pas être confondu avec Hans Günther. Hans Günther von Kluge …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”