Hans-Joachim Thilo

Hans-Joachim Thilo

Hans-Joachim Thilo (* 28. März 1914 in Chemnitz; † 23. Januar 2003 in Lübeck) war ein deutscher lutherischer Theologe, Psychoanalytiker und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der evangelischen Theologie legte er 1937 die erste und 1939 die zweite theologische Prüfung ab. 1940 erhielt er eine Berufung an die Marienkirche in Pirna und wurde hier ordiniert. Im selben Jahr wurde er an der Universität Jena zum Doktor der Theologie promoviert. Seine Dissertation spiegelte noch seine anfängliche Begeisterung für das völkische Gedankengut der Deutschen Christen wider, die ihn auch zur Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben in Eisenach bewog.

Thilos Erfahrungen im Kriegsdienst, seine Verwundung bei Kiew und seine Kriegsgefangenschaft, zunächst in Kanada, dann in England, führten ihn zu einem Neuanfang. Im Dezember 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und erhielt eine Pfarrstelle der Kirchengemeinde am Lietzensee in Berlin-Witzleben. Gleichzeitig baute er hier die kirchliche Beratungsarbeit auf. Von 1956 bis 1961 wirkte er an der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Genf. Anschließend war er Referent an der Evangelischen Akademie Bad Boll, bis er 1966 zum Pastor der Marienkirche in Lübeck berufen wurde, wo er bis zu seiner Pensionierung wirkte.

1973 habilitierte er sich an der Universität Hamburg für das Fach Praktische Theologie. Er blieb Gemeindepastor, hielt jedoch regelmäßig Lehrveranstaltungen in Hamburg. 1979 wurde ihm der Titel Professor verliehen.

Werk

Thilo war einer der ersten, die evangelische Theologie und Tiefenpsychologie miteinander ins Gespräch brachten. Sein Hauptwerk erschien 1957 unter dem Titel Der ungespaltene Mensch und wurde auch ins Niederländische und Englische übersetzt. Neben kleineren Schriften zu Beratung und Seelsorge wurde Die therapeutische Funktion des Gottesdienstes ein weiterer Schwerpunkt. Seine Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg verarbeitete er unter dem Titel Unter den Narben tut es noch weh.

Schriften

  • Der Einfluss des völkischen Erwachens auf das deutsche religiöse Leben. Jena, Theol. Diss., 1940
  • Übernatürliche Kräfte. Berlin-Dahlem: Burckhardthaus-Verl. 1951
  • Wenn Geschwister sich zanken. Stuttgart: Klett 1953, 3. Auflage München: E. Reinhardt 1965
  • Das Opfer, das die Liebe bringt. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 1954, 13 Auflagen bis 1970
  • Festliche Höhepunkte im Kinderleben. Stuttgart: Klett 1955
  • Der ungespaltene Mensch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1957
amerikanische Ausgabe: Unfragmented Man. Minneapolis: Augsburg Publ. House 1964
niederländische Ausgabe: Overwinning van tweespalt. Nijkerk: Callenbach, 1961
  • Verliebt-verlobt. Hamburg: Agentur d. Rauhen Hauses 1958
polnische Ausgabe: Zakochani - zare¸eczeni Warszawa: Wyd. Zwiastun 1966)
  • Chancen des XX. Jahrhunderts. Hamburg: Agentur d. Rauhen Hauses 1964
  • Beten-wie macht man das? Hamburg: Agentur d. Rauhen Hauses 1961
  • Wenn der Geduldsfaden reisst. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 1959; 3., neubearb. u. erw. Aufl. 1970
  • Sex, Liebe, Kinder, und was evangelische Christen dazu sagen. Hamburg: Agentur d. Rauhen Hauses 1969
  • Psyche und Wort. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1974
  • Der Weg zu zweit. Hamburg: Agentur des Rauhen Hauses 1975, 3 Auflagen bis 1981
  • Ehe ohne Norm? Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1978
  • (mit Hubert Feiereis): Basiswissen Psychotherapie: kleines Repetitorium d. wichtigsten Grundbegriffe tiefenpsycholog. orientierter Psychotherapie. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1980, ISBN 3-525-62179-5
  • Die therapeutische Funktion des Gottesdienstes. Kassel: Stauda, 1985
  • Beratende Seelsorge. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1971, 3. Aufl. 1986,
  • Auf unsere alten Tage. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht, 1987
  • Frömmigkeit. München: Kösel 1991
  • Zwischen Zärtlichkeit und Zorn. Stuttgart: Quell, 1992, 1. Aufl.
  • Wie ein Stachel im Fleisch. München: Kösel, 1993
  • Unter den Narben tut es noch weh. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1996
  • Die andere Wahrheit: von der Macht des geistlichen Dialoges. Münster: Lit, 2002

Literatur

  • Ruth-Erika Kölsch: Pastoralpsychologie als Suchbewegung und Erfüllung in Begegnung und Verantwortung : Hans-Joachim Thilo - Leben und Werk. Münster; Hamburg; London: Lit 2001 (Forum Theologie und Psychologie; Bd. 4), zugl.: Bonn, Univ., Diss., 2001; ISBN 3-8258-5527-9

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Thilo — oder Tilo ist ein Vorname und ein seltener, deutscher Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Bekannte Namensträger 3.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Olaf Henkel — (* 14. März 1940 in Hamburg) ist ein ehemaliger deutscher Manager bei IBM sowie ehemaliger Präsident des BDI und ehemaliger Präsident der Leibniz Gemeinschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Christian Köllmer — (* 11. März 1947 in Arnstadt) ist ein Politiker der Freien Wählergemeinschaft Pro Arnstadt und der Bürgermeister seiner Geburtsstadt. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Politisches Profil 3 Mediale W …   Deutsch Wikipedia

  • Thilo Sarrazin — im Juli 2009 Thilo Sarrazin (* 12. Februar 1945 in Gera) ist ein deutscher Volkswirt und Autor. Er hat das Amt eines Senators von Berlin bekleidet. Von 1975 bis 2010 war er im öffentlichen Dienst tätig. Er war zudem von 2000 bis 2001 in leitender …   Deutsch Wikipedia

  • Thilo Sarrazin — (2010) Berlin Senator of Finance In office 17 January 2002 – 30 April 2009 …   Wikipedia

  • Hans Bötticher — Joachim Ringelnatz Joachim Ringelnatz (* 7. August 1883 in Wurzen; † 17. November 1934 in Berlin; eigentlich Hans Gustav Bötticher) war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Gustav Bötticher — Joachim Ringelnatz Joachim Ringelnatz (* 7. August 1883 in Wurzen; † 17. November 1934 in Berlin; eigentlich Hans Gustav Bötticher) war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die… …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Ringelnatz — Joachim Ringelnatz, vor 1925 Joachim Ringelnatz (* 7. August 1883 in Wurzen; † 17. November 1934 in Berlin; eigentlich Hans Gustav Bötticher) war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Günter Hoppe — Hoppe (links) 1981 mit Willi Weyer Hans Günter Hoppe (* 9. November 1922 in Stettin; † 22. März 2000 in Berlin) war ein deutscher Politiker ( …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Thi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”