- Hans-Joachim Stuck
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Hans-Joachim Stuck Automobil-/Formel-1-Weltmeisterschaft Nation: Deutschland Erster Start: Großer Preis von Argentinien 1974 Letzter Start: Großer Preis der USA 1979 Teams 1974–1977 March • 1977 Brabham • 1978 Shadow • 1979 ATS Statistik WM-Bilanz: WM-Elfter (1977) Starts Siege Poles SR 74 – – – WM-Punkte: 29 Podestplätze: 2 Führungsrunden: 14 über 76,1 km Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck (* 1. Januar 1951 in Garmisch-Partenkirchen) ist ein ehemaliger deutscher Automobilrennfahrer. Er startete zwischen 1974 und 1979 in der Formel 1, gewann 1986 und 1987 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und wurde 1990 Meister der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM).
Inhaltsverzeichnis
Kindheit und Jugend
Als Sohn des „Bergkönigs“ Hans Stuck und dessen Frau Christa-Maria Stuck konnte er schon als Jugendlicher auf dem Nürburgring Erfahrungen sammeln, da sein Vater dort Fahrerlehrgänge abhielt. Per Sondergenehmigung bekam er mit 16 Jahren den Führerschein. 1969 gewann er den Sportfahrerlehrgang der Scuderia Hanseat und verdiente sich mit Erfolgen bei kleineren Rennen die internationale Rennlizenz.
Karriere
1970er Jahre
1970 gewann der 19 Jahre junge „Naturbursche“ mit seiner schon jahrelangen Erfahrung die Erstausgabe des 24-h-Rennen Nürburgring auf einem BMW aus dem Koepchen-Rennstall. Diesen Erfolg konnte er 1998 (auf BMW Diesel) und 2004 (auf BMW M3 GTR) wiederholen.
1971 wurde Stuck Werksfahrer bei BMW in der Europameisterschaft für Tourenwagen. Zudem machte er die ersten Gehversuche in der Formel 2 und entwickelte zudem sein Markenzeichen, den blauen Helm mit weißen Sternen um die Visieröffnung.
Im Gefolge seines Mentors Jochen Neerpasch wechselte Stuck 1972 zu Ford und wurde unter anderem Deutscher Meister bei den Tourenwagen, auf einem Ford Capri.
Zurück bei BMW feierte der „König von Hockenheim“ Siege in der Formel 2 auf einem March mit bayerischem Motor. Diese Erfolge sorgten für ausverkaufte Rennstrecken, insbesondere am Hockenheimring, wo die F2 bis zu dreimal im Jahr gastierte, unter anderem beim Jim-Clark-Gedächtnisrennen.
In der Formel 1 fuhr Stuck von 1974 bis 1976 für March-Ford insgesamt acht Weltmeisterschaftspunkte ein. 1977 war Stuck zunächst als Fahrer des neu gegründeten deutschen Formel-1-Teams ATS vorgesehen. Vor dem ersten Rennen des neuen Teams bot sich Stuck allerdings eine große Chance: Als Ersatz für den bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Brasilianer Carlos Pace bekam er ein Cockpit beim Brabham-Team von Bernie Ecclestone. Hier belegte er im Brabham-Alfa Romeo V12 jeweils dritte Plätze bei seinen beiden Heimrennen, dem Hockenheimring und Zeltweg. In den USA fiel er in Führung liegend nach 15 Runden mit Kupplungsproblemen aus. Für die Saison 1978 musste er im Team seinen Platz an Neuzugang Niki Lauda abtreten.
Für Shadow (1978) und das deutsche ATS-Team (1979) konnte Stuck in den folgenden Jahren jeweils punkten, verpasste jedoch die Chance, zum Team von Williams zu wechseln, just bevor dieses die ersten großen Erfolge errang. Danach war die F1-Karriere beendet, zumal seine Körpergröße von etwa 194 cm angesichts der technischen Entwicklung ungeeignet war. Um den Kraftstofftank anstatt wie bisher in den Seitenkästen sicher, schwerpunktneutral und aerodynamisch günstiger in der Fahrzeugmitte unterbringen zu können, wurden die Cockpits extrem weit vorne platziert. Einige F1-Fahrer erlitten aufgrund dieser Bauweise schwere Beinverletzungen (unter anderem Ronnie Peterson, Didier Pironi, Clay Regazzoni, Marc Surer, Johnny Cecotto).
1979 erreichte Stuck in der Procar-Serie, in der unter anderem die schnellsten F1-Piloten in identischen 470 PS starken BMW M1 antraten, den zweiten Platz.[1]
1980er und 1990er Jahre
Hans-Joachim Stuck DTM Nation Deutschland Erstes Rennen Zolder 1984 Letztes Rennen Suzuka 1996 Teams (Hersteller) 1984 BMW • 1990–1992 Audi • 1996 Opel Statistik Rennen Siege Poles SR 89 13 4 9 Podien 22 Gesamtsiege 1 (1990) Punkte 517,5 In den Folgejahren trat er als Werkspilot für Porsche in deren Porsche 956 an, und gewann die 24 Stunden von Le Mans und den Supercup im Porsche 962 C in den Jahren 1986 und 1987. Auch im 12-Stunden-Rennen von Sebring war er siegreich, 1986, 1988 sowie schon 1975 für BMW.
Auch in den USA, in der Trans-Am-Serie sowie in der IMSA-GTO-Serie, trat Stuck 1988 (TransAm) respektive 1989 (IMSA GTO) für Audi erfolgreich auf spektakulären Wagen an. Seine Zeit in der TransAm-Serie absolvierte er mit einem Audi 200 quattro Trans-Am, währenddessen er 1989 mit einem Audi 90 quattro IMSA GTO auf den Rennstrecken unterwegs war.
Als die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft an Popularität gewann und die Werke einstiegen, wechselte er zu den Tourenwagen, die als sicherer galten als die weit über 300 km/h schnellen Sportwagen. 1990 gewann Stuck auf Audi V8 die DTM, die als ITC Ende 1996 eingestellt wurde.
Ab Mitte der 1990er Jahre war Stuck wieder bei Porsche, verpasste aber 1996 den Le-Mans-Sieg knapp auf dem Porsche 911 GT1. Stuck hatte auch in den drei Folgejahren kein Glück in Le Mans. Auch 1997 war bei Porsche kein Sieg zu verzeichnen, das gelang erst 1998 einem verjüngten Porsche-Team (das jedoch in der FIA-GT-WM sieglos blieb). Ab 1998 war Stuck wieder bei BMW, die neuen BMW V12 Le Mans Roadster mussten in Le Mans früh mit Radlagerschaden aufgeben. Im siegreichen BMW-Team von 1999 war Stuck nicht mehr vertreten.
28 Jahre nach seinem ersten Sieg beim 24-h-Rennen Nürburgring gelang ihm 1998 ein erneuter Sieg auf einem BMW 320d Diesel.
2000er Jahre
Ab 2000 war Stuck wieder bei BMW, bei Tourenwagen, und in den USA: der American Le Mans Series (ALMS).
Der im Jahre 2001 in der ALMS siegreiche BMW M3 GTR V8 wurde 2002 aufgrund des nicht serienmäßigen Motors nicht mehr eingesetzt, aber Ende des Jahres im Hinblick auf das 24-h-Rennen Nürburgring 2003 getestet. Auf Einsätze in VLN Langstreckenrennen hat das Schnitzer Team jedoch verzichtet. Im Rennen erlitten die Wagen beim Start peinliche Getriebeschäden. Für das Jahr 2004 wurde dann bei VLN-Rennen siegreich teilgenommen und Stuck hat das 24-h-Rennen Nürburgring zum dritten Male gewonnen. Im Jahre 2005 belegte sein Wagen hinter dem Fahrzeug der Teamkollegen Platz zwei. Der mögliche Einsatz auf beiden Werkswagen, der einen erneuten Sieg fast garantiert hätte, wurde nur Pedro Lamy ermöglicht. Im Jahre 2006, nach dem Rückzug des Werksautos, trat er auf einem privaten M3 GTR mit Sechszylindermotor an, zusammen mit unter anderem dem noch älteren Dieter Quester, schied jedoch nach Massenkarambolage in der Nacht aus. Bis zum Ende der Formel-1-Saison 2007 war Stuck als Formel-1-Experte beim Fernsehsender Premiere zu sehen.
Am 28. April 2007 erlitt Stuck im BMW Z4 des Schubert-Teams einen Unfall beim VLN-Rennen auf dem Nürburgring und verletzte sich dabei schwer. Er wurde in das Bundeswehr-Zentralkrankenhaus nach Koblenz gebracht, wo eine Brustbeinprellung und ein Lendenwirbelriss festgestellt wurden.
Am 9. und 10. Juni 2007 nahm Stuck zusammen mit seinem Sohn Johannes Stuck sowie Claudia Hürtgen am 24-h-Rennen Nürburgring teil. Das den Porsches leistungsmäßig unterlegene BMW-Z4-M-Coupé belegte den fünften Gesamtrang sowie den ersten in der Klasse bis 3500 cm³ Hubraum.
In der FIA European Truck Racing Championship 2007 fuhr Stuck für das Truck Race Team Allgäuer auf einem MAN, erreichte aber nur den vorletzten Platz in der Gesamtwertung.
2008 wechselte er zum VW-Konzern, für den er in seinen Audi-Zeiten schon tätig war. Stuck fuhr zur Markteinführung den neuen VW Scirocco beim 24-h-Rennen Nürburgring auf der Nordschleife und gewann seine Klasse. Zudem sprang er beim 6-h-Rennen für den erkrankten Hermann Tilke ein und fuhr einen Lamborghini Gallardo.
2009 war er maßgeblich an der Entwicklung des Audi R8 LMS beteiligt und feierte im Rahmen der VLN-Langstreckenmeisterschaft den einzigen Sieg eines R8 LMS dieser Saison. Mit einem beherzten Manöver überholte er den bis dahin führenden Porsche und gewann das Rennen. Somit kehrte er als Werksfahrer zu Audi zurück und zeigte auf der Nordschleife, dass er mit den jungen Fahrern noch immer mithalten kann.
Nach dem 24-Stunden-Rennen vom Nürburgring 2011 beendete Stuck seine aktive Rennkarriere. Bei diesem Rennen bildete er mit seinen Söhnen Ferdinand, Johannes sowie Dennis Rosteck auf einem Reiter-Lamborghini Gallardo das Team Stuck³ und wurde Fünfzehnter.[2]
Spitzname
Den Spitznamen „Strietzel“ verdankt er seiner Patentante [3], die bei seiner Taufe eine Ähnlichkeit mit einem Hefezopf (Schlesisch: Strietzel) festgestellt haben soll. Hans-Joachim Stuck trägt diesen Spitznamen bis heute und ist fest mit ihm verbunden. So ist die Namensschreibung Strietzel Stuck auch in Medienberichten gebräuchlich.
Statistik
Formel-1-Ergebnisse
Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 1974 DNF DNF 5 4 DNF DNF DNF DNQ DNF 7 11 DNF DNF DNQ 1975 DNF DNF DNF DNF 8 1976 4 12 DNF DNF DNF 4 DNF 7 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 5 DNF 1977 DNF DNF 6 DNF 6 10 DNF 5 3 3 7 DNF DNF DNF 7 1978 17 DNF DNQ DNS DNF DNF DNF 11 11 5 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 1979 DNS DNF DNF DSQ 14 8 DNF DNS DNQ DNF DNF DNF 11 DNF 5 LegendeFarbe Abkürzung Bedeutung Gold — Sieg Silber — 2. Platz Bronze — 3. Platz Grün — Platzierung in den Punkten Blau — Klassifiziert außerhalb der Punkteränge Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish) NC nicht klassifiziert (not classified) Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify) DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify) Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified) Weiß DNS nicht am Start (did not start) Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only) TD Freitags-Testfahrer (test driver) ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice) INJ verletzt oder krank (injured) EX ausgeschlossen (excluded) DNA nicht erschienen (did not arrive) † verstorben keine WM-Teilnahme sonstige P/fett Pole-Position SR/kursiv Schnellste Rennrunde * nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet Le-Mans-Ergebnisse
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Runden Ausfallgrund 1972 Ford Deutschland Ford Capri 2600 RS Jochen Mass Ausfall 152 Ölpumpe 1973 BMW Motorsport BMW 3.0 CSL Chris Amon Ausfall 163 Unfall 1980 Dominique Lacaud BMW M1 Dominique Lacaud Hans-Georg Bürger Rang 15 284 1981 BMW Cassetten Team GS Sport BMW M1 Jean-Pierre Jarier Helmut Henzler Ausfall 57 Unfall 1982 BMW Cassetten Team GS Sport Sauber SHS C6 Jean-Louis Schlesser Dieter Quester Ausfall 76 Motorlager 1985 Rothmans Porsche Porsche 962C Derek Bell Rang 3 367 1986 Rothmans Porsche Porsche 962C Derek Bell Al Holbert Gesamtsieg 368 1987 Rothmans Porsche Porsche 962C Derek Bell Al Holbert Gesamtsieg 355 1988 Porsche AG Porsche 962C Klaus Ludwig Derek Bell Rang 2 394 1989 Joest Racing Porsche 962C Bob Wollek Rang 3 383 1990 Joest Porsche Racing Porsche 962C Frank Jelinski Derek Bell Rang 4 350 1991 Konrad Motorsport Porsche 962C Derek Bell Frank Jelinski Rang 7 348 1993 Le Mans Porsche Team Porsche 911S LM GT Walter Röhrl Hurley Haywood Ausfall 79 Unfall 1994 Le Mans Porsche Team Dauer-Porsche 962 GT LM Danny Sullivan Thierry Boutsen Rang 3 344 1995 Porsche Kremer Racing Kremer K8 Spyder Thierry Boutsen Christophe Bouchut Rang 6 290 1996 Porsche AG Porsche 911 GT1 Thierry Boutsen Bob Wollek Rang 2 353 1997 Porsche AG Porsche 911 GT1 Thierry Boutsen Bob Wollek Ausfall 238 Getriebe 1998 BMW Motorsport BMW V12 LMR Steve Soper Tom Kristensen Ausfall 60 Radlager 24-h-Nürburgring-Ergebnisse
Weblinks
Commons: Hans-Joachim Stuck – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über Hans-Joachim Stuck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.hansstuck.com
Einzelnachweise
- ↑ Nach: Classicscars.com: Procar BMW M1 – final positions and tables. Internet http://www.classicscars.com/wspr/results/procar/tableprocar.html (16. März 2007)
- ↑ motorsport-total.com: 24 Stunden Nürburgring: Das Rennen des Jahres (6. Juni 2011)
- ↑ zdf.de/ZDFmediathek bei etwa 4:50 Minuten
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