- Hans Carl von Carlowitz
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Hans Carl von Carlowitz, eigentlich Johann „Hannß“ Carl von Carlowitz, (* 14. Dezember 1645 [1] in Oberrabenstein bei Chemnitz; † 3. März 1714 in Freiberg, Sachsen) war ein deutscher Kameralist und Oberberghauptmann. Er schrieb mit der Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht (1713) das erste geschlossene Werk über Forstwirtschaft und gilt als wesentlicher Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hans Carl von Carlowitz wurde als Sohn eines kursächsischen Oberforstmeisters Georg Carl von Carlowitz in Oberrabenstein bei Chemnitz geboren. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Jena, lernte Fremdsprachen und widmete sich naturwissenschaftlichen und bergbaukundlichen Studien.
1677 wurde er zum Vize-Berghauptmann und 1711 zum Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg ernannt. Damit war er auch zuständig für die Forstwirtschaft als (damaliger) Zulieferer für den Bergbau.
Bedeutung
Bedeutung erlangte er als Verfasser des ersten eigenständigen Werkes über die Forstwirtschaft, Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht (1713). In seinem Werk fasste Carlowitz das im Dreißigjährigen Krieg allgemein verloren gegangene forstliche Wissen zusammen, erweiterte es durch eigene Erfahrungen und formulierte erstmalig das Prinzip der Nachhaltigkeit:- „Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.) nicht bleiben mag.“ (S. 105-106 in der „Sylvicultura Oeconomica“).
Der vollständige Titel des Werkes lautet: „Sylvicultura Oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht, nebst Gründlicher Darstellung, wie zuförderst durch Göttliches Benedeyen dem allenthalben und insgemein einreissenden Grossen Holtz-Mangel, vermittelst Säe-Pflantz- und Versetzung vielerhand Bäume zu prospicieren, auch also durch Anflug und Wiederwachs des so wohl guten und schleunig anwachsend, als anderen gewüchsig und nützlichen Holtzes, ganz öde und abgetriebene Holtz-Ländereyen, Plätze und Orte wiederum Holzreich, nütz und brauchbar zu machen; Bevorab von Saam-Bäumen und wie der wilde Baum-Saamen zu sammeln, der Grund und Boden zum Säen zuzurichten, solche Saat zu bewerckstelligen, auch der junge Anflug und Wiederwachs zu beachten. Daneben das sogenannte lebendige, oder Schlag-an Ober- und Unter-Holz auffzubringen und zu vermehren, welchen beygefügt die Arten des Tangel- und Laub Holzes, thels deren Eigenschafften und was besagtes Holtz für Saamen trage, auch wie man mit frembden Baum-Gewächsen sich zu verhalten, ferner wie das Holz zu fällen, zu verkohlen, zu äschern und sonst zu nutzen. Alles zu nothdürfftiger Versorgung des Hauß-Bau-Brau-Berg- und Schmeltz-Wesens, und wie eine immerwährende Holtz-Nutzung, Land und Leuten, auch jedem Hauß-Wirthe zu unschätzbaren großen Auffnehmen, pfleglich und füglich zu erzielen und einzuführen, worbey zugleich eine gründliche Nachricht von den in Churfl. Sächß. Landen Gefundenen Turff Dessen Natürliche Beschaffenheit, grossen Nutzen, Gebrauch und nützlichen Verkohlung Aus Liebe zu Beförderung des algemeinen Bestens beschrieben“
Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis
Für herausragende Leistungen im Bereich der Umweltforschung an der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg hat der Verein der PraxisPartner des dortigen Interdisziplinären Ökologischen Zentrums (IÖZ) den Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis gestiftet, der seit 2003 vergeben wird. Mit dem Preis sollen herausragende Arbeiten von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern, aber auch das Wirken von Hans Carl von Carlowitz eine Würdigung erfahren.
Bisherige Preisträger waren:
- 2003 - Myra Sequeira und Peter-Frederik Brenner
- 2004 - Sophia Schröter und Franziska Müller-Langer
- 2005 - Katja Bunzel
- 2006 - Beate Böhme
- 2007 - Katja Klemm
- 2008 - Pierre Schmieder und Katja Heinke
- 2009 - Annekatrin Schmukat
Werke
- Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Anweisung zur wilden Baum-Zucht / Hannß Carl von Carlowitz. - Reprint der Ausg. Leipzig, Braun, 1713 / bearb. von Klaus Irmer und Angela Kießling. TU Bergakademie Freiberg und Akademische Buchhandlung, Freiberg 2000, ISBN 3-86012-115-4; Reprint der 2. Auflage von 1732, Verlag Kessel, ISBN 978-3-941300-19-4
Literatur
- Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4
- von Zedlitz: Das erste forstliche Buch und sein Autor, in: Allgemeine Forstzeitschrift, 7. Jahrgang, Heft 39/1952
- P. Mathe: Die Geburt der „Nachhaltigkeit“ des Hans Carl von Carlowitz - heute eine Forderung der globalen Ökonomie, in: Forst und Holz, 56. Jahrgang, Heft 7/2001, S. 246-248, ISSN 0932-9315
- Richard Heß: Carlowitz, Hans Carl von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 791 f.
- Albert Richter: Carlowitz, Hans Carl von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 147.
Siehe auch
Weblinks
Wikisource: Hans Carl von Carlowitz – Quellen und Volltexte- Literatur von und über Hans Carl von Carlowitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
- Informationen zu Hans Carl von Carlowitz im Lexikon der Nachhaltigkeit
Einzelnachweise
- ↑ laut Richter in der NDB; laut Heß in der ADB am 25. Dezember 1645
- ↑ http://tu-freiberg.de/ioez/praxispartner/carlowitz.html
Kategorien:- Person (Bergbau)
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