- Technische Universität Bergakademie Freiberg
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Technische Universität Bergakademie Freiberg Motto Die Ressourcenuniversität. Seit 1765. Gründung 1765 Trägerschaft staatlich Ort Freiberg Bundesland Sachsen Staat Deutschland Leitung Rektor Bernd Meyer
Kanzler Andreas HandschuhStudenten 5458 (Stand: Wintersemester 2010/11, anteilig 32,4 % Frauen, 8 % aus dem Ausland, 63 % aus Sachsen, 17 % aus den alten Bundesländern) Mitarbeiter 1540 davon Professoren 86 Website www.tu-freiberg.de Die Technische Universität Bergakademie Freiberg ist eine Universität im mittelsächsischen Freiberg, die sich als „Ressourcen-Universität“ auf eine umfassende Rohstoffsicherung konzentriert. Das Profil ist gekennzeichnet durch die Felder Geo, Material, Energie und Umwelt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bergakademie Freiberg wurde 1765, in der Zeit der Aufklärung, durch Prinz Xaver von Sachsen nach den Plänen von Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1767) und Friedrich Anton von Heynitz unter dem Namen Kurfürstlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg (ab 1806: Königlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg) als Ausbildungsstätte für Bergleute gegründet. Diese Gründung war erforderlich, da Sachsen nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg den Bergbau forcieren musste, um seine Reparationszahlungen leisten zu können.
Die Bergakademie ist damit die älteste noch bestehende montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung der Welt, da die vier vor ihr gegründeten Akademien in Potosí (Bolivien, 1557–1786), Kongsberg (Norwegen, 1757–1814), Banská Štiavnica (1762–1919) und Prag (1762–1772) schon längst nicht mehr existieren. Nach der 1747 gegründeten École des Ponts et Chaussées ist sie weltweit die älteste technische Bildungseinrichtung.
An der Bergakademie wurden zwei chemische Elemente von Freiberger Wissenschaftlern entdeckt: Das Indium (1863 von Ferdinand Reich und Theodor Richter) und das Germanium (1886 von Clemens Winkler).
Bis zur Gründung der Technischen Universität Dresden im Jahre 1871 war die Bergakademie Freiberg die höchste technische Bildungseinrichtung des Königreiches Sachsen. Die Bergakademie wurde 1899 mit einer Technischen Hochschule gleichgestellt, erhielt 1905 Promotionsrecht für den Grad eines Dr.-Ing. und 1939 für den eines Dr. rer. nat. Im Jahr 1940 wurden zwei Fakultäten gegründet: Für Naturwissenschaften und Ergänzungsfächer sowie für Bergbau und Hüttenwesen.[1] 1956 kam die Fakultät für Ingenieurökonomie dazu.[2] Im Jahre 1949 wurde die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät »Wilhelm Pieck« eingerichtet.[3] Im Bereich Verfahrenstechnik (Braunkohlenvergasung) wurden die Professoren Erich Rammler und Georg Bilkenroth für ihre Arbeiten zum Braunkohlenhochtemperaturkoks 1951 mit dem Nationalpreis 1. Klasse der DDR geehrt.
Neuzeit ab 1989
Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde die bauliche wie rechtliche Infrastruktur der Bergakademie zu großen Teilen neu gestaltet. In neuester Zeit entwickelt die TU Bergakademie Freiberg auch Kompetenzen im Bereich der Halbleiterforschung, was dazu führte, dass sich Unternehmen der Halbleiterindustrie (Siltronic AG, Deutsche Solar – eine Tochter der SolarWorld AG) in Freiberg ansiedelten. Neben Geo- und Werkstoffwissenschaften entwickelt die TUBAF immer größeres Ansehen im Bereich der Umweltwissenschaften. Freiberg etabliert sich als „Universität der geschlossenen Stoffkreisläufe“ in der weltweiten Forschungslandschaft als moderne, ökologische Hochschule.
Seit 2003 wird von der TUBAF der vom Verein der PraxisPartner des dortigen Interdisziplinären Ökologischen Zentrums (IÖZ) gestiftete Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis für herausragende Leistungen im Bereich der Umweltforschung an der TU Bergakademie Freiberg vergeben. Mit dem Preis sollen herausragende Arbeiten von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern, aber auch das Wirken von Hans Carl von Carlowitz eine Würdigung erfahren.
International werden heute mit dem Namen TU Bergakademie Freiberg die Geowissenschaften verbunden. Seit der deutschen Wiedervereinigung positioniert sich die Universität in der internationalen Universitätslandschaft als die „Ressourcen-Universität“ mit den vier Schwerpunkten Geo, Material, Energie und Umwelt.
Seit Oktober 2008 stellt die TU Bergakademie Freiberg im Schloss Freudenstein die weltweit größte private Mineraliensammlung aus. Die Dauerausstellung terra mineralia ist eine Dauerleihgabe der Schweizerin Erika Pohl-Ströher.[4]
Besondere Studiengänge sind Industriearchäologie (wird in Deutschland ausschließlich in Freiberg angeboten), International Management of Resources and Environment (IMRE, englischsprachiger Master-Studiengang) sowie International Business in Developing & Emerging Markets (IBDEM, englischsprachiger Master-Studiengang).
Stiftungen
Mit der Dr.-Erich-Krüger-Stiftung erhielt die TU Bergakademie Freiberg im Dezember 2006 das mit einem dreistelligen Millionenbetrag größte Stiftungsvermögen einer staatlichen Hochschule in Deutschland.[5] Die Universität wird die aus dem ihr übertragenen Immobilienvermögen des Münchner Unternehmers und gebürtigen Freibergers Peter Krüger fließenden Mittel für die Ausstattung der Forschung mit Großgeräten und zur Förderung von Promovenden einsetzen. Am 13. Juli 2007 verstarb Krüger, der kurz zuvor zum Ehrensenator der Bergakademie ernannt worden war,[6] in München.
Anfang 2007 wurde ein Stiftungsfonds des Photovoltaik-Unternehmens SolarWorld AG für die Bergakademie Freiberg eingerichtet.[7] Die mit einem sechsstelligen Betrag finanzierte Stiftung wird für die Fakultät Chemie und Physik zur Verfügung stehen.
Organisation
Es gibt insgesamt sechs Fakultäten:
- Fakultät für Mathematik und Informatik (Fakultät 1)
- Fakultät für Chemie und Physik (Fakultät 2)
- Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau (Fakultät 3)
- Fakultät für Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik (Fakultät 4)
- Fakultät für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie (Fakultät 5)
- Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Fakultät 6)
Im Herbst 1996 wurde zusätzlich ein „Interdisziplinäres Ökologisches Zentrum (IÖZ)“ eingerichtet.
Im Wintersemester 2010/11 sind 5458 Studierende an der TU Bergakademie eingeschrieben, davon 32,4 % Frauen, 8 % aus dem Ausland, 63 % aus Sachsen und 17 % aus den alten Bundesländern. Es werden fünf Diplomstudiengänge, 20 Bachelorstudiengänge mit konsekutiven (weiterführenden) Masterstudiengängen und drei englischsprachige Masterstudiengänge angeboten. Gekennzeichnet ist die TU Bergakademie Freiberg weiterhin durch eine hohe Praxisorientierung und zahlreichen Kooperationen mit der Privatwirtschaft, was sich in hohen relativen Drittmitteleinnahmen niederschlägt: 46,1 Millionen Euro im Jahr 2010, das sind durchschnittlich 548.000 EUR je Professur.
Die TU Bergakademie Freiberg ist Mitinitiator des 1993 gegründeten universitären Internationalen Hochschulinstituts Zittau (IHI) und des Gründernetzwerks SAXEED.
Einrichtungen
Die TU Bergakademie ist eine Campusuniversität. Der größte Teil des Geländes der TU Bergakademie befindet sich auf dem Campus im Norden Freibergs. Daneben existieren weitere Liegenschaften im Stadtgebiet, so z. B. das Hauptgebäude in der Akademiestraße, das Medienzentrum in der Prüferstraße, die Alte Mensa auf der Petersstraße, der Werner-Bau in der Brennhausgasse (Institut für Mineralogie, sowie Mineralogische und Lagerstättenkundliche Sammlungen), das Gebäude Lessingstraße 45 (Wirtschaftswissenschaften, Sprachenzentrum), sowie mehrere Gebäude auf der Halde der Lehrgrube Reiche Zeche.
Im Oktober 2008 öffnete im Schloss Freudenstein, die weltgrößte private Mineraliensammlung terra mineralia. 2004 hatte die Universität die Sammlung von einer Schweizer Stifterin als Dauerleihgabe erhalten.
Eine Besonderheit ist das von der TU betriebene Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ und „Alte Elisabeth“, in dem unter anderem die Jahrhunderte dauernde Bergbaugeschichte Freibergs dargestellt wird, gleichzeitig aber auch wissenschaftliche Bildung und Forschung stattfindet.
Vom Institut für Geophysik der TU Bergakademie Freiberg wird das Seismologische Observatorium Berggießhübel betrieben.
Udo Hebisch, Direktor des Instituts für diskrete Mathematik und Algebra, betreibt ein virtuelles Museum zum Thema „Mathematik und Kunst“.[8]
Mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf gründete die TU Bergakademie Freiberg 2011 das gemeinsame Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie, um Technologien der Rohstoffversorgung, -nutzung und des umweltfreundlichen Recycling zu entwickeln.
Internationale Kooperation
Die TU Bergakademie Freiberg pflegt derzeit 42 weltweite Kontakte zu Universitäten und Hochschulen. Hier eine Auswahl von bekannten Montanuniversitäten und Bergakademien:
- RWTH Aachen
- Technische Universität Clausthal
- Colorado School of Mines (USA)
- Berg- und Hüttenakademie Krakau »Stanislaw Staszic« (Polen)
- Montanuniversität Leoben (Österreich)
- Bergbauuniversität Moskau (Russland)
- Staatliches Bergbauinstitut Sankt Petersburg (Russland)
- South Dakota School of Mines and Technology, Rapid City, South Dakota (USA)
- Technische Universität Bergakademie VŠB Ostrava (Tschechien)
- St. Iwan-Rilski-Universität für Bergbau und Geologie, Sofia (Bulgarien)
- China University of Geosciences Wuhan
- Nationale Metallurgische Akademie der Ukraine (NMetAU)
Berühmte Lehrer und Studenten
- Johann Friedrich August Breithaupt Studium 1811–1813, Professur 1826–1866
- Carl Bernhard von Cotta Studium 1827–1831, Professur ab 1842
- Otto Emicke Professur 1928–1946
- Wilhelm Fischer Studium ab 1813
- Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (Novalis) Studium 1797–1799
- Friedrich Emil Heyn Studium 1886–1890 bei A. Ledebur
- Julius Ambrosius Hülße Studium 1830–1834
- Alexander von Humboldt Studium 1790–1792
- Herbert Jobst Studium in den 1950ern
- Karl Alfons Jurasky Professur 1941–1945
- Helmut Kirchberg, Professur 1947-1971, Rektor 1953-1954
- Peter Klimanek, Professur 1992-2001
- Theodor Körner Studium 1808
- Karl Gustav Kreischer Professur 1871–1891
- Wilhelm August Lampadius Professur 1794–1842
- Adolf Ledebur Professur 1874–1906
- Ernst Johann Traugott Lehmann Professur 1834–1847
- Karl Edwin Leuthold Professur 1876–1883
- Michail Lomonossow Studium 1739–1740
- Carl Emanuel Löscher Studium 1775–1777
- Gan, Luo Studium 1956–1962
- Kurt Merbach Studium ab 1856
- Friedrich Mohs Studium 1798-1800 bei A. G. Werner, Professur 1818-1826
- Carl Hermann Müller Studium 1841-1845, 1907 erster Ehrendoktor der Bergakademie
- Curt Adolph Netto Studium 1864–1869
- Fürchtegott Leberecht von Nordenflycht Studium 1778–1780
- Carl Eugenius Pabst von Ohain Kurator 1769–1784
- Erwin Papperitz Professur 1892–1927, Rektor 1901–1903, 1905–1907
- Georg Friedrich Prinz von Preußen Studium 1996–2000
- Matthias Reich Professur 2006–
- Ferdinand Reich Studium 1816–1819, Professur 1824–1866
- Theodor Richter Studium 1843–1847, Professur 1856–1896
- Carl Schiffner Professur 1902–1930
- Reinhard Schmidt Professur 2001–
- Emil Treptow Studium 1874-1878, Professur 1891-1923, Rektor 1909-1911
- Georg Unland Professur 1993–, Rektor 2000–2008
- Friedrich Wilhelm Schwamkrug Studium 1826–1830
- Georg Heinrich Wahle Professur 1883–1891
- Adolf Watznauer Professur 1953–1972
- Julius Ludwig Weisbach Studium 1822–1826, Professur 1836–1871
- Abraham Gottlob Werner Studium 1769–1771, Lehrer 1775–1817
- Paul Wilski Professur 1905–1916
- Clemens Alexander Winkler Studium 1857–1859, Professur 1873–1902
- Gustav Anton Zeuner, Studium 1848-1851, Rektor BAF 1871-1875
Ehrenbürgerschaften
Zur Würdigung von nicht der Hochschule angehörigen Personen, die sich besondere Verdienste ihn ihrem Engagement zur Förderung der Bergakademie erwerben, kann eine Ehrenbürgerschaft verliehen werden. Träger dieser Auszeichnung sind folgende Personen:
- Prof. Dr. Wiktor Petrowitsch Solowjew, Professor am Moskauer Institut für Stähle und Legierungen (MISIS), 1991
- Witali Iwanowitsch Komaschtschenko, Professor an der Moskauer Akademie für Geologische Erkundung (MGGA), 1991
- Siegfried Flach, Mineraliensammler, 2002
- Bronisław Barchański, Professor an der Berg- und Hüttenakademie Kraków, 2005
- Dr. Gerhard Tischendorf, Mineraloge, 2006
- Bergassessor Prof. Reinhard Schmidt, Präsident des sächsischen Oberbergamtes, 2006
- Tilo Flade, ehemaliger Geschäftsführer der Freiberg Compound Materials (FCM), 2008
- Dr.-Ing. habil. Manfred Goedecke, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südwestsachsen (IHK) im Bereich Industrie/Außenwirtschaft, 2009
Siehe auch
Literatur
- Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der königl. Sächs. Bergakademie zu Freiberg am 30. Juli 1866. Dresden. Digitalisat (pdf, 9.72 MB)
- Bergakademie Freiberg. Festschrift zu ihrer Zweihundertjahrfeier 13. Nov. 1965., 2 Bde., Leipzig.
- Fathi Habashi: The first schools of mines and their role in developing the mineral and metal industries. Part 1–4. Bull. Can. Inst. Min. & Met., 90 (1015): 103–114; 91 (1016): 96–102; 91 (1017): 96–106; 92 (1032): 76–78; Montreal 1997, 1998, 1999.
- Walter Hoffmann (Hg.): Bergakademie Freiberg – Freiberg und sein Bergbau. Die sächsische Bergakademie Freiberg. Reihe Mitteldeutsche Hochschulen Bd. 7, Weidlich-Verlag, Frankfurt am Main 1959.
- Eberhard Wächtler, Friedrich Radzei: Tradition und Zukunft. Bergakademie Freiberg 1765–1965. Freiberg 1965.
- Otfried Wagenbreth, Norman Pohl, Herbert Kaden, Roland Volkmer: Die Technische Universität Bergakademie Freiberg und ihre Geschichte 1765–2008. 2. Aufl., Technische Universität Bergakademie Freiberg 2008, ISBN 978-3-86012-345-4
Weblinks
Commons: Technische Universität Bergakademie Freiberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Internetpräsenz der TU Bergakademie Freiberg
- Webseite des Internationalen Universitätszentrums »Alexander von Humboldt« an der TUBAF
- Internetpräsenz der größten privaten Mineraliensammlung der Welt
- Studentenrat
- Graduiertenkolleg zur Geschichte der Bergakademie Freiberg im 20. Jahrhundert
Einzelnachweise
- ↑ Bergakademie Freiberg: Festschrift zu ihrer Zweihundertjahrfeier am 13. November 1965. Bd. 1. Freiberg, 1965, S. 339
- ↑ Bergakademie Freiberg: Festschrift zu ihrer Zweihundertjahrfeier am 13. November 1965. Bd. 1. Freiberg, 1965, S. 355
- ↑ Arbeiter-und-Bauern-Fakultät »Wilhelm Pieck«: Festschrift zu ihrer 25-Jahrfeier im Jahre 1974. Freiberg, 1974
- ↑ Thomas Schade: Die Metropole der Minerale. Sächsische Zeitung, 21. Oktober 2008
- ↑ Michael Bartsch: Geldsegen für Freiberg. taz, 24. Januar 2007, abgerufen am 11. August 2009
- ↑ Millionen-Stifter Peter Krüger wird Ehrensenator der TU Bergakademie Freiberg. Pressemitteilung des idw, 4. Juni 2007, abgerufen am 11. August 2009
- ↑ SolarWorld AG gründet Stiftungsfonds für Forschung und Lehre in Freiberg. Pressemitteilung der Solarworld AG, 19. Januar 2007, abgerufen am 11. August 2009
- ↑ Mathematisches Café der TU-Freiberg, abgerufen am 16. Mai 2010
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