Hans Welzel

Hans Welzel

Hans Welzel (* 25. März 1904 in Artern; † 5. Mai 1977 in Andernach) war ein deutscher Strafrechtswissenschaftler und Rechtsphilosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Welzel studierte in Jena und in Heidelberg von 1923 bis 1927 Rechtswissenschaften. Er promovierte 1928 über den Philosophen Samuel Pufendorf. Im Jahr 1935 habilitierte er sich an der Universität Köln sodann über "Naturalismus und Wertphilosophie im Strafrecht". Ein Jahr später wurde er zum Professor in Göttingen ernannt. In der NS-Zeit verfocht er nationalsozialistische Thesen, die er später damit rechtfertigte, nie ein Anhänger des Nationalsozialismus gewesen zu sein und lediglich aus Angst um seine berufliche Existenz diese Standpunkte vertreten zu haben. So begrüßte Welzel die Aufweichung des Analogieverbotes und die Bezugnahme auf das gesunde Volksempfinden mittels des 1935 neu formulierten § 2 des Strafgesetzbuches (StGB). Zu § 2 RStGB schrieb er, dass der ideelle Grundgedanke des § 2 RStGB mit dem Rechtsbewußtsein des Volkes wachse und durch die Tat des Gesetzgebers gestaltet würde; „beide Kräfte gestalten das Recht“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Welzel im Jahr 1952 eine Strafrechtsprofessur in Bonn antreten. 1962 wurde Welzel dort Rektor.

Bekannt wurde Welzel durch die Begründung der finalen Handlungslehre im Strafrecht. Nach der finalen Handlungslehre, die Welzel auf den Gedanken der Willensfreiheit des Individuums gründete, ist der Vorsatz als Wissen und Wollen der Tatbestandsverwirklichung nicht mehr als Bestandteil der Schuld anzusehen, sondern aufgrund der Sinn- und Zweckgerichtetheit der menschlichen Handlung bereits als Voraussetzung der bloßen Tatbestandsverwirklichung aufzufassen. Möglich wurde diese Auffassung durch die sich durchsetzende Schuldtheorie, die zwar den Vorsatz noch als Schuldelement, jedoch das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit der eigenen Handlung (Unrechtsbewusstsein) nicht mehr als Vorsatzbestandteil (dolus malus) sah, sondern als eigenständiges Schuldelement neben dem Vorsatz.

Dadurch bleibt nach der finalen Handlungslehre nur das Element des (potenziellen) Unrechtsbewusstseins als Kernbestandteil der persönlichen Vorwerfbarkeit, der Schuld. Diesem Verbrechensaufbau folgt bis heute mit Abwandlungen ein bedeutender Teil der deutschen Strafrechtswissenschaft.

Die von Welzel begründete finale Handlungslehre wurde auch im Ausland rezipiert, so dass Welzel als einer der bekanntesten deutschen Strafrechtswissenschaftler gilt.

Werke

  • Naturalismus und Wertphilosophie im Strafrecht, 1936
  • Lehrbuch des deutschen Strafrechts (ab 1940; letzte, 11. Auflage 1969)
  • Um die finale Handlungslehre - eine Auseinandersetzung mit ihren Kritikern, 1949
  • Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951
  • Das neue Bild des Strafrechtssystems, 1951

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Welzel — (Artern, Turingia, 25 de marzo de 1904 Andernach, 5 de mayo de 1977) fue un jurista y filósofo del Derecho alemán. Biografía A los 19 años comenzó sus estudios en la Universidad de Jena. Aunque se inició estudiando matemáticas, pronto cambió al… …   Wikipedia Español

  • Welzel — ist der Familienname von: Georg Michael Welzel (1944–1974), in Spanien hingerichteter DDR Bürger Hans Welzel (1904–1977), deutscher Strafrechtswissenschaftler und Rechtsphilosoph Heinz Welzel (1911–2002), deutscher Schauspieler und… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Joachim Hirsch — (* 11. April 1929 in Wittenberge; † 9. September 2011 in Köln) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und emeritierter Professor für Strafrecht an der Universität zu Köln. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk …   Deutsch Wikipedia

  • Hans-Jürgen Dörner — Hans Jürgen Dörner …   Wikipedia

  • Welzel — Wẹlzel,   Hans, Strafrechtslehrer, * Artern/Unstrut 25. 3. 1904, ✝ Bonn 5. 5. 1977; ab 1940 Professor in Göttingen, ab 1952 in Bonn. Welzel bekämpfte, beeinflusst durch die Philosophie N. Hartmanns, den Naturalismus in der… …   Universal-Lexikon

  • Georg Michael Welzel — (* 1944 in Cottbus; † 2. März 1974 in Tarragona) war ein DDR Flüchtling und eines der letzten Opfer der Todesstrafe in Spanien. Er wurde unter dem Namen Heinz Ches in der Haftanstalt von Tarragona hingerichtet. Etwa zeitgleich fand in Barcelona… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Wel — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Vergeltungsrecht — Als Vergeltung bezeichnet man im weitesten Sinn jede Reaktion auf eine vorhergegangene Aktion auf Gegenseitigkeit (Reziprozität). Nach dem Soziologen Richard Thurnwald ist Gegenseitigkeit, die einen Ausgleich zwischen Leistung und Gegenleistung… …   Deutsch Wikipedia

  • Finale Handlungslehre — Die Handlungslehren begründen im Strafrecht die Verwerflichkeit der Handlung und die Rechtfertigung zur Strafbarkeit des Verhaltens. Die soziale Handlungslehre hat sich mittlerweile in der Strafrechtswissenschaft weitgehend durchgesetzt, weil sie …   Deutsch Wikipedia

  • Kausale Handlungslehre — Die Handlungslehren begründen im Strafrecht die Verwerflichkeit der Handlung und die Rechtfertigung zur Strafbarkeit des Verhaltens. Die soziale Handlungslehre hat sich mittlerweile in der Strafrechtswissenschaft weitgehend durchgesetzt, weil sie …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”