- Harold Brodkey
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Harold Roy Brodkey (* 25. Oktober 1930 als Aaron Roy Weintraub in Staunton, Illinois; † 26. Januar 1996 in New York City) war ein amerikanischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Harold Brodkey entstammte der russisch-jüdischen Immigrantenfamilie Max und Ceil Weintraub (geborene Glazer). Er wurde nach dem Tod seiner Mutter im Alter von zwei Jahren von der Cousine seines Vaters Doris Brodkey und deren Ehemann Joseph adoptiert. Die größte Zeit seiner schwierigen Kindheit verbrachte er in University City, einem Vorort von St. Louis, Missouri.
Nachdem er als Klassenbester die University City High School absolviert hatte, studierte er ab 1947 Literatur an der Harvard-Universität, Cambridge (Massachusetts), unter anderen bei Archibald MacLeish. Nach seinem Abschluss (B.A. 1952) ließ er sich als freier Schriftsteller in New York nieder und begann Kurzgeschichten zu schreiben, die hauptsächlich in den Zeitschriften The New Yorker und Esquire veröffentlicht wurden. Er unterrichtete sporadisch Literatur und Kreatives Schreiben an der Cornell University und am City College der City University of New York.[1] Noch während seines Studiums brannte er 1952 mit seiner ersten Liebe durch, der dunkelhaarigen Studentin Joanna Brown, heiratete und wurde 1960 wieder geschieden. Der Ehe entstammte die 1953 geborene Ann Emily Brodkey. Joanna war Brodkeys literarisches Vorbild für die Figur der Orra in Unschuld.[2]
Brodkeys erster – autobiografisch geprägter – Kurzgeschichtenband First Love and Other Stories (1954) wurde mehrfach preisgekrönt. In den 1960er-Jahren lebte er zwei Jahre lang in einer homosexuellen Wohn- und Lebensgemeinschaft mit zwei Freunden zusammen; einer seiner Freunde starb später an Aids. 1978 heiratete Brodkey die Schriftstellerin Ellen Schwamm.
Jahrelang kursierten Gerüchte in der Literaturszene, Brodkey arbeite an einem großen Roman, welcher schließlich 1991 als Die flüchtige Seele erschien und auf ein großes Medienecho stieß. In der Zwischenzeit hatte er nur sporadisch kürzere Erzählungen veröffentlicht, die 1988 gesammelt als Nahezu klassische Stories herausgegeben wurden und Brodkey in Deutschland erstmals einer größeren Öffentlichkeit bekannt machten.
1992 unternahm Brodkey, bereits sehr geschwächt von seiner Aids-Erkrankung, mit seiner Frau eine Vortragsreise nach Berlin und Venedig, 1993 teilte er in einem Essay im The New Yorker der Öffentlichkeit mit, dass er an Aids erkrankt sei. 1994 erschien sein zweiter und letzter Roman Profane Freundschaft.
Harold Brodkey starb im Januar 1996 in New York an Folgen von Aids[3]. Seine Tagebücher wurden postum als Die Geschichte meines Todes (1996) veröffentlicht.
Auszeichnungen
- 1959: Rompreis der American Academy in Rome
- 1972: Creative Artists Public Service Grant
- 1975, 1976 und 1978: O.-Henry-Preis
Werke
- Erste Liebe und andere Sorgen. Erzählungen. Dt. v. Elizabeth Gilbert. Diogenes, Zürich 1968, ISBN 3-257-20774-3 (1971 auch im dtv, ISBN 3-423-00736-2)
- Unschuld. Nahezu klassische Stories. Band 1. (Div. Übers.) Rowohlt, Reinbek 1990, ISBN 3-499-13156-0.
- Engel. Nahezu klassische Stories. Band 2. (Div. Übers.) Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-13318-0.
- Profane Freundschaft. Roman. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 1994, ISBN 3-499-22103-9
- Die flüchtige Seele. Roman. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-13993-6
- Die Geschichte meines Todes. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-22283-3
- Venedig. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-22443-7
- Gast im Universum. Stories. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22687-1
- Liebeserklärungen und andere letzte Worte. Essays. Dt. v. Angela Praesent. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-498-00602-9
Weblinks
- Literatur von und über Harold Brodkey im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Harold Brodkey in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biografie in der NNDB (englisch)
- Die flüchtige Seele, Porträt von Jochen Schimmang im DLF, 1. Januar 1970
Einzelnachweise
- ↑ Jay Parini: The Oxford Encyclopedia of American Literature: Academic novels–The essay in America. Band 1. University of Michigan, ISBN 0195167244, S. 208
- ↑ New York Magazine, Nr. 37, 19. September 1988, New York Media, ISSN 0028-7369, S. 61 (Google Books)
- ↑ Todesmeldung Brodkey in der NY Times
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