Hartmann Ibach

Hartmann Ibach

Hartmann Ibach (* um 1487 in Marburg; † 1533 oder später ebenda) war ein Theologe und evangelischer Prediger der Reformationszeit.

Leben

Ibach war 1505 bis 1516 Mitglied des Deutschen Ordens in Marburg und trat 1516 in das dortige Barfüßerkloster ein. Seit 1520/1521 Anhänger der lutherischen Lehre, predigte er seitdem in verschiedenen Orten Hessens. Im März 1522 rief in Wilhelm Nesen, der Rektor der kurz zuvor gegründeten Frankfurter Lateinschule, nach Frankfurt am Main. Auf Einladung einflussreicher Patrizier, vor allem Hamman von Holzhausens, hielt er die ersten lutherischen Predigten in Frankfurt. Holzhausen stellte ihm dafür die kleine Kirche des Katharinenklosters zur Verfügung, dessen Pfleger er damals war.

Ibach predigte am 9. März (dem Sonntag Invocavit) sowie am 11. und 13. März 1522 insgesamt dreimal über die damals populären Themen Zölibat, Heiligenverehrung und die Zinsabgaben an den Klerus. Die zentralen Punkte der lutherischen Theologie, insbesondere die Rechtfertigungslehre und die Abendmahlslehre, spielten dagegen keine Rolle.

Die Predigten Ibachs sorgten in der Frankfurter Bürgerschaft für Unruhe, da bereits seit den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in der Stadt große Unzufriedenheit mit dem städtischen Klerus bestand. Die Pfarr-Rechte lagen beim kaiserlichen Stift St. Bartholomäus, das dem Erzbischof von Mainz unterstand. Es kam in der Folge von Ibachs Predigten zu einzelnen Übergriffen gegen Geistliche des Stifts.

Daraufhin erzwangen der Stiftsdekan, Friedrich Martorf, und der Stadtpfarrer Peter Meyer die Ausweisung Ibachs durch den Rat. Ibach ging nach Kronberg, wo er seine Predigten gegen den Frankfurter Klerus fortsetzte. Er brachte die Kronberger Ritter dazu, in einer Denkschrift an den Rat ultimativ die Wiederzulassung Ibachs als Prediger in Frankfurt zu fordern. Ihre Forderungen wurden von Ulrich von Hutten unterstützt.

Im Juni 1522 drohte der Streit zu einem „Pfaffenkrieg“ zu eskalieren. Kaiser Karl V. schaltete sich in die Auseinandersetzung ein und forderte den Rat auf, den städtischen Klerus gegen die Ritter zu schützen.

Ibach kehrte jedoch nicht mehr nach Frankfurt zurück, sondern setzte seine Wandertätigkeit fort. Ende 1522 kam er nach Sonnewalde in der Niederlausitz, 1524 nach Buchholz und 1528 nach Marburg, das unter Landgraf Philipp dem Großmütigen ein Zentrum der Reformation geworden war.

Nach Hartmann Ibach ist eine Straße im Frankfurter Stadtteil Nordend benannt.

Literatur

  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Erster Band A–L. Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3,
  • Michael Matthäus: Hamman von Holzhausen (1467–1536) – Ein Frankfurter Patrizier im Zeitalter der Reformation, Kramer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0528-8.
  • Eduard Wintzer: Hartmann Ibach von Marburg, einer der ersten Reformationsprediger Hessens. In: ZVHessG. 44, 1910, S. 115–187.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ibach — ist der Name folgender Orte: Ibach (Schwarzwald), Gemeinde Ibach im Landkreis Waldshut, Baden Württemberg Ibach SZ, Gemeindeteil von Schwyz im Kanton Schwyz, Schweiz Ibach (Oppenau), Gemeindeteil von Oppenau im Ortenaukreis, Baden Württemberg… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Frankfurter Straßennamen/H — Inhaltsverzeichnis 1 Ha 2 He 3 Hi 4 Ho 5 Hu 6 Hy 7 Quellen // …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ib — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Reformatoren — In dieser Liste sind alle Reformatoren der Reformationszeit im engeren Sinne erfasst. A Georg Aemilius Johannes Aepinus Johannes Agricola Ludwig Agricola Mikael Agricola Stephan Agricola Erasmus Alber Matthäus Alber Alexander Alesius Symphorian… …   Deutsch Wikipedia

  • Barfüßerkirche (Frankfurt) — Die Paulskirche vom Maintower aus gesehen Die Paulskirche in Frankfurt am Main wurde 1789 bis 1833 anstelle der 1786 abgerissenen mittelalterlichen Barfüßerkirche erbaut und diente bis 1944 als evangelische Hauptkirche Frankfurts. In dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Dom — Der Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus, im Vordergrund Saalhof und Eiserner Steg Grundriss des Kaiserdoms …   Deutsch Wikipedia

  • Paulskirche (Frankfurt) — Die Paulskirche vom Maintower aus gesehen Die Paulskirche in Frankfurt am Main wurde 1789 bis 1833 anstelle der 1786 abgerissenen mittelalterlichen Barfüßerkirche erbaut und diente bis 1944 als evangelische Hauptkirche Frankfurts. In dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulskirche Frankfurt — Die Paulskirche vom Maintower aus gesehen Die Paulskirche in Frankfurt am Main wurde 1789 bis 1833 anstelle der 1786 abgerissenen mittelalterlichen Barfüßerkirche erbaut und diente bis 1944 als evangelische Hauptkirche Frankfurts. In dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Marburg — Diese Liste enthält in Marburg geborene Persönlichkeiten sowie solche, die in der Stadt ihren Wirkungskreis hatten, ohne dort geboren zu sein. Beide Abschnitte sind jeweils chronologisch nach dem Geburtsjahr sortiert. Die Liste erhebt keinen… …   Deutsch Wikipedia

  • List of Protestant Reformers — This is an alphabetical list of Protestant Reformers.A* Johannes Aepinus * Johann Agricola Eisleben * Ludwig Agricola * Mikael Agricola * Stephan Agricola * Erasmus Alber * Matthäus Alber * Alexander Alesius * Symphorian Altbießer * Andreas… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”