- Niederlausitz
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Die Niederlausitz (niedersorbisch Dolna Łužyca, obersorbisch Delnja Łužica, polnisch Dolne Łużyce, lat. Lusatia inferior) ist eine Region und ein ehemaliges Territorium im Süden des Landes Brandenburg, im nördlichen Sachsen und im Westen Polens. Ihr Zentrum ist die Stadt Cottbus.
Die Niederlausitz ist der nördliche Teil der Lausitz. In der Niederlausitz ist, wie auch in der südlich angrenzenden Oberlausitz, das westslawische Volk der Sorben beheimatet.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
Seit dem Jahr 1363 besitzt die Niederlausitz mit einem rechtsschreitenden Stier in Silber ein eigenes Wappen. Nach dem Tod Kaiser Karls IV. im Jahr 1387 wurde der Stier in Rot mit über dem Rücken geschlagenem Schweif in Silber dargestellt. Es hat damit Ähnlichkeit mit dem Wappen der Stadt Luckau, welche im Mittelalter eine der sieben bedeutenden Städte der Niederlausitz war. Im Unterschied zum Luckauer Stier ist der Stier der Niederlausitz jedoch nicht bewehrt. Es hat bis heute Gültigkeit.
Geschichte
(→ Hauptartikel: Geschichte der Niederlausitz)
Geographie und Natur
Zunächst nur „Lausitz“, ungefähr seit dem 14. Jahrhundert dann „Niederlausitz“ genannt wird die Markgrafschaft, die sich im Zuge der Ostexpansion des Heiligen Römischen Reiches im Bereich zwischen der Dahme im Westen und dem Bober im Osten, zwischen der Spree im Norden und der Schwarzen Elster herausbildete, mit Lübben, Luckau, Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain), Guben, Forst, Cottbus, Calau, Spremberg und Sorau (heute Żary) als den wichtigsten städtischen Zentren.
Die nördliche Grenze der Niederlausitz verläuft nördlich von Golßen bis Hartmannsdorf, folgt dem Spreebogen bzw. der Spree über Schlepzig, Pretschen bis nördlich Zaue zum Schwielochsee, verläuft von diesem – nördlich Friedland und Mixdorf – in der Ziltendorfer Niederung an die Oder und folgt dieser schließlich ostwärts bis Niemaschkleba (poln. Chlebowo), einem Teil der Landgemeinde Gubin, in Polen.
In Polen verläuft die östliche Grenze der Niederlausitz etwa entlang der Linie Niemaschkleba–Sommerfeld, um Sommerfeld herum (Sommerfeld, poln. Lubsko, selbst gehört nicht zur Niederlausitz) und folgt dann ab Legel (poln. Lagoda) bis Christianstadt (poln. Krzystkowice) dem Bober. Von Christianstadt verläuft die östliche Grenze der Niederlausitz westlich des Bober bis Kunzendorf (poln. Kunice Żarskie), einem südöstlichen Stadtteil von Sorau (poln. Żary).
Die südliche Grenze der Niederlausitz bildet etwa die Linie Kunzendorf bis Groß Särchen (poln. Żarki Wielkie) an der Lausitzer Neiße und folgt von dort entlang der brandenburgisch-sächsischen Grenze bis 1952 und von dort bis zur Schwarzen Elster, dieser dann bis Lauchhammer.
Die westliche Grenze folgt der Linie Buchhain (nordwestlich von Doberlug-Kirchhain) über Trebbus und Luckau bis Schenkendorf (westlich von Golßen).
Die Niederlausitz ist, ungeachtet der relativ dünnen Besiedlung, wie alle Regionen Mitteleuropas eine von den Menschen intensiv gestaltete Kulturlandschaft. Sie ist durch Kiefernforste, Heiden und auwaldartige Erlenbruchwälder, aber auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen, Grünländer und Äcker, geprägt.
Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ist ein idyllischer Teil der Niederlausitz.
Im 20. Jahrhundert wurde die Niederlausitz vor allem durch den Braunkohlebergbau geprägt. Für den Aufschluss der Tagebaue wurden über 500 Orte bzw. Ortsteile abgebaggert, davon ein Großteil mit sorbischer Bevölkerung. Bis in die Gegenwart werden Orte zerstört, so Horno, Lakoma (Ortsteil von Cottbus) oder Kausche (Ortsteil von Drebkau).
Hauptorte der Niederlausitz sind: Cottbus (Chośebuz) als größte Stadt, die historischen Hauptstädte des Landes Lübben/Spreewald (Lubin/Błóta) und Luckau (Łukow) sowie Guben (Gubin), Calau (Kalawa), Finsterwalde (Grabin), Senftenberg (Zły Komorów), Spremberg (Grodk), Lübbenau/Spreewald (Lubnjow/Błóta), Vetschau (Wětošow) und im Südwesten Lauchhammer (Łuchow; obersorbisch: Železarnje) sowie im polnischen Teil die Stadt Żary (Žarow; deutsch: Sorau).
Geologie
Der deutsche Teil der Niederlausitz gehört zum norddeutschen Tiefland. Durch sie zieht sich der Lausitzer Grenzwall, ein Teil des südlichen Landrückens, der sich nordwestlich im Niederen Fläming fortsetzt. Es handelt sich dabei um die Hauptendmoräne des Warthestadiums der Saaleeiszeit. Die höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls und damit der Niederlausitz beträgt 167 m. Der Südliche Landrücken stellt hier eine Wasserscheide dar. Entlang einer breiten parallelen Linie durch Finsterwalde bis Calau (Calauer Schweiz) entspringen kleine Bäche und Flüsse wie die Kleine Elster, die meist nach Norden fließen und im Spreewald in die Spree münden. Durchbrüche haben die von Süden kommenden Flüsse Dahme, Spree und Neiße geschaffen. Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließt sich das Urstromtal der Schwarzen Elster an.
In der Zeit des frühen Weichselhochglazials war während des Brandenburger Stadiums (vor ca. 19.600 bis 19.000 Jahren) nur die nördliche Niederlausitz vergletschert. Die Reste der stark verwitterten und teilweise völlig abgetragenen Endmoränenzüge dieses Stadiums und die dazugehörigen Sanderflächen befinden sich nördlich des Spreewaldes. Zu dieser jüngeren glazialen Serie gehört als Abflussrinne das Baruther Urstromtal, deren Bett in der Niederlausitz von der Spree genutzt wird, die sich hier zum Spreewald verzweigt.
Die Oberfläche der Niederlausitz wurde grundlegend im ausgehenden Mittelpleistozän vor ca. 150.000 Jahren geschaffen und in den folgenden Epochen des Jungpleistozäns und des Holozäns glaziär, vor allem aber periglaziär durch Verwitterung, Abtragung, Ausspülung und Verwehung sowie durch äolische und fluviatile Sedimentation geformt.
Tiefgreifende Veränderungen in der Landschaft entstanden aber erst seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, sowie verstärkt zu DDR-Zeiten durch das Anlegen großer Braunkohletagebaue, denen über 100 Dörfer zum Opfer fielen.
Klima
Die Niederlausitz gehört zu den niederschlagärmsten Regionen Deutschlands. In lediglich drei bis vier Monaten pro Jahr wird eine monatliche Niederschlagsmenge von mehr als 50 mm erreicht.
Infrastruktur und Wirtschaft
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 ist der deutsche Teil der Niederlausitz weitgehend deindustrialisiert worden. Von der vormals bedeutenden Glasindustrie, dem Textilgewerbe und der Holzverarbeitung existieren nur noch kleine Reste. Großprojekte wie eine Produktionsstätte für Luftschiffe (Cargolifter) und der Lausitzring scheiterten oder es entstanden dabei kaum neue Arbeitsplätze. Noch immer sind der Braunkohleabbau und die Elektroenergiegewinnung die wichtigsten Wirtschaftszweige. Der Tourismus als neuer Wirtschaftszweig wird seit den 1990er Jahren vermehrt etabliert und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Durch die Flutung der großen Tagebaue entsteht das Lausitzer Seenland.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft auf relativ mageren Böden bei Deutschlands niederschlagsärmstem Klima ist nicht sehr ertragreich. So werden vor allem Mais, Raps, Spargel angebaut. Einige landwirtschaftliche Produkte aus der Niederlausitz, insbesondere aus dem Spreewald, haben deutschlandweit einen sehr guten Ruf.
Tourismus
Von touristischer Bedeutung ist traditionell der Spreewald. Bedeutsam sind auch die Stadt Cottbus, der Senftenberger See sowie die überregional bekannten und aus gartenarchitektonischer Sicht bedeutenden Pückler-Parks in (Cottbus-)Branitz und Bad Muskau. Die Niederlausitz wird hervorragend von Radfern- und -regionalwegen erschlossen. Im Osten begrenzt der Oder-Neiße-Radweg die Region. Zentral wird sie vom Spreeradweg durchquert. Als regionale Routen bieten sich der Froschradweg und die Niederlausitzer Bergbautour (länderübergreifend Brandenburg und Sachsen) an. Im Norden im Spreewaldraum schließen der Gurken-Radweg und die Fürst-Pückler-Tour an. Im Südwesten leitet der Elster-Radweg zum Elberadweg.
Politik und Verwaltung
Gegenwärtig ist das Gebiet der Niederlausitz innerhalb des Bundeslandes Brandenburg in mehrere Kreise aufgeteilt. Es gibt Forderungen, die Niederlausitzer Gebiete im Zuge einer Kreisgebietsreform im Land Brandenburg zu einem einheitlichen Landkreis mit einer Kreisstadt Cottbus zusammenzuschließen.
Siehe auch
Portal:Lausitz – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Lausitz
Literatur
Zur Besiedlung der Lausitz in der Frühgeschichte und im Mittelalter vgl.
- Günter Wetzel: Germanen – Slawen – Deutsche in der Niederlausitz. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission. Band 83, 2002, S. 206–242.
Reiseführer Lausitz:
- Kerstin und André Micklitza: Lausitz. Trescher Verlag, Berlin 2010, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2010, ISBN 978-3-89794-169-4.
- Anja Pohontsch, Mirko Pohontsch, Rafael Ledschbor, Guido Erbrich: Wo der Wendenkönig seine Schätze versteckt hat – Unterwegs in der sorbischen Niederlausitz, Domowina-Verlag, Bautzen 2011, ISBN 978-3-7420-1985-1
Geschichte:
- Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz. Berlin 1963.
Kultur:
- Anne Gehrmann, Dirk Schumann (Hrsg.): Dorfkirchen in der Niederlausitz. Geschichte – Architektur – Denkmalpflege, Berlin 2011.
Weblinks
51.7514.5Koordinaten: 51° 45′ 0″ N, 14° 30′ 0″ OKategorien:- Niederlausitz
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