Hatzerl

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Ein illegales Straßenrennen (auch: Streetracing) ist ein im öffentlichen Straßenverkehr durchgeführtes Motorrad- oder Autorennen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Szene ist wohl am ehesten auf Cannonball Baker zurückzuführen, der im Jahr 1914 in 11 Tagen von der West- an die Ostküste der USA fuhr. Eines der berühmtesten Straßenrennen aller Zeiten, die Cannonball Rally, wurde in den 70ern auf der Route 66 gefahren und nach diesem benannt. In eben dieser Zeit begannen auch Jugendliche in den USA ihre sogenannten Muscle Cars auf der Viertelmeile gezeitet zu bewegen. Nach der Ölkrise flaute die Szene stark ab und kam erst wieder Ende der 90er Jahre mit dem neuen, fast weltweiten Tuningboom auf. Die The-fast-and-the-furious-Filme trieben die Jugendlichen an, wieder die Viertelmeile im öffentlichen Straßenverkehr zu fahren. Zum ersten Mal bildete sich nun auch eine echte Streetracing-Szene in Europa. Das europäische „Streetracing-Mekka“ findet in Schweden statt. Eine kleine Gesetzeslücke, die es möglich macht, dass Geschwindigkeitsübertretungen sofort und ohne Verzögerung geahndet werden müssen, befähigt die Fahrer schneller Autos und Motorräder quasi zu tun und zu lassen was sie wollen.

Daneben gibt es die Szene sogenannter Oldtimer-Rallyes, die zwar in der Regel auch nach Bestzeit gewertet werden, wo jedoch eine gemäßigtere Fahrweise gepflogen wird.

Streetracing heute

Die weltweite Streetracing-Gemeinde hat sich in drei Varianten aufgeteilt. In den USA wird nach wie vor die Viertelmeile auf US Muscle Cars oder extrem hoch drehenden Fahrzeugen japanischer Hersteller gefahren (drag).

Die zweite Variante ist das Speedrunning, welches in Schweden erfunden wurde und in Europa recht verbreitet ist. Hier geht es darum in der kürzesten Zeit von A nach B zu gelangen. In Schweden finden derartige Rennen illegal, aber organisiert über das Internetportal Zatzy statt.

Bekannte Veranstaltungen sind Gumball 3000 und Cannonball 8000. Populäre Aufnahmen von rechtswidrigen Fahrten zeigt die Filmserie Getaway in Stockholm.

Unfallgefahr

Dass Streetracing gefährlich ist, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Ende 2006 starb in Bochum ein 20-Jähriger bei einem illegalen Rennen. Unfälle mit Schaden an nicht beteiligten Personen sind selten, aber vor allem aus Schweden gemeldet. Während in den USA gezielt nachts auf abgelegenen Industriestraßen gefahren wird, finden die Rennen in Europa ganz bewusst in Innenstädten und, vorzugsweise tagsüber, auf Autobahnen statt. Zuletzt sind im Februar 2008 sieben Personen bei einem Unfall in Maryland (USA) gestorben. Gerüchten zufolge soll das wohl berühmteste Opfer der Motorradfahrer Ghostrider gewesen sein, der angeblich bei Dreharbeiten zum letzten Film einen tödlichen Unfall hatte. Das Zatzy-Portal behauptet allerdings, die Todesnachricht sei aus Tarnungsgründen in die Welt gesetzt worden.

Rechtliche Aspekte

Streetracing ist entgegen vielen Annahmen eine Straftat und nicht nur ein Vergehen, das nach der StVO geahndet wird. Je nach Tatbestand können Verfahren eingeleitet werden, die von „Gefährdung der Allgemeinheit“ bis zu grob fahrlässigem Verhalten reichen (z. B. bei Tempo 150 in einer Ortschaft). In den meisten Fällen werden die Fahrer als „nicht tauglich zur Führung eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr“ eingestuft, was zwangsläufig eine MPU (Medizinisch Psychologische Untersuchung, der sogenannte „Idioten-Test“) nach sich zieht. Diese ist in einem solchen Fall sehr schwer zu bestehen und bedeutet somit meistens den lebenslangen Führerscheinentzug. Das Strafmaß kann jedoch auch hin bis zu mehrjährigen Freiheitsstrafen reichen.

Beispiel für die Liste der Anklagen bei einem typischen Fall (ein Streetracer ohne Kennzeichen provoziert die Polizei und flüchtet dann mit 150 durch eine geschlossene Ortschaft)

  • Geschwindigkeitsüberschreitung Innerorts über 30 km/h
  • Gefährdung der Allgemeinheit
  • Führen eines Kraftfahrzeuges ohne Versicherungsschutz
  • Widerstand gegen die Staatsgewalt

Legale Veranstaltungen

Immer mehr Städte und Gemeinden, auch in Deutschland, wirken den illegalen Rennen mit öffentlichen Viertelmeilenrennen auf Flugplätzen oder großen Parkplätzen entgegen. Allen Erwartungen zuwider funktioniert dieses Prinzip und kommt sogar sehr gut an.

Arab-Drifting

Arab-Drifting, teilweise auch als Erhabe bekannt (arab. „Terrorist“), ist eine Form von Streetracing, das vor allem im arabischen Sprachraum verbreitet ist.

Diese Form von Motorsport wird gemeinhin auf Autobahnen und breiten Straßen praktiziert, und zwar mit serienmäßig produzierten Limousinen mit Frontantrieb (vorwiegend fernöstliche Hersteller, die im europäischen Raum in der Regel so nicht erhältlich sind, z. B. von Toyota, Nissan, Hyundai, Mazda, Kia). In den frühen Jahren wurden auch Fahrzeuge mit Heckantrieb verwendet, welche aber bei extremen Driftwinkeln kaum noch gerade zu stellen waren. Neuerdings wird der Drift mit heckangetriebenen Wagen (z. B. Chevrolet Caprice, BMW 7er, BMW 5er, etc.) als eine sehr schwere Art des Driftings wieder geschätzt. Über die Jahre hat sich dennoch der Frontantrieb als Standard-Technik etabliert, denn er gibt die Möglichkeit, das Fahrzeug auch noch bei Driftwinkeln von teilweise über 90° durch Vollgas wieder gerade zu „ziehen“; dies erhöht die Sicherheit und die Einfachheit des Handlings. Der Nervenkitzel von Arab-Drifting besteht darin, während des normalen Straßenverkehrs das Fahrzeug auf sehr hohe Geschwindigkeit zu beschleunigen, und im konstanten Slide zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurch zu driften, ohne eine Kollision zu verursachen. Die instabile Fahrlage wird entweder durch den Einsatz der Handbremse ausgelöst, oder besser und von der Mehrheit der Driftkünstler angewandt, durch die sogenannte Lastwechsel-Technik (Fahrtechnik).

Oftmals haben diese Events Volksfestcharakter und obwohl Arab-Drifting von den Behörden nicht genehmigt ist, wird es aufgrund der großen Popularität meistens toleriert.


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