Allgäuisch

Allgäuisch

Allgäuerisch ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für die verschiedenen Regionaldialekte im Allgäu. Man spricht vereinfachend vom Allgäuerischen Dialekt, da sich die einzelnen Regionaldialekte trotz gewisser Unterschiede dennoch ähneln. Das Allgäuerische gehört zum Alemannischen, und ist je nach Region nahe mit dem Vorarlbergischen und dem württembergischen Schwäbisch verwandt.

Siehe auch Dialekte in Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Regionaldialekte

Zu den größten Unterschieden zwischen den einzelnen allgäuerischen Dialekten kommt es, da das Allgäu eine markante Mundartgrenze, die sogenannte „Wiib-Weib-Linie“ aufweist. Im südlich von Immenstadt gelegenen Teil des Oberallgäus, sowie im Westallgäu bis hin zu Wangen und Isny wird Niederalemannisch gesprochen. Das nördliche Oberallgäu, das Unterallgäu und das Ostallgäu werden sprachwissenschaftlich dem Schwäbischen zugerechnet (siehe auch Sprachatlas).

Im Umgangssprachlichen gliedert sich das Allgäuerische grob in vier Unterdialekte, die nach der jeweiligen Region benannt werden, wobei sich die sprachliche Verbreitung, unter anderem durch jene niederalemannisch-schwäbische Mundartgrenze, nicht mit den Grenzen jener Regionen oder gar den Landkreisen deckt. Daher kommt es aus sprachwissenschaftlicher Sicht zu acht detaillierten Einteilungen:

Umgangssprachliche Einteilung Sprachwissenschaftliche Einteilung
Oberallgäuerisch • Alemannisches Oberallgäu
• Zentraler Teil um Immenstadt - Kempten
Ostallgäuerisch • Ostallgäu
• Füssen und der obere Lechrain
Unterallgäuerisch • Allgäuer Norden
Westallgäuerisch • Westallgäu
• Lindau und Bodenseegebiet
• Alemannisch-schwäbisches Übergangsgebiet

Rückhalt in der Bevölkerung

Etwa seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, ganz besonders aber seit 1945 wird das Allgäuerische in zunehmendem Maße durch die umliegenden Dialekte Schwäbisch und Bairisch verändert und allmählich durch diese, bzw. durch das Hochdeutsche ersetzt.

Während beispielsweise Schweizer Höchst- und Hochalemannen neben ihrem eigenen Dialekt das Hochdeutsche parallel als Zweitsprache für den Austausch mit Nicht-Schweizern benutzen, schwindet im Allgäuerischen der sprachliche Rückhalt in der Bevölkerung, da durch die Nähe zum Schwäbischen und Bairischen eine zweisprachige Lebensweise dem scheinbar praktischeren Nachbardialekt oder gar der deutschen Hochsprache schneller zum Erliegen kommt. So wird beispielsweise angenommen, dass ein mildes Schwäbisch bei Gesprächen und geschäftlichen Unterhaltungen leichter verstanden würde, und in Hinsicht auf das Kommunikationszeitalter dadurch ein guter Kompromiss zwischen dem eigenen Dialekt und dem Hochdeutschen darstellen würde.

Zudem leidet im Allgäu das regionale Selbstverständnis durch die Sicht auf das Allgäuerische als eine Art Minderheiten-Sprache oder gar Außenseiter-Sprache, welche der hochdeutschen Sprache und den umliegenden Dialekten scheinbar unterlegen ist. Dass dies nicht im geringsten der Fall sein kann, zeigt u.a. die gesellschaftlich gefestigte Position des Vorarlbergischen und vor allem des Schweizerdeutschen.

Auslöser für diese verfälschten Ansichten auf die eigene Muttersprache sind zum Einen die meist gesamtdeutschen Medien wie Fernsehen und Hörfunk, in denen man in aller Regel vergeblich nach Mundart-Gesprächen oder gar regionalen Spracheigenheiten sucht, und zum Anderen die Schulen, in denen das Allgäuerische seitens der Lehrer meist verpönt ist und nicht selten als "fehlerhaftes Deutsch" dargestellt wird, was junge Kinder natürlich nicht widerlegen können, und dadurch allmählich als Lebensgefühl verinnerlichen.

Spätestens nach den PISA-Studien der Jahre 2000 und 2003, die gezeigt haben, dass zwei- oder gar dreisprachig aufwachsende Kinder in der Schule zum Teil bessere Ergebnisse erbringen können als Kinder, die lediglich eine einzige Sprache nutzen, gibt es jedoch vereinzelt Lehrer und andere Stimmen, die auch im Allgäuerischen eine Erhaltung des lokalen Dialektes fordern, und sich damit zusätzlich für eine mehrsprachige Kultur einsetzen.

Beispielsatz

Hochdeutsch
  • Gestern war noch Winter, heute ist schon Frühling.
Westallgäuerisch
  • Geaschtig isch no Wintr gsi, heit isch scho Frieling. oder
  • Gischt isch no Wintr gsi, hitt isch scho Frialing
Oberallgäuerisch
  • Nächt ischt no Wintr gwea, huit isch schu Frieling/Länzeg.
Ostallgäuerisch
  • Nächt isch no Wintr gwea, heit isch scho Frialing.

Einige exemplarische allgäuer Ausdrücke

Deutsch Allgäuerisch
Mädchen Föhl / Feehl
Junge Bua
Kleidung Hääß
Kopf Grind
Jungrind Schump / Schumpe
Korb Gretta / Krätte
eigensinnig, stur gschtäärgrindig
immer allat / allet

Literatur

  • Manfred Renn: Das Allgäuer Dialektbuch. Lechtrommel Verlag, Augsburg 1999, ISBN 3-00-004174-5.

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Alemannisch (inklusive Allgäuerisch)

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