- HbA1c
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HbA1c, auch Glykohämoglobin (GHb) genannt, ist roter Blutfarbstoff (Hämoglobin), der an Glukose gebunden ist (Glykierung). Der HbA1c-Wert ist ein Maß für den mittleren Blutzuckerwert der letzten acht Wochen (mittleres Alter der Erythrozyten) und wird daher auch als Langzeit-Blutzucker oder Blutzuckergedächtnis bezeichnet.
Es handelt sich hier nicht, wie oft irrtümlich in der Literatur zu lesen ist, um eine Glykosylierung, da die Bildung von HbA1c ohne Beteiligung von Enzymen erfolgt.
Der Anteil dieses HbA1c am gesamten Hämoglobin wird bei an Diabetes mellitus erkrankten Personen untersucht, um den Behandlungserfolg zu überwachen.
Die Kopplung von Glukose an das Hämoglobin findet ohne Enzyme statt (Amadori-Umlagerung). Da es sich nicht um eine spezifische Reaktion handelt, entstehen verschiedene Glykierungsprodukte. Um die Messung weltweit zu standardisieren, hat eine Arbeitsgruppe der IFCC (International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine) das HbA1c als das stabile Produkt einer Kopplung von Glukose an das N-terminale Valin der Beta-Kette des Hämoglobins definiert. Die im Auslaufen begriffene Einheit war %. Die nach Empfehlung der IFCC eingeführte, internationale Einheit ist mmol/mol und entspricht dem Promille. Der neue Normbereich soll zwischen 29 und 42 mmol/mol liegen.
Inhaltsverzeichnis
Labordiagnostik
Das HbA1c wird bei Patienten mit Diabetes mellitus alle drei Monate als Maß für den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel gemessen.
Der Wert ist allerdings nicht verwertbar, wenn die roten Blutkörperchen durch hämolytische Erkrankungen zerstört werden, beispielsweise durch Infektionen, Gifte oder manche Erbkrankheiten.
Zur Messung des Wertes werden heute überwiegend Laborautomaten verwendet, die den Messvorgang vollautomatisch abwickeln. Die modernsten Instrumente verwenden Leuchtdioden anstelle einer Halogenlampe. Diese haben den Vorteil, dass keine Hitze im Gerät entsteht und somit keine Kühlung des Automaten notwendig ist, was wiederum verhindert, dass Staub in die Messoptik kommt. Ein weiterer Vorteil der LED-Technik liegt in der Stabilität der eingestellten Wellenlänge (Halogenlampen variieren in der Wellenlänge). Somit kann mit weniger Reagenz- und Probenvolumen gearbeitet werden - was einen erheblichen Kostenvorteil für den Anwender darstellt.
Probengewinnung (Präanalytik)
Das HbA1c wird aus Vollblut bestimmt, das meistens EDTA als Antikoagulanz enthält. Anforderungen an die Lagerung und Behandlung des Probenmaterials hängen vom verwendeten Analysensystem ab. Meist ist die Probe ein bis zwei Wochen bei 4 °C haltbar oder kann über mehrere Monate bei −20 °C gelagert werden.
Interpretation
Für Nichtdiabetiker werden Referenzwerte von 4–6 % angegeben. Das Ziel der modernen Diabetes-mellitus-Therapie besteht darin, dass der HbA1c-Wert unter 8 %, besser aber unter 7 % bleibt, um mögliche Spätfolgen dieser Erkrankung möglichst lange hinauszuzögern bzw. zu vermeiden.[1]
Ein im Normbereich liegender HbA1c-Wert schließt einen Diabetes mellitus nicht aus. Werte über 6 % stützen jedoch eine Verdachtsdiagnose.
Bei der Interpretation ist zu beachten, dass es durch verschiedene Einflüsse zu falsch hohen oder falsch niedrigen Werten kommen kann. Falsch hoch wird der HbA1c-Wert bei Eisenmangelanämie gemessen, da in diesem Fall der Abbau der Erythrozyten verlangsamt ist. Falsch niedrige Werte können bei hämolytischer Anämie (s. o.), Leberzirrhose, Thalassämien, chronischer Niereninsuffizienz und erhöhter Neusynthese von Erythrozyten auftreten. Die Werte können auch nach einem stärkeren Blutverlust oder einer Bluttransfusion verfälscht sein, zum Beispiel infolge von chirurgischen Eingriffen.
Bemerkungen
Im Einzelfall kann die Bestimmung trotz NGSP-Standardisierung immer noch starke methodenabhängige Unterschiede zeigen. Es wird deshalb empfohlen, einen Patienten immer mit der gleichen Methode zu überwachen.
Umrechnungstabelle
Folgende Tabelle zeigt die Umrechnung von HbA1c-Wert in den durchschnittlichen Blutzuckerwert. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Ergebnisse bei der Laborauswertung aufgrund fehlender Standards unterschiedliche Ergebnisse liefern können und kurzfristige hohe Werte (z. B. nach dem Essen) zum Teil keine stabilen Bindungen eingehen (den Durchschnitt heben, den HbA1c nicht). Die Zahlen der Tabelle sollten daher nur als grobe Anhaltspunkte dienen.
HbA1c (in %) HbA1c (in mmol/mol) mittlerer Blutzucker in mg/dl mittlerer Blutzucker in mmol/l 4,7 28 70 3,9 5,0 31 80 4,4 5,3 34 90 5,0 5,6 38 100 5,6 5,9 41 110 6,1 6,2 44 120 6,7 6,5 48 130 7,2 6,8 51 140 7,8 7,4 57 160 8,9 8,0 64 180 10 8,6 70 200 11,1 9,2 77 220 12,2 9,8 84 240 13,3 10,4 90 260 14,4 11,6 103 300 16,7 Für die Umrechnung des durchschnittlichen Blutzuckerwertes in den HbA1c-Wert werden folgende Formeln verwendet:
- HbA1c [%] = (Mittlerer Blutzucker [mg/dl] + 86) / 33,3
- HbA1c [%] = (Mittlerer Blutzucker [mg/dl] + 77,3) / 35,6[2]
Nach der Richtlinie der Bundesärztekammer vom 1. April 2008 wird der Hba1c-Wert nun (auch) in mmol/mol angegeben. Die Umrechnungsformel lautet: HbA1c (mmol/mol)= (HbA1c[%]- 2,15) x 10,929[3]
Einzelnachweise
- ↑ Executive Summary: Standards of Medical Care in Diabetes--2010. In: Diabetes Care. 33, Nr. Supplement_1, 2009-12, S. S4-S10. doi:10.2337/dc10-S004. Abgerufen am 11. Juli 2011.
- ↑ Curt L. Rohlfing et al. Defining the Relationship Between Plasma Glucose and HbA1c. Diabetes Care February 2002 vol. 25 no. 2 275-278 PMID 11815495 doi:10.2337/diacare.25.2.275
- ↑ Hans Reinauer, Werner A. Scherbaum. Diabetes mellitus: Neuer Referenzstandard für HbA1c. Dtsch Arztebl 2009; 106(17): A-805 / B-686 / C-670
Weblinks
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