- Hedonist International
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Die Hedonistische Internationale (auch Hedonist International) ist ein loses internationales Netzwerk aktionsorientierter linker Gruppen und Einzelpersonen. Es besteht seit 2006 und hat mehr als 30 Sektionen in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. In den Aktionen des Netzwerkes wird Freude am Protest betont.
Inhaltsverzeichnis
Konzept
Ihrem Manifest zufolge versteht sich die Hedonistische Internationale nicht als Organisation, sondern als Idee, unter der Menschen auf der ganzen Welt unabhängig voneinander und dezentral unter dem Motto "Do what you want" in Aktion treten können. Die Hedonistische Internationale kennt keine zentralen Organisationsstrukturen.
Ein Manifest, das bisher in 15 Sprachen übersetzt ist, definiert dabei den Handlungsrahmen der Sektionen. Die Hedonistische Internationale sieht Hedonismus darin „nicht als Motor einer dumpfen, materialistischen Spaßgesellschaft, sondern als Chance zur Überwindung des Bestehenden“ und „will Freude, Lust, Genuss und ein selbst bestimmtes Leben in Freiheit für alle Menschen!“ sowie „fröhliches Miteinander, Anarchie, die Ideen Epikurs, bunte Freude, Sinnlichkeit, Ausschweifung, Freundschaft, Gerechtigkeit, Toleranz, Freiheit, sexuelle Freizügigkeit, Nachhaltigkeit, Friede, freien Zugang zu Information, Kunst, kosmopolitisches Dasein, eine Welt ohne Grenzen und Diskriminierung“.[1]
Aktionen
Aktionsfelder der Hedonistischen Internationale sind die Forderung nach subkulturellen Freiräumen wie Clubs und besetzten Häusern, die Aneignung von öffentlichem Raum, Antifaschismus sowie Kritik an Kapitalismus, prekären Arbeitsverhältnissen und der Einschränkung von Freiheitsrechten. Dabei bedient sich die Hedonistische Internationale neben dem Mittel der Demonstration, der Methoden der Kommunikationsguerilla und des zivilen Ungehorsams. Dazu gehören unangemeldete Versammlungen, (temporäre) Besetzungen und Blockaden von öffentlichem und privatem Raum.
Zu den spektakulärsten Aktionen aus dem Umfeld der Hedonistischen Internationale zählte die Besetzung des Fernsehturms in Berlin im Dezember 2006, eine Seeblockade des deutschen Verteidigungsministeriums im Mai 2007, die Teilnahme an den G8-Protesten in Heiligendamm und die Störung sowohl einer Elektronikmarkt- als auch einer Veranstaltungshalleneröffnung.
Am 10. April 2008 gelang es der Hedonistischen Internationale, gefälschte Inhalte in einem Beitrag der Sendung Polylux des RBB zu platzieren. In der Reportage wurde ein vermeintlicher Speed-Konsument vorgestellt, der angeblich eine Drogen-Diät mache. In einer Pressemeldung des Kommando Tito von Hardenberg heißt es zur Begründung: „Polylux war zwar Ziel der Aktion, steht aber stellvertretend für weite Teile der Medienlandschaft, für die Recherche in erster Linie ein Kostenfaktor darstellt. Zentrale Bereiche des Journalismus werden an unterbezahlte Praktikanten ausgelagert, denen es aufgrund prekärer Arbeitsverhältnisse und des daraus resultierenden Drucks schwer möglich ist, ausreichend Zeit und Ressourcen in ihre Arbeit zu investieren.“ [2][3]
Bei Protesten gegen die Veranstaltungshalle O2 World gelang es mehreren Aktivisten der Hedonistischen Internationalen bei der Eröffnungsfeier am 10. September 2008 ohne Einladung mit Abendgarderobe in die Halle vorzudringen und die Veranstaltung zu stören.[4][5]
Unterstützung von der Hedonistischen Internationalen finden unter anderem die Bürgerinitiative Mediaspree versenken, die Wasserschlacht und die Demonstrationen Freiheit statt Angst.
Öffentliche Rezeption
Kritiker werfen der Hedonistischen Internationale mangelnde theoretische Reflexion vor. Die politischen Aktionen dienten einzig der Sinngebung eines ausschweifenden Lebensstils. Medienvertreter betrachten die Aktionsformen der Hedonistischen Internationalen dagegen als modernen Protest.[6]
Siehe auch
Weblinks
http://www.hedonist-international.org
Quellen
- ↑ Manifest der Hedonistischen Internationalen
- ↑ Polylux in eigener Sache: Wie wir auf das Glatteis geführt wurden
- ↑ Betrüger legt "Polylux" herein Spiegel Online vom 11. April 2008
- ↑ 1000 Demonstranten zur Eröffnung der O2-World Tagesspiegel vom 10. September 2008
- ↑ O2 World unter Polizeischutz eröffnet Berliner Morgenpost vom 10. September 2008
- ↑ Netzguerillas - Protest modern
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