- Grenze
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Eine Grenze (Lehnwort, abgeleitet vom gleichbedeutenden polnischen Wort granica[1][2]) ist der Rand eines Raumes und damit ein Trennwert, eine Trennlinie oder -fläche.
Grenzen können geometrische Räume begrenzen. Dazu gehören politische oder administrative Grenzen, wirtschaftliche-, Zollgrenzen oder Eigentumsgrenzen. Grundstücksgrenzen werden im Liegenschaftskataster nachgewiesen. Räume können auch unscharf begrenzt sein, etwa Landschaften, Kulturgrenzen oder Verbreitungsgebiete, die man in der Natur kaum durch Linienstrukturen festmachen kann.
Die Grenzen eines Volumens können Flächen, Linien oder Punkte sein, wie Seitenflächen, Kanten und Ecken eines Würfels. Ein Beispiel für Grenzen von eindimensionalen Räumen ist die obere und untere Grenze in der Mathematik (siehe Supremum). Umgangssprachlich wird dafür auch Grenzwert, Schwellwert oder Schranke gebraucht. Beispiele für nichtgeometrische Räume sind die übliche Verhaltensweise oder die Intimsphäre.
Inhaltsverzeichnis
Wortherkunft
Das im 12./13. Jahrhundert aus dem Altpolnischen entlehnte graniza/graenizen/greniz hat sich von den östlichen Kolonisationsgebieten aus allmählich über das deutsche Sprachgebiet ausgeweitet, und das fränkische Wort Mark (Grenze, Grenzgebiet), Gemerke (Grenze, Grenzgebiet, daraus Grenzmarkierung, Stadtzeichen (meist Initial), Familienzeichen) oder Anewand (wo der Pflug wendet, z. B. Hinterhermsdorf an der böhmischen Anewand) verdrängt. Als aber in der ottonischen Epoche dieser Begriff auch für die an der Grenze liegenden Länder in Gebrauch kam, wurde für die Grenzlinie das polnische Wort (granica) übernommen.
Dieses Wort wird auch heute in den meisten slawischen Sprachen und im Rumänischen verwendet: „granica“ (polnisch, kroatisch, bosnisch), „граница/granica“ (russisch, bulgarisch), „гранiца/granica“ (weißrussisch), „граница/granica“ (serbisch), „hranice“ (tschechisch) und „hranica“ (slowakisch), „graniţă“ (rumänisch). Es gehört zu der slawischen Wortgruppe „gran´“, z. B. russisch „грань/gran´“ = „Grenzlinie, Grenze, begrenzende Fläche“, auch „Facette, (Rand-) Fläche“.
Entstehung von Staatsgrenzen
Ältere politische Grenzen zwischen zwei Ländern fallen oft mit den natürlichen, teilweise nur schwer überwindbaren Barrieren zusammen: ein Gebirge, ein Fluss, ein Meer oder Meeresarm, eine Wüste, ein Urwald oder ein Bergland. Diese stellen im Regelfall auch die Sprach- und Kulturgrenzen dar. Bei Flüssen, auf denen politische Grenzen verlaufen, wird in der Regel in den Grenzverträgen der Talweg als Grenzlinie verwendet, sodass so auch die Zugehörigkeit von Inseln eindeutig geregelt werden kann.
Viele spätere Grenzen, wie jene zwischen den Bundesstaaten der USA, wurden vertraglich auf bestimmte Längen- oder Breitengrade festgelegt. Diese geraden Grenzen, die sich auch in Afrika finden, werden Reißbrettgrenzen genannt. Sie entstanden nicht durch jahrhundertelange evolutionäre Prozesse, sondern sind auf Willensakte in der Regel fremder Herrscher zurückzuführen (Kolonialismus).
Eine Besonderheit ist beispielsweise die 1815 beim Wiener Kongress vereinbarte Grenze zwischen dem Norden der niederländischen Provinz Limburg und Preußen. Sie wurde als jene Linie östlich der Maas festgelegt, von der mit damals üblichen Kanonen die auf der Maas verkehrenden Schiffe nicht mehr getroffen werden konnten.
Gemeindegrenzen folgen ebenfalls meistens den o. a. Linien, überdies aber auch Bergkämmen (nach dem Motto: „wie Kugel rollt und Wasser fließt“) und Bächen.
Stadtteilgrenzen in Großstädten liegen in der Regel auf Verkehrswegen (Straßen, Schienen, Wege).
Zwischen vielen Staaten bestehen noch heute Territorialstreitigkeiten durch sich gegensätzliche Gebietsansprüche. Solche Dispute haben in der Geschichte häufig zu Krisen und Kriegen geführt.
Markierung von Grenzverläufen
Aus der Sicht des Liegenschaftskatasters ist eine „Grenze“ eine geometrisch definierte Linie, die entweder in der Realität mit Hilfe von Grenzzeichen festgelegt wird oder aber in einem Bezugssystem durch die Angabe von Koordinaten definiert wird. Grundstücksgrenzen können punktweise durch Grenzsteine, Rohre, Grenzbolzen, Meißelzeichen u. Ä. markiert werden. Diese Abmarkungen kennzeichnen den örtlichen Grenzverlauf. Die Lage der Grenzpunkte wird zentimetergenau bestimmt.
Exakte Bestimmung von Grenzverläufen
Der Grenzverlauf ist durch geradlinige oder kreisbogenförmige Verbindungen zwischen den Grenzpunkten definiert. Geraden haben den Vorteil, dass sie allein durch 2 Punkte definiert sind und durch eine Visur oder ein Alignement leicht zu realisieren sind. Im Gebirge und bei Flussgrenzen kann die Festlegung der Grenzverläufe schwierig sein:
Im Bergland muss der Geodät oder der Forstwirt einen höheren technischen Aufwand betreiben, auf manchem Steilhang ist es schwer, die Punkte dauerhaft zu vermarken, weil die Erosion (Hangrutschungen usw.) das Gelände verändert. An Gewässern wiederum ändert sich die Uferlinie ständig, während die Katastergrenze allenfalls in längeren Zeitabständen der Natur angepasst werden kann.
Die früheren Probleme der Punktstabilisierung gehören allerdings seit der Praxistauglichkeit des Global Positioning System (etwa 1985) und dem Aufkommen rein digitaler Methoden zur Erfassung der Vergangenheit an.
Besonderheiten
Die kürzeste Landgrenze mit nur 85 m liegt zwischen Peñón de Vélez de la Gomera (Spanien) und Marokko. Die längste Landgrenze ist jene zwischen Kanada und den USA mit 8891 km. Die am häufigsten überquerte Grenze ist jene zwischen Mexiko und den USA. Die innerkoreanische Grenze zwischen Nord- und Südkorea gilt als am strengsten bewacht. Die nur durch eine Gerade festgelegte Grenze zwischen Dschibuti und Somalia ist die am einfachsten definierte, jene zwischen Bangladesch und Indien mit 92 bangladeschischen und 110 indischen Exklaven, die wohl komplizierteste Grenze. Bahrain hat ausschließlich künstlich geschaffene Landgrenzen.
Bilderauswahl
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Felsmarch von 1584 auf zimmergroßem Felsen zwischen dem Klostergericht Benediktbeuern und dem Landgericht Tölz
Siehe auch
Literatur
- Michael Gehler, Andreas Pudlat (Hg.): Grenzen in Europa, Hildesheim 2009.
- Grentze, Lat. Terminus. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 11, Leipzig 1735, Spalte 828–831.
- Frank Reichert: Zur Geschichte der Feststellung und Kennzeichnung von Eigentums- und Herrschaftsgrenzen in Sachsen. Diplomarbeit TU Dresden, Dresden 1999 (Digitalisat)
- Andreas Rutz: Grenzen im Raum – Grenzen in der Geschichte. Probleme und Perspektiven, in: Eva Geulen, Stephan Kraft (Hg.): Grenzen im Raum – Grenzen in der Literatur (Zeitschrift für deutsche Philologie. Sonderheft zum Bd. 129), Berlin 2010, S. 7-32.
Weblinks
Commons: Grenzen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Grenze – ZitateWiktionary: Grenze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Kamilla Kanafa: Grenznavigator, S. 5: Die Bedeutungs- und Begriffsgeschichte von „Grenze“ (PDF; 134 kB)
- Norbert Fuhrmann: Grenzuntersuchung im Liegenschaftskataster (PDF; 11.370 kB)
Einzelnachweise
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