- Hedwig Hintze
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Hedwig Hintze (* 6. Februar 1884 in München als Hedwig Guggenheimer; † 14. Juli 1942 in Utrecht) war eine deutsche Neuzeithistorikerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hedwig Hintze machte in München eine Ausbildung zur Französischlehrerin und zog 1908 nach Berlin. Dort legte sie als eine der ersten Frauen ihr Abitur ab und studierte seit 1910 Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität. 1912 heiratete sie den Verfassungstheoretiker Otto Hintze und arbeitete als Assistentin am Historischen Seminar. 1924 wurde sie von Friedrich Meinecke promoviert; damit war sie die erste promovierte Frau an der Berliner Universität. 1928 habilitierte sie sich an der Universität und hielt im Oktober ihre Antrittsvorlesung als Privatdozentin für Neuere Geschichte zum Thema Bürgerliche und sozialistische Geschichtsschreiber der französischen Revolution.
1933 wurde ihr als Jüdin im nationalsozialistischen Deutschland die Lehrberechtigung entzogen. Auch ihre Mitarbeit an der Historischen Zeitschrift (HZ), für die sie einen Rezensionsteil betreut hatte, musste sie 1933 aufgeben, als HZ-Herausgeber Friedrich Meinecke die Unabhängigkeit seiner Zeitschrift mit der Entlassung jüdischer Mitarbeiter erkaufen wollte. Otto Hintze schrieb daraufhin an Meinecke, er werde keinerlei Mitarbeit mehr an der HZ leisten, um jeden „Anschein von Zugeständnissen“ gegenüber der nationalsozialistischen Kulturpolitik zu vermeiden.[1]
Nach einem Forschungsaufenthalt in Paris kehrte Hedwig Hintze 1935 nach Berlin zurück und emigrierte 1939 in die Niederlande. Dort erhielt sie einen Ruf an die New School for Social Research in den USA, dem sie aufgrund der deutschen Besetzung der Niederlande nicht folgen konnte. Sie lebte hier in der Umgebung von Utrecht, befreundet mit einem Kreis anderer deutschen Emigranten jüdischer Herkunft, oft auch evangelisch. Hintze starb am 14. Juli 1942 in Utrecht. Es ist nicht ganz klar, ob sie Selbstmord beging, weil sie in die ersten Deportationen nach Westerbork eingerufen wurde, oder ob die herzschwache Hintze an Herzinsuffizienz starb. Auf zweiteres weist die Tagebucheintragung eines Freundes aus der Utrechter Zeit, des emigrierten Aachener Mathematikers Otto Blumenthal hin.[2]
1996 wurde in Bremen das Hedwig Hintze-Institut gegründet, welches Leben, Werk und Wirkung der Historikerin dokumentiert.
Werke
- Einleitung zu: François-Alphonse Aulard: Politische Geschichte der französischen Revolution. Entstehung und Entwicklung der Demokratie und der Republik 1789–1804. München 1924 (Dissertation, Universität Berlin, 1924).
- Hugo Preuß: Verfassungspolitische Entwicklungen in Deutschland und Westeuropa. Historische Grundlegung zu einem Staatsrecht der Deutschen Republik. Hrsg. und eingeleitet von Hedwig Hintze. Carl Heymann, Berlin 1927.
- Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich und in der Revolution. DVA, Stuttgart 1928. Nachdruck: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-40172-6. (Habilitationsschrift, Universität Berlin, 1928).
- Otto Hintze und Hedwig Hintze: „Verzage nicht und laß nicht ab zu kämpfen …“ Die Korrespondenz 1925–1940. Bearb. von Brigitta Oestreich. Hrsg. v. Robert Jütte und Gerhard Hirschfeld. Klartext, Essen 2004, ISBN 3-89861-142-6 (Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte, Neue Folge. Bd. 17).
Literatur
- Brigitta Oestreich: Hedwig und Otto Hintze. Eine biographische Skizze. In: Geschichte und Gesellschaft. Bd. 11 (1985), S. 397–419.
Weblinks
- Literatur von und über Hedwig Hintze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Th. Walther: Hedwig Hintze (1884–1942). Historikergalerie an Humboldt-Universität zu Berlin. 26. September 1997.
- Elisabeth Dickmann: Hedwig Hintze (1884–1942). Historikerin. Kurzbiographie auf der Website des Hedwig Hintze-Instituts Bremen.
- Gedenktafel für Hedwig und Otto Hintze in Berlin-Charlottenburg
Einzelnachweise
- ↑ Peter Th. Walter: Emigrierte Historiker in den Vereinigten Staaten 1945–1950: Blick oder Sprung über den Großen Teich? In: Christoph Cobet (Hrsg.): Einführung in Fragen an die Geschichtswissenschaft in Deutschland nach Hitler 1945–1950. Cobet, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-925389-02-4, S. 41–50, hier S. 42.
- ↑ Tagebuch Otto Blumenthal, Eintrag zum 15. Juli 1942, Archiv Erben und Volkmar Felsch, RHTW Aachen.
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