Heideimkerei

Heideimkerei
Bienenstand mit Strohkörben in der Lüneburger Heide nahe dem Wilseder Berg

Die Heideimkerei war eine besondere Art der Bienenhaltung, die Imker in der Lüneburger Heide seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert intensiv betrieben, die heute sehr selten ist. Sie wird auch als Lüneburger Schwarmbienenzucht, Lüneburger Heideimkerei oder Lüneburger Korbimkerei bezeichnet. Typische Kennzeichen waren Bienenwohnungen aus geflochten Strohkörben, die Nutzung der Heideblüte, häufiges Anwandern lohnender Trachten und die enorme Vermehrung der Bienenvölker durch Schwärme.

Inhaltsverzeichnis

Betriebsweise

Die Heideimkerei ist eine besondere imkerliche Betriebsweise zur Gewinnung von Heidehonig. Es handelt sich um eine Wander-Schwarmimkerei, bei der die Imker nur eine kleine Zahl von Bienenvölkern überwintern lassen. Im Frühjahr vermehren sie die Völkerzahl durch Bienenschwärme um das vielfache, wobei Zahlen von mehreren hundert Völkern früher nicht ungewöhnlich waren. Durch diese Auslese auf früh und häufig schwärmende Bienen hat sich über die Jahrhunderte innerhalb der Heidegebiete die Heidebiene als ein extrem schwarmlustiger und robuster Ökotyp der Dunklen Europäischen Biene herausgebildet.

Genügend Raum zur Aufstellung boten die damals weit verbreiteten Bienenzäune. Als Bienenwohnung wurde ein aus Stroh geflochtener Korb eingesetzt, der Lüneburger Stülper, ab Mitte der 1920er Jahre auch der Kanitzkorb. Da für die vielen, konzentriert an einem Platz aufgestellten Bienenvölker dort in der Regel nicht genügend Nahrung zu finden war, musste der Heideimker mit den Bienen lohnende Nektarquellen anwandern. Die vielen im Frühjahr aus Bienenschwärmen gebildeten neuen Bienenvölker sammelten im Spätsommer, meist im August und September, Honig auf den blühenden Heideflächen. Nach der Honigernte wurden die überzähligen Bienenvölker aus ihren Körben entfernt und als nackte Heidevölker ohne Waben verkauft.

Geschichte

Denkmal für Imker mit Bienenkörben in Wietzendorf
Lüneburger Stülper (links) und Kanitzkorb (rechts), beide aus Stroh
Schwarmsäcke mit eingefangenen Bienenschwärmen
Bienenstand am Wilseder Berg

Die historische Korb- oder Heideimkerei produzierte über Jahrhunderte in der Lüneburger Heide Honig und Bienenwachs. Heidehonig war im Mittelalter ein begehrtes Wirtschaftsgut. Die Bienenhaltung war in den Kerngebieten der früheren Heide weit verbreitet, so dass zu fast jedem bäuerlichen Hof ein Bienenzaun gehörte. Die Landwirte beschäftigten dafür besondere Imkerknechte. Als großer Handelsplatz für den gewonnen Heidehonig bildete sich Celle in der Südheide heraus. Hier gab es bereits im 16. Jahrhundert eine berufsmäßige Imkerei. Der Niedergang setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund unterschiedlicher Faktoren ein, die zum Rückgang von Heideflächen führten. Infolge der Flurbereinigung gab es keine Allmendeflächen mehr mit ihrem breiten Nektarangebot. Die Einführung von Mineraldünger ermöglichte auf Heideböden bessere Ernten und daher wurden Heideflächen in Ackerland umgewandelt. Moorböden mit Buchweizenanbau wurden zu Wiesen für die Viehwirtschaft umfunktioniert. Hinzu kamen großflächige Aufforstungen von Heideflächen mit schnellwüchsigen Kiefern. Heute gibt es nur noch eine sehr geringe Anzahl von Imkereien in der Lüneburger Heide, die Bienen nach der historischen Art hält. Erzeugt wird dabei wie auch früher Scheibenhonig, der wegen seiner Seltenheit heute eine Spezialität ist. Scheibenhonig ist eine mit Heidehonig gefüllte Bienenwabe.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Günther Brockmann: Gerät der Korbimker in der Lüneburger Heide, Hildesheim, 2005, ISBN 3-8067-8507-4
  • Georg Heinrich Lehzen: Die Hauptstücke aus der Betriebsweise der Lüneburger Bienenzucht, 165 Seiten, Erstauflage 1880, Neuauflage durch Heinrich Holtermann GmbH & Co. KG
  • Friedrich Trauegott Schmidt: Der Bienenbau in Körben, oder Niedersächsischer Bienenvater, Leipzig: Crusius, 1768, Digitalisiertes Exemplar im .pdf-Format

Weblinks

 Commons: Bienenhaltung in der Lüneburger Heide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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