Heiligenrode (Niestetal)

Heiligenrode (Niestetal)
Heiligenrode
Gemeinde Niestetal
Koordinaten: 51° 19′ N, 9° 35′ O51.3084916666679.5797333333333185Koordinaten: 51° 18′ 31″ N, 9° 34′ 47″ O
Höhe: 185 m
Einwohner: 4.250
Postleitzahl: 34266
Vorwahl: 0561

Heiligenrode ist ein Ortsteil der Gemeinde Niestetal im Landkreis Kassel, Nordhessen (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort, der sich unmittelbar östlich von Kassel, unterhalb der westlichen Ausläufer des Kaufunger Walds und südöstlich von Sandershausen (der zweite Ortsteil von Niestetal) befindet, liegt an der Nieste, einem östlichen Zufluss der Fulda.

Die Grenze zu Kassel bzw. Heiligenrode wird durch den Verlauf der A 7 gebildet, von der Heiligenrode über die Anschluss-Stelle Kassel-Nord zu erreichen ist.

Geschichte

Heiligenrode entstand als Hufendorf mit der Kirche als Mittelpunkt. Im Jahr 1123 ließ das Kloster Kaufungen in den Randgebieten des Fuldabeckens und seiner Nebentäler Rodungen durchführen und Rodedörfer anlegen. Zu diesen Rodedörfern gehörte auch Heiligenrode.

Die erste urkundliche Nennung des Dorfes "Helingenrodh" erfolgt in einer Urkunde des Klosters Kaufungen von 8. Mai 1123. Kaiser Heinrich V. gab mit dieser Urkunde auf Bitten der Äbtissin Gisela dem Kloster Kaufungen die beiden Dörfer Heiligenrode und Umbach dem dort Gott dienenden Kloster zur gemeinsamen Nutzung zurück. Da in der Urkunde des Jahres 1123 sowohl Heiligenrode als auch Umbach genannt werden, lässt sich vermuten, dass beide Siedlungen etwa zur gleichen Zeit entstanden und ziemlich nahe beieinander lagen.

Im Jahre 1126 verfügte Erzbischof Adalbert von Mainz, dass von den Dörfern "Helegenrod" und "Umbach" die zehnte Garbe von neu zu bebauenden Äckern nicht an das Erzbistum Mainz, sondern an das Kloster Kaufungen zu geben seien.

Einkünfte aus Mühlen an der Nieste wurden dem Kloster Ahnaberg 1366 überschrieben, was zu der Folgerung führt, dass in Heiligenrode bereits zwei Mühlen vorhanden waren, die als obere und untere Mühle bezeichnet wurden.

1372 hatte Landgraf Heinrich II. von Hessen Einkünfte aus dem Dorf Heiligenrode, die er zu einem Viertel der Martinskirche in Kassel verschrieb. Schon eine Urkunde vom 20. Mai 1366 erwähnt Pfründe aus Gütern in Heiligenrode und Umbach, die dem Martinsstift zufließen.

Zu dieser Zeit war der Bischof von Halberstadt in Kassel anwesend, um die Martinskirche - bis dahin eine Pfarrkirche - zu einer Kollegiatskirche, einer Stiftskirche, zu erheben. So wurde die neue Kirche "auf der Freiheit" dem geistlichen Martinsstift angegliedert.

Im Juli 1385 wurden Heiligenrode und Umbach in der Fehde zwischen dem Erzbischof Adolf I. von Mainz und dem hessischen Landgrafen Hermann II. beschädigt .

In den folgenden Jahrhunderten wurde Heiligenrode immer wieder durch Kriege oder durchziehende Heere in Mitleidenschaft gezogen. So bei den Auseinandersetzungen zwischen Hessen und Braunschweig im 14. Jahrhundert; hiervon geben die Burgruinen Sensenstein (hessisch) und Sichelnstein (braunschweigerisch) Zeugnis ab. Heiligenrode erholte sich von den Folgen dieses Feldzuges, wogegen die wenigen Einwohner des benachbarten Umbach ihre Höfe nicht wieder aufbauten, so dass die Stelle wüst blieb.

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurde aus dem Klosterdorf Heiligenrode ein Landgrafendorf.

Weitere herbe Rückschläge erlitten die Bürger von Heiligenrode im 30-jährigern Krieg und im Siebenjährigen Krieg.

Am 23. Juli 1758 fand die "Schlacht am Sandershäuser Berg" statt. Hier kämpften ca. 7000 Franzosen (Teil-Armee des Charles de Rohan, Prince de Soubise unter Victor-François de Broglie) gegen 5000 Hessen und Hannoveranern unter der Führung des Prinzen Casimir von Isenburg. Die Schlacht ging für die Hessen und Hannoveraner verloren. Als Folge besetzten die Franzosen nach der Schlacht Kassel für kurze Zeit erneut. Zum Gedenken an die tapferen Hessen und Casimir von Isenburg wurde ein Gedenkstein an der Ausfallstraße zwischen Sandershausen und Landwehrhagen errichtet.

Unruhig wurde es noch einmal zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als napoleonische Truppen über die heutige Witzenhäuser Straße, die weiter nach Osten in dass Thüringische und Brandenburgische führt, nach Russland zogen.

Am 1. Weltkrieg nahmen 213 Männer aus Heiligenrode teil, 45 von ihnen kehrten nicht mehr zurück.

Mit Unruhe und Belastungen für Heiligenrode begann der zweite Weltkrieg: 1939 war Saarbrücken evakuiert worden und die Heiligenröder mussten für einige Wochen ihre Wohnungen mit Saarbrücker Familien teilen. Das führte zu Unbequemlichkeiten, Unzufriedenheit und auch zu Spannungen. Aber verglichen mit den "Belastungen", die noch folgen sollten, war dies alles erträglich.

Den ersten Luftangriff ereilte Heiligenrode bereits im Sommer 1940, weitere Angriffe erfolgten im Oktober 1943, im September und Oktober 1944. Bei diesen Angriffen wurden viele Häuser, darunter auch das Bürgermeisteramt in der Kasseler Straße, schwer beschädigt oder zerstört.

Als Anfang April 1945 amerikanische Panzertruppen vorstießen, kam es im Süden und Südwesten des Dorfes zu schweren Gefechten. Die Einwohner verlebten bange Stunden und Tage in den Bunkern im Dorf und in den Bunkerstollen im Viehberg. Am 5. April war alles vorbei. 86 Männer, Frauen und Kinder starben in dieser Zeit, und 61 Vermisste wurden registriert.

Besonderheiten

Die männlichen Dorfbewohner wurde früher auch „Knilche“ genannt. Als Besonderheit gilt hier die, heute schon fast vergessene, heiligenröder Dorfhymne die auch als das „Knilchelied“ bekannt ist:

Das (Heiligenröder-) Knilchelied
Wir sind die Knilche von Heiligenrode
wir leben und sterben für unseren Pharr.
Das wir die Knilche sind, dass weiß ein jedes Kind
wir reißen Bäume aus - wo keine sind,
Das wir die Knilche sind, dass weiß ein jedes Kind
wir reißen Bäume aus - wo keine sind.

Sehenswürdigkeiten


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