- Jugendburg Sensenstein
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Burg Sensenstein Ehem. Burg-Areal mit Wall, Süd-Sicht
Entstehungszeit: um 1372 Burgentyp: Gipfelburg Erhaltungszustand: Bodendenkmal Ständische Stellung: Ministeriale Bauweise: Quader, Bruchstein Ort: Nieste Geographische Lage 51° 18′ 40″ N, 9° 38′ 40″ O51.3111111111119.6444388888889350.4Koordinaten: 51° 18′ 40″ N, 9° 38′ 40″ O Höhe: 350,4 m ü. NHN Die Burg Sensenstein (im Volksmund meist nur Sensenstein genannt) stand bis Anfang des 17. Jahrhunderts als Grenzsicherung zu Niedersachsen im Gebiet der heutigen Gemeinde Nieste, Landkreis Kassel, Hessen (Deutschland).
Heute erinnern als Bodendenkmal nur noch hohe Wälle an die einstige Größe der Burganlage. Die Gebäude sind restlos abgebrochen. Direkt nebenan befindet sich die Jugendburg und Sportbildungsstätte Sensenstein des Landkreises Kassel. Von der einstigen Burg blickt man in den Kasseler Talkessel und zum Kaufunger Wald.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Das Bodendenkmal Burg Sensenstein liegt in den Westausläufern des Kaufunger Walds südlich oberhalb dem Tal der Nieste, einem östlichen Zufluss der Fulda. Es gehört zum westlichen Teil des Gemeindegebiets von Nieste und liegt wenige Meter nördlich der höchsten Stelle der Gerholdsbergkuppe (350,4 m ü. NN). Knapp 3 km südlich befindet sich das im Tal der Losse gelegene Kaufungen.
Eine weitere Burg im Niesteeinzugsgebiet stand mit der Burg Sichelnstein 4,6 km nördlich beim Dorf Sichelnstein, die noch als Ruine erhalten ist.
Namenslegende
Missgunst und Witzelei gaben den beiden Burgen diesseits und jenseits der früher braunschweigisch-hessischen Grenze ihre Namen in Verbindung mit Sichel und Sense, ähnlich dem bekannten Beispiel der rheinischen Burgen Katz und Maus. Der Legende nach errichtete der Braunschweiger Herzog Otto I., genannt Otto der Quade, am Fuß des Staufenbergs eine Burg nur aus dem Grund, den Hessen das Getreide bequemer rauben zu können. In Anspielung hierauf soll er seine Burg Sichelnstein getauft haben, während Landgraf Hermann II. von Hessen ihm die Burg Sensenstein gegenüber setzte und mit dem größeren Namen auch umfassendere Absichten andeutete.
Geschichte
Landgraf Hermann von Hessen, damals noch Mitregent, ließ die Burg Sensenstein um 1372 gegenüber der älteren und im gleichen Jahr stark erweiterten Burg Sichelnstein erbauen, um den Räubereien der Braunschweiger auf hessischem Territorium Einhalt zu gebieten. 1438 wurde die Burg wieder erwähnt, als sie von Landgraf Ludwig I. von Hessen als Lehen an den Ritter Sittich von Berlepsch kam, der zuvor Schloss Berlepsch bei Witzenhausen als Lehen innehatte. Bereits 1461 kam es zum Rücktausch: Schloss Berlepsch wurde Stammsitz derer von Berlepsch und die Burg Sensenstein diente dem Landgrafen als Jagdsitz für den Kaufunger Wald.
1483-1561 wurde die Burg mit ihren Gütern erneut hessisches Lehen der Grafen von Berlepsch. Die Burg verlor jedoch zunehmend an Bedeutung und nachdem mehrmals Lehnsherren oder Besitzer gewechselt hatten, verfiel sie zusehends. 1585 war nur noch ein Gutshof vorhanden, der zu der Burgruine gehörte und ab 1601 von Eberhard von Weyhe, Kanzler des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel, bewirtschaftet wurde. Ab 1626 lag das Anwesen brach und fand erst 1677 im hessischen Geheimrat Graf Dietrich von Kunowitz einen neuen Besitzer, der die verfallenen Gebäude abräumen und den noch 22 Meter hohen Rest des Burgfrieds sprengen ließ.
1699 erwarben Amalia von Kurland, Gemahlin des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel, und deren Sohn Maximilian den Hof, zusammen mit dem benachbarten Gut Windhausen. Beides ging 1767 an den Generalmajor Martin-Ernst von Schliefen über, um schon nach sechs Jahren wieder Hessisches Staatsgut zu werden. 1900 verließ der letzte Pächter den danach unbewohnten Sensenstein. Die Ländereien wurden fortan von Windhausen aus bewirtschaftet.
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg pachtete ein Kasseler Gastwirt die verfallenen Gemäuer des Hofes und ließ das Wohnhaus instand setzen und als Gasthaus einrichten, das bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs betrieben und zu einem beliebten Ausflugsziel wurde.
1946 fanden auf dem Sensenstein die ersten Zeltlagerfreizeiten der Kreisjugendpflege Kassel statt, die in der Folgezeit zur festen Einrichtung wurden und den Landkreis Kassel 1954 bewogen, das gesamte Gelände zu erwerben. Das alte Fachwerkhaus, in dem sich der Gasthof befunden hatte, wurde als erstes Kreisjugendheim ausgebaut. Am 17. September 1960 legte man den Grundstein für die „Jugendbildungsstätte des Landkreises Kassel“, und am 29. September 1962 konnte die Anlage als „Jugendburg Sensenstein“ mit Bettenhaus, Turn- und Schwimmhalle eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.
1966 erweiterte man die Anlage um ein zweites Gästehaus mit Aula. 1996 brachte sich erstmals der Landessportbund Hessen mit der Finanzierung einer neuen Großsporthalle und der Grunderneuerung des Stadions ein und wurde zum zweiten Träger der Anlage. Die Schwimmhalle erfuhr 2001 eine umfassende Sanierung.
Heutige Nutzung
Seither werden die zur Anlage auf dem 20 Hektar großem Gelände gehörenden Einrichtungen auf dem neuesten Stand gehalten. Inzwischen betreibt der Landkreis Kassel gemeinsam mit dem Landessportbund Hessen auf dem Sensenstein die Sportbildungsstätte des Landkreises Kassel, zu der ein Bildungs- und Tagungshaus sowie Sportstätten gehören, von denen viele wettkampfgerecht sind.
Der gut erhaltene Fachwerkbau des einstigen Gasthofs und ersten Kreisjugendheims dient heute der Verwaltung. Die Anlagen stehen nicht nur Sportvereinen sondern als Jugendburg Sensenstein allen Schulklassen und Jugendgruppen sowie der Erwachsenenbildung offen.
Kunst auf dem Sensenstein
Der österreichische Künstler Prof. Robert Colnago schuf im Rahmen des European Art Camp zur Documenta 2002 in der Kunstscheune in Breuna die über vier Meter hohe Metallplastik „Der Riese“, die 2004 vor dem Portal zum Sensenstein aufgestellt wurde und eher einladend als drohend die Besucher begrüßt. Ferner engagierte sich Colnago bei mehreren Aufenthalten auf dem Sensenstein und in Nieste besonders für die Außengestaltung der Anlage. So konzipierte er 2006 aus Fragmenten alter Landwirtschaftsgeräte, die auf dem Wasserschloss Wülmersen verrotteten, einen neuen Eingangsbereich zur Jugendburg. 250 Kilogramm Eisenteile fügte er zu einem ausdrucksstarken Tor zusammen.
Verkehrsanbindung und Zugang
Man erreicht den Sensenstein von der Abfahrt 77 Kassel-Nord der Bundesautobahn 7 nach Heiligenrode (Gemeindeteil von Niestetal) fahrend. Vom Abzweig der Kreisstraße 4, die von Heiligenrode in Richtung Osten nach Nieste führt, ist die Jugendburg/Sportbildungsstätte Sensenstein ausgeschildert.
Die auf dem Grundstück der „Jugendburg und Sportbildungsstätte Sensenstein“ gelegenen Wallanlagen der ehemaligen Burg Sensenstein dürfen ohne Erlaubnis, die in der Verwaltung vor Ort eingeholt werden kann, nicht von Außenstehenden betreten werden.
Literatur
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen, Gudensberg, 2000, ISBN 978-3-86134-228-1
Weblinks
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