Heimerdingen

Heimerdingen
Heimerdingen
Stadt Ditzingen
Wappen von Heimerdingen
Koordinaten: 48° 51′ N, 8° 59′ O48.8527777777788.9819444444445406Koordinaten: 48° 51′ 10″ N, 8° 58′ 55″ O
Höhe: 406 m ü. NN
Einwohner: 3.533
Eingemeindung: 20. Okt. 1971
Postleitzahl: 71254
Vorwahl: 07152
Karte

Lage von Heimerdingen in Ditzingen

Heimerdingen ist ein Ortsteil der Stadt Ditzingen. Der Ort liegt westlich von Stuttgart in Baden-Württemberg und gehört dem Landkreis Ludwigsburg an.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Heimerdingen liegt westlich von Ditzingen im Strohgäu. Benachbarte Orte sind Hochdorf an der Enz im Norden, Schöckingen im Osten, Hemmingen im Nord-Osten, Rutesheim im Süden und Weissach im Westen.

Geschichte

Erste Siedlungshinweise auf der Heimerdinger Markung stammen aus der Jungsteinzeit. Reste eines hallstattzeitlichen Grabhügels wurden an der Markungsgrenze nach Hemmingen gefunden. Die archäologischen Befunde bis zur Römerzeit sind eher spärlich. Für die Zeit der römischen Besiedelung sind zwei bedeutende Fundstellen zu vermelden. Im „Ritterwald“ östlich der Landstraße nach Rutesheim, liegen die Ruinen mehrerer römischer Gebäude, genannt das „Kirchhöfle“. Weiter westlich liegen die Ruinen eines römischen Gutshofes, einer Villa rustica mit einer Hofmauer, das „Schlössle“.

Heimerdingen wurde urkundlich erstmals am 2. Juni 798 erwähnt, als ein gewisser „Donatio Odaccar Heimradingen“ ca. 16,5 ha (50 Joch) dem Kloster Lorsch an der Bergstraße vermachte. Die Schenkung, die einen Hof in Heimerdingen umfasste, war dem heiligen Märtyrer Nazarius, dem Schutzpatron des Klosters, gewidmet. Der Lorscher Besitz in Heimerdingen wurde im Jahre 902 mit anderem Besitz im Glemsgau an einen nicht näher bekannten Reginboto veräußert.

Die nächste Nachricht über Heimerdingen kann man dem um 870 verfassten Urkundenbuch des elsässischen Kloster Weißenburg entnehmen, dessen Abschrift aus dem 13 Jahrhundert überliefert ist. Danach besaß das Kloster in Heimerdingen sechs Höfe und die Kirche mit dem Zehnten. Das Kloster Weißenburg war in der zweiten Hälfte de 7. Jahrhunderts gegründet worden. Es wurde bald wie Lorsch Reichsabtei der Karolinger. Enge Verbindungen pflegte das Kloster zum Bischof von Speyer. Im 8. Jahrhundert waren Äbte des elsässischen Klosters Weißenburg gleichzeitig Bischof von Speyer. Der Besitz des Klosters sicherte also gleichzeitig den Einfluss von Speyer Bischofs an den Grenzen seines Bistums. Der Urkundeneintrag enthält eine für Heimerdingen wichtige Mitteilung, nämlich, dass im 9. Jahrhundert hier eine basilica existiert hat, die samt den Zehntabgaben dem Kloster Weißenburg gehörte.

Heimerdingen wird württembergisch

Die evangelische Kirche St. Peter und Paul

Neben den ortsansässigen Rittern, also den Herren von Heimerdingen, Höfingen und der Nippenburg, waren auch die Grafen von Württemberg bemüht, in Heimerdingen Fuß zu fassen. Das „Urbar aus der Zeit Graf Eberhards des Greiners, 1344-1392“ gibt uns Einblick in die Besitzverhältnisse des Dorfes Heimerdingen in Mitte des 14. Jahrhunderts.

Dieses Grundbuch des Grafen enthält umfangreiche Angaben über die Abgaben der Bauern und die Einnahmen aus der Ortsherrschaft, der Leibeigenschaft und andere Steuern aus Handel und Gewerbe. Hier sind auch die Einnahmen aus der Verwaltung der Pfarreien verzeichnet, die immer auch einen Gewinn für die Herrschaft abwarfen. Nur die Einnahmen aus den Waldungen sind hier nicht verzeichnet. Im Jahre 1350 gehörte Heimerdingen zur Hälfte dem Grafen von Württemberg. In der Quelle heißt es: Nota diu zway dörfer Hemmingen und Haymertingen sind halbü miner Herren und sint min herren und vögte herren dar über. Die festen Einnahmen daraus beliefen sich auf 3 Malter und 2 Simri, das sind etwa 400 Liter Getreide sowie zwei Gülthühner pro Jahr.

Insgesamt eine eher bescheidene Abgabe. Noch besaß der Ortsadel die ertragreichen Einnahmen. Die Kirche mit ihren Einnahmen war übrigens 1316 zu einer Hälfte aus dem Besitz derer von Hemmingen und 1355 samt Patronat von Fritz Sturmfelder an die Württemberger verkauft worden.

Für das Jahr 1381 ist dann auch eine gewöhnliche Orststeuer von den Leibeigenen des Ortes in Höhe von 4 1/2 Pfund Heller an die Grafen von Württemberg zu zahlen.

Wie hoch die Einnahmen des Ortsadels waren, kann man aus den Abgaben ersehen, die nach Erwerb dieser Besitzungen durch die Grafen von Württemberg erhoben wurden. Bis 1462 hatte nämlich Württemberg die ganze Ortsherrschaft in Heimerdingen an sich gebracht. Der Graf ist Vogt und Herr zu Heimerdingen, hat den Stab und niemand anders.

Nachdem die Württemberger als Inhaber der Vogtei und des Gerichts die unbestrittenen Ortsherren geworden waren, hatten die Heimerdinger dies durch die Zahlung einer speziellen Abgabe oder Steuer, das Vogtkorn, anzuerkennen. Das Vogtkorn hatte die Gemeinde zu sammeln und nach Leonberg zu liefern.

Neben den Angaben über die Abgaben, deren quantitative Bedeutung für die Menschen wir nicht recht abzuschätzen wissen, enthalten die Lagerbücher der Herrschaft Württemberg einige interessante Angaben über die Einrichtungen, über die das Dorf verfügte und deren Erträge abzuführen waren. Genannt werden ein Backhaus, in dem alle Bauern ihr Brot backen mussten und eine Badestube. Einen Kelter und Abgaben vom Ertrag der Weinberge lassen darauf schließen, dass in Heimerdingen in nicht unbeträchlichem Maße Wein angebaut wurde.

Das Dorf am Beginn der Neuzeit

Am 18. Juni 1456 ging der letzte Rest des adligen Besitzes in die Hände der Württemberger über. Ludwig von Nippenburg hatte seinen verbliebenen Heimerdinger Besitz an Graf Eberhard im Bart für 750 Rheinische Gulden verkauft. Heimerdingen war von nun an ein württembergischer Ort im Amtsbezirk Leonberg. Nur noch die Kirche hatte noch eigene Rechte, auch wenn ihre Haupteinnahmen und das Recht zur Ernennung des Pfarrers seit 1316 beim württembergischen Grafen lag.

Als Herzog Ulrich im Jahre 1534 die Reformation in Württemberg einführte, da hatte der katholische gebliebene Pfarrer Bernhardt Schlack Heimerdingen zu verlassen. Die verbliebenen Einnahmen der Pfarrei fielen an den Herzog von Württemberg, der 1535 mit Bartholomäus Rösch den ersten evangelischen Pfarrer in Heimerdingen einsetzte.

Fortan wurden die Regeln für das Zusammenleben der Menschen in weltlichen und geistlichen Dingen ausschließlich in Stuttgart geschrieben.

Das Ende der Selbständigkeit

Das Bahnhofsgebäude

Am 20. Oktober 1971 unterzeichneten die Bürgermeister von Heimerdingen und Ditzingen, Alfred Ehret und Hans Scholder, die „Vereinbarung über die Eingliederung der Gemeinde Heimerdingen in die Stadt Ditzingen“. Nach Zustimmung des Regierungspräsidiums Nord-Württemberg vom 16. November 1971 trat die Vereinbarung mit Wirkung vom 1. Dezember 1971 in Kraft. Damit wurde Heimerdingen nach der Eingliederung von Schöckingen zum zweiten Stadtteil der Stadt Ditzingen.

Heimerdingen wird 1200 Jahre alt

Am 7. Juni 1998, 1200 Jahre nachdem „Donatio Odaccar Heimradingen“ 16,5 ha (50 Joch) dem Kloster Lorsch an der Bergstraße schenkte wird in Heimerdingen ein großes Fest gefeiert. Anlässliche der Feierlichkeiten investiert die Stadt Ditzingen ein größere Summe Geld in die Ortsanierung.

Wappen

Der Heimerdinger Ortsadel bediente sich aus dem Wappen der Walddecker. Sie übernahmen die gekreuzten goldenen Rechen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Zug der Strohgäubahn im Bahnhof Hemmingen

Seit 1906 hat Heimerdingen eine Haltestelle an der Strohgäubahn, die bis nach Weissach und Korntal fährt, wo Anschluss an das Stuttgarter S-Bahn-Netz besteht. Auch die Buslinie 620, die nach Ditzingen fährt, stellt eine Verbindung zur S-Bahn her. Früher verkehrte auch noch ein Bus zwischen Heimerdingen und Rutesheim, der abgeschafft wurde.

Öffentliche Einrichtungen

Es gibt eine Bibliothek, die Freiwillige Feuerwehr Heimerdingen und zwei Kindergärten.

Bildung

Heimerdingen verfügt über eine eigene Grundschule und besitzt außerdem zwei Kindergärten.

Religion

In Heimerdingen gibt es die evangelische Peter-und-Paul-Kirche, die katholische Heilig-Geist-Kirche und eine neuapostolische Kirche.

Sport und Freizeit

Vereine

  • TSV Heimerdingen 1910 e. V. (gegründet 1910, mehr als 1000 Mitglieder, wahrscheinlich der größte Verein in Heimerdingen)
  • Modellflugclub MFC-Heimerdingen e. V. (gegründet 1965, ca. 120 Mitglieder, einer der größeren Vereine in Heimerdingen)
  • Heimerdinger Bogensport Verein e.V.
  • Tennisclub TC Heimerdingen e.V. (gegründet 1975, ca. 180 Mitglieder)

Freizeitgelände und -gebäude

  • Sportgelände Heimerdingen mit Rasen, Kunstrasen und Tartan- Bahn/Platz, sowie anliegende Tennisplätze
  • Festhalle und Sporthalle am Sportgelände Heimerdingen
  • Jugendhaus Downtown
  • Waldspielplatz an den Wellingtonien
  • Großer Spielplatz an der Grundschule
  • Kleiner Spielplatz am Kindergarten Wiesenäckerstraße
  • Kleiner Spielplatz am Bahnhof
  • Skatepark am Bauhof

Weblinks


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