Heinz Witte

Heinz Witte

Heinz Witte-Lenoir (* 17. Februar 1880 in Lintel; † 17. Februar 1961 in Hude) war ein deutscher Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Amedeo Modigliani: Porträt von Heinz Witte-Lenoir, 1907 in Paris, sign. A. Modigliani

Heinz Witte-Lenoir war der Sohn eines Bauern und Schrankenwärters. Nach seinem Schulabschluss begann er 1895 eine Lehre bei der Großherzoglichen Oldenburgischen Eisenbahn. Seit seiner Kindheit hatte er gezeichnet und gemalt. Durch eine zufällige Bekanntschaft mit Professor Benno Schumacher bekam sein Leben eine abrupte Wendung. Er hängte als 18-Jähriger die Eisenbahner-Lehre an den Nagel und verbrachte mit dem Oldenburger Kunstprofessor Benno Schumacher zunächst ein halbes Jahr in Italien. Bologna, Venedig und Rom waren die ersten Stationen.

Nach seiner Rückkehr arbeitete er für ein paar Monate in Oldenburg und erhielt Unterricht bei Gerhard Bakenhus. Als 19-Jähriger ging er dann ohne den üblichen Abschluss einer deutschen Akademie nach Paris. Ohne höhere Schulbildung, mit nur geringen Sprachkenntnissen und ohne sicheren finanziellen Hintergrund aus dem Elternhaus hatte er eine ungewisse Zukunft vor sich.

Im Gepäck wenig Geld für die ersten Wochen, im Herzen die Liebe zur Kunst, im Kopf den unbändigen Willen in dieser Metropole der Kunst sich zu informieren und zu studieren, nicht nur an den zwei Akademien, die er besucht, sondern auch in den Museen, den unzähligen Galerien und fast täglich Vernissagen. Fasziniert von den angebotenen Möglichkeiten arbeitete er wie besessen. Witte skizzierte, zeichnete, malte im Atelier, in der Akademie und im Freien, kopierte in Museen. Bei einem Zeichenwettbewerb erhält er aus der Hand von Steinlen als Juror den ersten Preis. Er arbeitet später bei Steinlen an der Druckerpresse, für Edgar Degas zieht er Monotypien ab, die heute im Louvre hängen. Sein Fleiß und seine Begabung zeigen bald Früchte. Das Unglaubliche gelingt. In dieser Stadt, der Wahlheimat hunderter Künstler aus aller Welt, werden seine Bilder ausgestellt und verkauft. Die Einnahmen und das Preisgeld des Wettbewerbs erlauben es ihm Studienreisen zu unternehmen. London, Mittelmeerländer, Afrika stehen auf dem Programm. Im Jahre 1905 erste Reise nach Indien. Von 1907 bis 1911 dort längere Aufenthalte. Von 1911 bis 1914 lebt er dauernd in Paris. Seine Freunde gaben ihm dort den Namen „Le Noir, der Schwarze“, nachdem sie seine in Indien gemalten dunklen Bilder gesehen hatten. Er begegnete in Paris bereits 1900 Paula Modersohn-Becker, die ihn in seinem Atelier besuchte und auch an der Académie Colarossi studierte. Später waren es u. a. Amedeo Modigliani, Wilhelm Lehmbruck, Eugen Spiro, Elie Nadelmann, Josef Egry, Paul Signac mit denen er enge Kontakte hatte. Heinz Witte-Lenoir schreibt: „...so kam es, dass ich außer meiner Tätigkeit in der Colarossi in den Museen oder in den Kunstausstellungen nach Bildern von den Meistern suchte, die diese Stadt darzustellen versucht hatten. Von diesen Malern gab es eine Menge, aber nur ganz wenige hielten Genügen stand. Von den „Alten“ waren es Boningten und Jacquemart, von den „Neueren“ Jongkind und Raffaelli. Bonington's Großzügigkeit und Jacquemart's Raffinessen, Jongkind's schwere Unheimlichkeit, die meinem norddeutschen Moorempfinden entgegenkam und Raffaelli’s subtile Art, das Menschengewoge in den Frühling zu stellen, begeisterten mich immer wieder, ein Gleiches zu versuchen.“ Ein Großteil seiner Werke wurde bei einem Bombenangriff auf Berlin vernichtet. Ab 1946 lebte er wieder in Hude. „Weltoffen, ein eloquenter Mann, der aus der Fülle seiner Erfahrungen sprechen konnte“ erinnerte sich der Herausgeber seines Werkverzeichnisses, Dr. Ulrich Wilke. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Kurt Schmücker schreibt über Heinz-Witte-Lenoir: „...er war nicht nur der große Maler, der jedermann freundlich, hilfsbereit und mit gutem Rat begegnete. Er war auch ein begnadeter Erzähler mit dem Pinsel und auch mit seinen Worten“. Kontakte suchte Heinz Witte-Lenoir auch zu den Künstlerkollegen in der benachbarten Künstlerkolonie Dötlingen. August Kaufhold hatte in Dötlingen mit dem „Lopshof“ eine Begegnungsstätte für Künstler aufgebaut.

Heinz Witte-Lenoir starb am gleichen Februartag, an dem er auch geboren wurde.

Werk

Heinz Witte-Lenoir-Salome

Bis zu seinem Tod blieb er seinem Stil (gegenständlich, an den Impressionismus angelehnt) treu. Aber seine Malerei war durchdrungen von Kontrasten, als wenn zwei Maler in einem vereint waren. Die hellen Bilder entstanden vor allem in Frankreich der früheren Jahre. Die dunkleren Bilder sind hauptsächlich durch seine Indienreisen geprägt. Durch den Gewinn von 1000 Francs bei einem Zeichenwettbewerb in Paris konnte er sich überhaupt die finanzielle Grundlage für die erste Indienreise beschaffen. Durch viele verschiedene Einflüsse wie häufiger Wohnsitzwechsel, Reisen, Kriegsschäden usw. sind viele Arbeiten zurzeit noch unauffindbar oder sind endgültig verloren. In dem Werkverzeichnis sind noch etwa 750 Werke aus seiner Hand abgebildet. Seine Bilder sind, wie die Arbeiten vieler anderer Künstler seiner Zeit, den Nationalsozialisten nicht genehm. An Ausstellungsbeteiligungen ist während dieser Zeit nicht zu denken. Nach der Zerstörung seiner Wohnung, des Ateliers und einer Vielzahl seiner Arbeiten in Berlin durch Kriegseinwirkungen kehrt er wieder in seine oldenburgische Heimat zurück. In zahlreichen Ausstellungen u. a. in Paris, in der Bremer Kunsthalle in den 20er Jahren, nach dem Krieg in Oldenburg, Aachen, Köln und vielen anderen Orten wurden seine Werke gezeigt.

Frankreich

Orient und Indien

Biblische Themen

Akte

Literatur

Weblinks

 Commons: Heinz Witte-Lenoir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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