Hel (Mythologie)

Hel (Mythologie)
Hel, Gemälde von Karl Ehrenberg, 1882

Hel ist in der nordischen Mythologie der Name sowohl der Unterwelt als auch der ihrer Herrscherin.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der altnordische Name Hel ist verwandt mit dem deutschen Wort Hölle und führt auf ein urgermanisches *haljô ‚Hölle, unterirdische Totenwelt‘ zurück (got. halja; altengl. hell; ahd. hellea). Das Wort steht in Beziehung zum Verb verhehlen ‚verbergen‘, ist also als ‚das Verborgene‘ zu deuten. Im Gegensatz zur christlichen Vorstellung der Hölle als Strafort bezeichnete der Ausdruck die Totenwelt ohne negative oder auch positive Konnotation. Die Personifizierung der Hel zur Herrin dieser Totenwelt hatte offensichtlich nur im Norden stattgefunden.

Die Gottheit aus dem Geschlecht der Riesen

Hel als Totengöttin ist die Tochter von Loki und der Riesin Angrboda, wird aber nicht dem Göttergeschlecht der Asen zugerechnet, sondern den Riesen. Ihre Haut ist zur einen Hälfte von normaler Farbe, zur anderen blau-schwarz, was bedeutet, dass sie halb tot und halb lebendig ist (bisweilen wird sie auch zur Hälfte alt zur Hälfte jung beschrieben). Zusammen mit ihren beiden Geschwistern, dem Fenriswolf und der Midgardschlange, wurde sie von den Asen nach Asgard gebracht, da die Götter sich vor den Kindern Lokis fürchteten. Während der Fenriswolf an die Kette Gleipnir gebunden und die Midgardschlange von Odin ins Meer geworfen wurde, verbannte man Hel aus Asgard, woraufhin sie im Norden ihr eigenes Reich gründete. Dort holt sie alle Verstorbenen zu sich, nur die tapfersten Krieger gelangen stattdessen nach Walhall an Odins Tafel. Vor diesem Schicksal sind auch die Götter nicht gefeit, wie der Tod Baldurs zeigt.

Unterwelt

Hel als Unterwelt bezeichnet die unterirdische Totenwelt, die unter den Wurzeln des Weltenbaumes, der Esche Yggdrasil, liegt und über den Todesfluss Gjöll erreicht wird. Wie beim Hades der griechischen Mythologie ist eine Rückkehr fast unmöglich. Die Brücke zur Unterwelt wird von der Riesin Modgudr bewacht. Von hier aus führt nordwärts der Weg zur hochumwallten Burg der Hel. Über diese goldene Brücke schreiten und reiten die verlorenen Seelen. Niemand hat sie gerufen, doch auch niemand verwehrt ihnen den Zugang, selbst der Höllenhund Garm nicht, der unmittelbar vor dem Eingang in einer Felsenhöhle wacht. Er lässt die Eintretenden nie wieder hinaus. Neben dem Hund sitzt der Haushahn, Fialar, mit dunkelbraunem Gefieder, ganz anders als der Hahn der Götter, den ein goldener Kamm ziert. Wenn am jüngsten Tage die Hähne der Götter und Riesen die Recken zum letzten Kampfe wecken, dann kräht auch der Hahn des unterirdischen Reichs der Hel und weckt die Totenwelt.

In Hels Burg befinden sich große Säle. Kein Sonnenstrahl dringt in die Gemächer ein, selbst die Eingangspforte zeigt zum unwirtlichen Norden. Die Wände sind aus Schlangenleibern gebildet, und durch das Rauchrohr im Dach rinnt giftiger Regen. Die Burg ist von wilden Strömen umgeben, die Vergewaltiger und Mörder durchwaten müssen. Der Drache Nidhöggr nährt sich von den Leichen verstorbener Verbrecher, und ein Wolf zerfleischt sie.

Hel wurde zunächst nicht als Ort der Strafe aufgefasst, erst später, auch unter Einfluss des Christentums, entstand die Vorstellung eines Orts der Bestrafung für Böse, insbesondere Lügner und Mörder. Der Name der christlichen Hölle leitet sich von Hel ab, dies wird bei der englischen Bezeichnung hell besonders deutlich. Die späte literarische Darstellung von Hel wurde auch stark durch antike griechische Mythologie verzerrt.

Siehe auch

Literatur

  • Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Marix Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-86539-143-8.
  • Theodor Storm: Anekdoten, Märchen, Sagen, Sprichwörter und Reime aus Schleswig-Holstein. Texte, Entstehungsgeschichte, Quellen. Boyens Verlag, Husum 2005, ISBN 978-3804211667.

Weblinks

 Commons: Hel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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