Unterwelt der griechischen Mythologie

Unterwelt der griechischen Mythologie
Fahrt über den Styx (Radierung von Gustave Doré von 1861)

Der Hades (griechisch ᾍδης), die Unterwelt der griechischen Mythologie, wird beherrscht von dem gleichnamigen Gott Hades. Seine Gattin ist Persephone. Mit Hilfe des Fährmannes Charon, dem Empfang der Begräbnisriten und einer Geldmünze, dem sogenannten Obolus, unter der Zunge kann der Fluss Styx bzw. Acheron, der Ober- und Unterwelt voneinander trennt, überquert werden. Weitere, das Totenreich umgebende Flüsse, sind Kokytos, Pyriphlegethon, der Lethestrom und der vom Acheron gebildete Acherusische See. Den Eingang zum Totenreich bildet eine Kluft, die sich am Ende der Welt am Ufer des Okeanos befindet, im Land der Kimmerier, im Hain Persephones aus Pappeln, Erlen und Weiden. Dort stürzen die schwarzen Fluten der beiden Flüsse Pyriphlegethon (der feurige Phlegethon) und Kokytos in die Tiefe. Der dreiköpfige, schlangenhaarige Höllenhund Kerberos bewacht den Eingang und sorgt dafür, dass kein Lebender den Hades betritt und kein Toter ihn verlässt.

Inhaltsverzeichnis

Totengericht, Elysium und Tartaros

Nach ursprünglicher griechischer Auffassung war der Hades gleichermaßen allen Sterblichen bestimmt, hoch oder gering, gut oder böse. Sie lebten dort nicht weiter, sondern westen nur als scheue Schatten. Der Hades blieb nur ganz wenigen, wirklich auserwählten Menschen erspart – sie wurden vergöttlicht und zu den Göttern auf den Olymp gesellt, wie Herakles.

Nach späteren Vorstellungen entschieden die Totenrichter Minos, Rhadamanthys und Aiakos nach dem Tod über das Schicksal der Seele. Die meisten Seelen gehen in die von der Lethe (Strom des Vergessens) umflossenen elysischen Gefilde ein, wo sie als Schatten schmerzlos fortwesen oder auch in ewiger Glückseligkeit leben. Nach einer anderen, mindestens ebenso alten Vorstellung befand sich das Elysion in weiten Fernen jenseits des Okeanos, auf den Inseln der Seligen.

Die Frevler aber werden in den Tartaros gestoßen, die tiefste Region, die von unheimlichen Gestalten bewohnt wird. Diejenigen, die Verfehlungen gegen die Götter begangen haben, sollen hier ewige Qualen erleiden. Der Bereich ist von einer ehernen Mauer und dem flammenden Fluss Pyriphlegeton umgeben und dient Zeus als Gefängnis für Missetäter und Gottesfrevler. Zu diesen Bewohnern der griechischen „Hölle“ gehören:

Unterweltsmythen

Persephone

Persephone und Hades. Tondo einer attischen Kylix, ca. 440-430 v. Chr. Wahrscheinlich aus Vulci.

Mit der Einwilligung des Zeus raubte Hades die junge Persephone und machte sie zu seiner Gattin. Ihre Mutter Demeter war darüber so betrübt, dass sie vergaß, das Getreide wachsen zu lassen. Zeus versuchte erst, Persephone zu befreien; da diese aber schon von den die Rückkehr verwehrenden Früchten der Unterwelt gekostet hatte, musste sie in der Unterwelt bleiben. So wurde die Vereinbarung geschlossen, dass Persephone 3/4 des Jahres auf der Erde weilen sollte (in dieser Zeit wuchs das Getreide) und 1/4 des Jahres bei Hades in die Unterwelt (in dieser Zeit war es Winter).

Orpheus und Eurydike

Orpheus stieg in die Unterwelt hinab, um seine geliebte gestorbene Frau Eurydike zu befreien. Mit seinem Gesang konnte er den Fährmann an der Styx dazu bewegen, ihn mit in die Unterwelt zu nehmen. Dort traf er auf Eurydikes Seele und bat Hades, sie wieder mit in die Oberwelt nehmen zu dürfen. Es wurde Orpheus gestattet, jedoch unter der Bedingung von Persephone, dass er vor Eurydike her gehe und sich nach ihr nicht umschauen dürfe, bis sie wieder in die Oberwelt zurückgekehrt seien. Orpheus war bestrebt, den Aufstieg so schnell wie möglich zu nehmen, doch begann er sich zu fürchten, Eurydike könne vielleicht nicht Schritt halten. Er haderte mit sich, sah sich aber endlich um. Eurydike war ein Schatten hinter ihm. Nun musste sie ihn verlassen und wieder in die Unterwelt zurückkehren. Nach anderer, von antiken Bildwerken gestützter Vorstellung berührte ihn die ihm folgende Euridike, und so sah er sich um.

Theseus und Peirithoos

Hades hielt Theseus und Peirithoos gefangen, die geschworen hatten, Töchter des Zeus zu heiraten. Theseus wählte Helena und zusammen entführten sie sie und entschlossen sich, sie solange festzuhalten, bis sie alt genug zur Heirat war. Peirithoos hatte sich vorgenommen, die Persephone aus der Unterwelt zu rauben. Sie ließen Helena bei Theseus' Mutter Aithra und Peirithoos stieg, von Theseus begleitet, hinab zur Unterwelt. Hades täuschte vor, ihnen Gastfreundschaft anzubieten und ein Fest anzusetzen, sobald die Ermüdeten sich aber niederließen, umwickelten Schlangen ihre Füße und hielten sie dort. So wurden beide wegen dieses frechen Unterfangens von Pluton (Hades)an den Stein gefesselt.

Herakles

Um als letzte der zwölf Arbeiten für Eurystheus den Höllenhund Kerberos zu holen, ließ sich Herakles zunächst vom Priester Eumolpos in die Mysterien von Eleusis (Demeter) einweihen und unternahm nach Opferungen und Entsühnung – vom Morde der Zentauren – den Abstieg in die Unterwelt im taenarischen Vorgebirge. Noch in der Unterwelt flohen die toten Seelen vor dem Heros, der mit seinem Knüppel nach der Medusa und dem Meleager drosch, bis ihm Hermes mitteilte, er übe Schattenkampf. Athene und Hermes halfen ihm auf dem Weg durch den Hades hin und zurück.

„Ganz nahe zu den Pforten des Hades gekommen, erblickte er seine Freunde Theseus und Peirithoos...
Als beide den befreundeten Halbgott erblickten, streckten sie flehend die Hände nach ihm aus...
Den Theseus ergriff auch Herakles wirklich bei der Hand, befreite ihn von seinen Banden...
Ein zweiter Versuch, auch den Peirithoos zu befreien, mißlang, denn die Erde fing an, ihm unter den Füßen zu beben...
Am Tore der Totenstadt stand der König Pluton und verwehrte ihm den Eintritt. Aber das Pfeilgeschoß des Heroen durchbohrte den Gott an der Schulter, daß er Qualen der Sterblichen empfand und, als der Halbgott nun bescheidentlich um Entführung des Höllenhundes bat, sich nicht länger widersetzte. Doch forderte er als Bedingung, daß Herakles desselben mächtig werden sollte, ohne die Waffen zu gebrauchen, die er bei sich führe“

Gustav Schwab, siehe auch Kerberos

Hades musste zusehen, wie Herakles eine seiner Kühe schlachtete und mit dem Blut der Seele des Theseus neue Kraft einhauchte, der daraufhin der Unterwelt entkam. Auch holte er Alkestis, die Gattin des Königs Admetos, aus dem Hades zurück. Einen helfend hinzutretenden Bedienten des Hades, den Hirten Menoites, hätte Herakles fast erwürgt, wenn ihn Persephone nicht besänftigt hätte, ehe er endlich mit dem Kerberos durch die Höhle Acherusia abzog.

Chthonische Götter

Nicht unbedingt als Teil eines von Seelen bewohnten Jenseits, sondern als Bewohner einer Unterwelt im Sinn einer unterirdischen Welt unter der Erde wurden die sogenannten chthonischen Götter, Dämonen und Ungeheuer gedacht:

Literatur

Weblinks

  • Wiktionary Wiktionary: Hades – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Griechische Unterwelt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Hades im Theoi Project (engl.)

Einzelnachweise



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